Minuskel 6

griechisches Manuskript des Neuen Testaments

Minuskel 6 (in der Nummerierung nach Gregory-Aland), δ 356 (von Soden) ist eine griechische Minuskelhandschrift des Neuen Testaments auf 235 Pergamentblättern (14,4 × 10,5 cm). Mittels Paläographie wurde das Manuskript auf das 13. Jahrhundert datiert.[1]

Manuskripte des Neuen Testaments
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Minuskel 6
Text Neues Testament (ohne Offenbarung)
Sprache griechisch
Datum 13. Jahrhundert
Lagerort Bibliothèque nationale de France
Größe 14,4 × 10,5 cm
Typ Alexandrinisch / Byzantinisch
Kategorie III/V
Hand elegant geschrieben
Notiz textlich nahe an 4

Beschreibung Bearbeiten

Die Handschrift wurde einspaltig in 29 bis 47 Zeilen je Seite geschrieben.[1] Die Buchstaben sind elegant und klein ausgeführt.[2]

Der Kodex enthält mit einigen Lakunen (Lücken) das Neue Testament, jedoch ohne die Offenbarung des Johannes. Die katholischen Briefe sind vor den Paulusbriefen angeordnet. Das Manuskript enthält ein Synaxarion mit der Liturgie Johannes Chrysostomos, κεφαλαια,[3] den the Euthalischen Apparatus, στιχοι und Ornamente.[2]

Text Bearbeiten

Der griechische Text der Katholischen Briefe und der Paulusbriefe repräsentiert den Alexandrinischen Texttyp mit zahlreichen fremden Lesarten. Aland ordnete ihn in Kategorie III ein. Der Text gehört zur Familie 1739. Die restlichen Bücher des Neuen Testaments (Evangelien und Apostelgeschichte) repräsentieren den Byzantinischen Texttyp und sind nahe an Minuskel 4 und Minuskel 75. Diesen Teil ordnete Aland in Kategorie V ein.[4]

Besondere Lesarten:

  • in Römer 3:12 fehlt ουκ εστιν — B, 6, 424**, 1739
  • in 1. Korinther 1:14 fehlt τω θεω — א* B, 6, 424**, 1739
  • in Galater 1:15 fehlt και καλεσας δια της χαριτος αυτου —  46, 6, 424**, 1739, 1881
  • in Epheser 1:1 fehlt εν εφεσω —  46, B, 6, 424**, 1739
  • in Epheser 4:28 fehlt ταις (ιδιαις) χερσιν — P, 6, 424**, 1739, Minuskel 1881
  • in Epheser 5:31 fehlt και προσκολληθησεται προς την γυναικα αυτου — 6, 1739*, Origenes, Hieronymus
  • in 1 Timotheus 3:14 fehlt προς σε (εν) — (F, G), 6, 263, 424**, 1739, 1881
  • in 2 Timotheus 4:8 fehlt πασσι — D**, 6, 424**, (1739), 1881, lat. Ambrosiaster
  • in Hebräer 5:12 fehlt τινα — Unzial 075, 6, 424**, 1739, 1881

Geschichte Bearbeiten

Minuskel 6 wurde von Robert Estienne in seiner Editio Regia verwendet und mit ε' referenziert. Sie wurde von Wettstein, Griesbach und Scholz weiter untersucht.[3] In der 27. Ausgabe des Novum Testamentum Graece von Nestle-Aland wird sie nur zweimal zitiert (1. Kor 11:24; 15:6).[5]

Der Kodex wird in der Bibliothèque nationale de France (Gr. 112) in Paris aufbewahrt.[1]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c K. Aland, M. Welte, B. Köster, K. Junack, Kurzgefasste Liste der griechischen Handschriften des Neues Testaments, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1994, S. 47.
  2. a b C. R. Gregory, "Textkritik des Neuen Testaments", Leipzig 1900, Bd. 1, S. 129.
  3. a b F. H. A. Scrivener, "A Plain Introduction to the Criticism of the New Testament" (London 1861), p. 143.
  4. Kurt Aland, and Barbara Aland, The Text of the New Testament: An Introduction to the Critical Editions and to the Theory and Practice of Modern Textual Criticism, transl. Erroll F. Rhodes, William B. Eerdmans Publishing Company, Grand Rapids, Michigan, 1995, S. 129.
  5. Kurt Aland, "Synopsis Quattuor Evangeliorum. Locis parallelis evangeliorum apocryphorum et patrum adhibitis edidit", Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1996, S. XXVII.

Literaturverzeichnis Bearbeiten

  • J. N. Birdsall, A Study of MS. 1739 and its Relationship to MSS. 6, 424, 1908, and M, (unpublished Ph.D. dissertation, 1959).

Weblinks Bearbeiten

  • Minuskel 6 in der Encyclopedia of Textual Criticism