Molchat Doma (russ. Молчат Дома, dt. Die Schweigenden Häuser)[1][2] ist eine belarussische Darkwave/Post-Punk-Band aus Minsk, die sich am Sound des sowjetischen Underground-Rocks der 1980er-Jahre orientiert.

Molchat Doma
Allgemeine Informationen
Herkunft Minsk, Belarus
Genre(s) New Wave, Post-Punk, Darkwave, Cold Wave
Gründung 2017
Website https://molchatdoma.com/
Gründungsmitglieder
Egor Shkutko
Roman Komogortsev
E-Bass, Synthesizer
Pavel Kozlov

Biografie Bearbeiten

Die Gruppe gründete sich 2017 in Minsk mit der bis heute unveränderten Besetzung Egor Shkutko, Roman Komogortsev und Pavel Kozlov. Das erste Album S krysh nashikh domov (russ. С крыш наших домов) erschien am 24. April 2017[3] zunächst als Selbstveröffentlichung und später im Jahr als limitierte Ausgabe auf Musikkassette auf dem deutschen Underground-Label Detriti Records. Bereits in ihrer ersten Veröffentlichung experimentierte die Band mit später zu Markenzeichen werdenden Einflüssen aus sowjetischem Underground-Rock und Lo-Fi-Elementen.

Das zweite Studioalbum Etazhi (russ. Этажи) war ab dem 24. August 2018 zunächst als limitierte, später jedoch mehrmals wieder aufgelegte Schallplattenpressung auf Detriti und später auch digital und als CD-Ausgabe verfügbar und enthielt wieder Stücke im Stil des Vorgängers, jedoch mit deutlich stärkerem Lo-Fi-Sound.[4] Millionenfach aufgerufene, jedoch nicht autorisierte Uploads der beiden Alben auf YouTube sowie die Verwendung in „Doomer“-Playlists als Teil des gleichnamigen Internetphänomens[5] bedeuteten im Laufe des Jahres 2019 den Durchbruch für die Band insbesondere in Westeuropa, während sie in ihrer Heimat Belarus eher unbekannt blieben.[6] Auch durch die häufige Verwendung insbesondere des Stückes Sudno (russ. Судно) in Kurzclips auf der Videoplattform TikTok Anfang 2020 wuchs der Bekanntheitsgrad der Gruppe.[7] Seit dieser Zeit tritt die Gruppe auch regelmäßig in ganz Europa auf.

Im Januar 2020 unterschrieb die Band offiziell beim US-amerikanischen Label Sacred Bones Records, das die bisherigen Veröffentlichungen auch auf dem amerikanischen Markt offiziell verfügbar machte und weltweit neu auflegte.[8] Monument (russ. Монумент) erschien am 13. November 2020 als drittes Studioalbum und setzte den Sound der Vorgängeralben mit deutlichen Electro-Wave-Einflüssen fort.[9]

Stil Bearbeiten

Laut Aussagen der Mitglieder sind die Werke der Band stark durch sowjetischen Underground-Rock der 1980er-Jahre, insbesondere die Werke der Band Kino und ihres Frontmanns Viktor Tsoi sowie die Gruppen Alyans und Biokonstruktor geprägt.[10] Dies spiegelt sich auch in den ausschließlich auf Russisch verfassten Texten bzw. den Covern und im Artwork der Band wider, jedoch soll diese Zeit keineswegs verherrlicht werden.[11] Durch maschinellen Sound mit der Verwendung eines Drumcomputers sowie absichtlich schlechte Soundqualität (Lo-Fi) und den exzessiven Einsatz des Reverb-Nachhalleffekts wird eine finstere, dystopische Atmosphäre erzeugt.[12] Die Band selbst bezeichnete ihren Musikstil als Mischung von Synthpop/Electro Wave, Post-Punk und New Wave.[13]

Die Bühnenpräsenz der Gruppe wurde häufig mit der britischen Gruppe Joy Division verglichen, insbesondere bei dem Sänger Shkutko wurden Parallelen zum Joy-Disivion-Frontmann Ian Curtis gezogen.[14]

In der Öffentlichkeit tritt die Band hauptsächlich in Kleidung der britischen Modemarke Fred Perry auf und warb als Teil der „Fred Perry Subculture“ für das Unternehmen.[15]

Diskografie Bearbeiten

Alben Bearbeiten

  • 2017: S krysh nashikh domov / С крыш наших домов (Detriti Records)
  • 2018: Etazi / Этажи (Detriti Records)
  • 2020: Monument / Монумент (Sacred Bones Records)

Singles Bearbeiten

  • 2017: Kommersanty / Коммерсанты (Selbstveröffentlichung)
  • 2019: Zvezdy / Звезды (Selbstveröffentlichung)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jens Uthoff: Klassenfahrt ins Düstere. taz.de, abgerufen am 30. März 2022.
  2. Benjamin Kübart: Zeitreisende soll man nicht aufhalten – Molchat Doma im Interview. ctdasradio.de, abgerufen am 3. April 2022.
  3. S krysh nashikh domov. Discogs, abgerufen am 30. März 2022.
  4. Ethazi. Discogs, abgerufen am 30. März 2022.
  5. Eine der beliebtesten New-Wave-Bands aus Osteuropa kommt nach Berlin. tagesspiegel.de, abgerufen am 30. März 2022.
  6. Giacomo Stefanini: Se il punk è ancora vivo nel 2020, è anche grazie ai canali YouTube. vice.com, abgerufen am 30. März 2022.
  7. Cat Zhang: How Belarusian Post-Punks Molchat Doma Became a TikTok Meme. pitchfork.com, abgerufen am 30. März 2022.
  8. Bill Pearis: Belarusian darkwave band Molchat Doma sign to Sacred Bones, reissuing LPs, touring North America. brooklynvegan.com, abgerufen am 30. März 2022.
  9. Monument. Discogs, abgerufen am 30. März 2022.
  10. Tony Inglis: Doomsday Disco: Why Belarusian band Molchat Doma is more than just a TikTok meme. calvertjournal.com, abgerufen am 9. Juni 2022.
  11. Alexander Velikanov: «Молчат дома». «Танцевать». colta.ru, abgerufen am 30. März 2022.
  12. Eine der beliebtesten New-Wave-Bands aus Osteuropa kommt nach Berlin. tagesspiegel.de, abgerufen am 30. März 2022.
  13. Molchat Doma. molchatdoma.com (archiviert), archiviert vom Original am 26. April 2020; abgerufen am 30. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/molchatdoma.com
  14. Kieron Tyler: Tallinn Music Week 2019 review: 'We All Value Being European'. theartdesk.com, abgerufen am 30. März 2022.
  15. MOLCHAT DOMA. fredperry.com, abgerufen am 30. März 2022.