Der Microlino ist ein vollelektrisches, vierrädriges Leichtfahrzeug, das von Micro Mobility Systems vermarktet wird und für die städtische Mobilität entwickelt ist. Es hat eine nach vorn zu öffnende Tür und auf die Karosserie aufgesetzte Scheinwerfer. Der Microlino hat zwei Sitze, einen Kofferraum, ein Faltdach. Er kann entweder mit einem Haushalts- oder einem Typ-2-Stecker aufgeladen werden.[1]

Micro Mobility Systems
Microlino in Seoul, daneben ein Micro Kickscooter
Microlino in Seoul,
daneben ein Micro Kickscooter
Microlino in Seoul,
daneben ein Micro Kickscooter
Microlino
Produktionszeitraum: seit 2022
Klasse: Leichtfahrzeug
Karosserieversionen: Kombicoupé
Motoren: Elektromotoren:
8–12,5 kW
Länge: 2519 mm
Breite: 1473 mm
Höhe: 1501 mm
Radstand: 1500 mm
Leergewicht: 496–530 kg

Als vierrädriges Leichtfahrzeug (L7e) vereint der Microlino Merkmale eines Autos und eines Motorrads.[2][3][4] Er hat 50 % weniger Teile als ein typisches Auto und wiegt 513 Kilogramm.[1][3]

Es wird auch eine Version Microlino lite hergestellt, deren Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h auf 45 km/h reduziert wurde (L6e). In manchen Ländern darf dieses Fahrzeug bereits ab 14 Jahren gefahren werden, in Österreich und Deutschland ab 15 Jahren.[5] Der Preis für den Microlino lite beginnt bei 17.900 Euro, für den schnelleren bei 19.900 Euro.[6]

Geschichte

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Micro Mobility Systems entwickelte den Microlino zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.[7] Auf dem 86. Genfer Automobilsalon 2016 wurde das fertige Fahrzeug vorgestellt. Die Idee für den Microlino stammt von Wim, Oliver und Merlin Ouboter, den Gesellschaftern von Micro Mobility Systems, die unter anderem den klappbaren Tretroller Micro Scooter vertreiben. Den Prototyp des Microlino ließen sie in China bauen.[8][9]

Leitgedanke war, ein Fahrzeug für platzsparende und effiziente städtische Mobilität zu entwickeln.[8] Der Microlino ist so konstruiert, dass er klein und wendig wie ein Motorrad ist und gleichzeitig Wetterschutz bietet. Die Form ähnelt den Isettas der 1950er Jahre.[8][10]

Mitte 2020, vor der Markteinführung des Microlino ließ sich der Hersteller von Jürgen Rudat beraten, der bei Tesla den Europa-Vertrieb aufgebaut hatte und dort von 2016 bis 2019 Direktor für Zentraleuropa war.[11][12]

Im Jahr 2022, sechs Jahre nach dem Genfer Automobilsalon 2016, leitete das Unternehmen Urheberrechtsklage gegen den Anbieter eines ähnlichen Fahrzeugs ein. Dieses Unternehmen stellte Anfang 2024 Antrag auf Insolvenz; eine Sanierung ist jedoch beabsichtigt.[13][14][15] Die Einführungsedition des Microlino wurde Mitte 2022 im Werk in Turin hergestellt;[16][17] Beide Modelle werden dort gefertigt.[18] Zur Vereinfachung des Produktionsstarts haben die 999 Editionsmodelle (Pioneer Edition) eine annähernd feste Ausstattung.[19] Im Oktober 2022 wurden der Microlino Lite und der Microlino Spiaggina, eine Version mit Stoffverdeck, ohne Heck- und Seitenscheiben,[20] als Entwürfe auf dem Pariser Autosalon vorgestellt.[21][22][21]

In Deutschland wird 2024 ein Händlernetz aufgebaut,[23] Ziel sind 50 Stützpunkte.[18]

Produktion

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Im Jahr 2019 begann eine Zusammenarbeit von Micro Mobility Systems mit CECOMP, einem 1978 gegründeten italienischen Automobilunternehmen, um sowohl die äußere Form als auch die Technik des Microlino 1.0 zum moderneren Microlino 2.0 zu verfeinern.[24] Cecomp ist auch der Fertigungspartner für die Serienproduktion.

 
Karosseriestruktur, Genf 2024

Die ersten Versionen des Microlino hatten eine Kunststoffkarosserie auf einem Gitterrohrrahmen.[25] Der Microlino 2.0 hingegen hat nun eine selbsttragende Karosserie aus Aluminium und Stahl; dies bewirkt eine größere Crashsicherheit; die Beplankung besteht aus Blech. Die (Front-)tür lässt sich durch Knopfdruck öffnen.[26] Der Kofferraum fasst 231 Liter.[25] Der über der Hinterachse eingebaute Motor leistet bei der lite-Version auf Dauer 6 kW (8 PS),[25] bei der 90 km/h schnellen Version 12,5 kW (17 PS). Die Energie kommt bei der stärkeren Version aus einem Lithium-Ionen-Akku mit bis zu 14 kWh Kapazität; letztere ermöglicht eine Reichweite von etwa 230 km. Mit einem 10,5-kWh-Akku sind es nach dem WLTP etwa 177 km.[26][23] Für die stärkere Version wird ein Verbrauch von 5,9 kWh/100 km angegeben.[26] Das Laden an einer Haushaltssteckdose dauert beim 10,5er-Akku etwa vier Stunden.[25] Die Räder sind 13 Zoll groß. Außerdem wurde bei der Version 2.0 die Lenksäule statt an der Tür am Chassis angebracht.[1] Anders als Citroën Ami (2020)/Opel Rocks Electric und Fiat Topolino (2023) gibt es den lite und die erste Pioneer-Edition in je zwei, das 12,5-kW Modell später in mehreren Farben.[27]

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Commons: Microlino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Microlino 2.0: Vision von umweltfreundlicher, effizienter & wettergeschützter Mobilität. In: elektroauto-news.net. 5. März 2020; (deutsch).
  2. Thomas Ricker: Smile, the new Microlino and Microletta electrics are here. In: The Verge. 4. März 2020; (englisch).
  3. a b Microlino. In: microlino-car. Abgerufen am 18. März 2021.
  4. microlino – das ist kein Auto. In: microscooter. Abgerufen am 18. März 2021.
  5. Den Microlino Lite darf man ab 14 fahren. In: auto-illustrierte.ch. 28. Februar 2024; (deutsch).
  6. https://configurator.microlino-car.com/de/choose-edition, abgerufen am 25. Juni 2024.
  7. Absolventenporträt: Projektleiter Microlino. In: ZHAW School of Engineering. Abgerufen am 18. März 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  8. a b c Our Journey. In: microlino-car. Abgerufen am 18. März 2021 (englisch).
  9. Wir – Das Magazin für Unternehmerfamilien. Abgerufen am 26. Juni 2024.
  10. Micro Electric Broschüre DE. In: yumpu. Abgerufen am 18. März 2021.
  11. Andreas Wilkens: Ex-Tesla-Topmanager gibt Elektro-Knutschkugel Microlino Starthilfe. In: heise.de. 30. Juni 2020, abgerufen am 29. Juni 2024.
  12. Von Elon Musk zu City-Elektroautos: Ex-Tesla-Europachef Jochen Rudat berät Microlino - manager. In: manager-magazin.de. 7. Juli 2020, abgerufen am 29. Juni 2024.
  13. Eurotransport. Abgerufen am 26. Juni 2024.
  14. Heise. Abgerufen am 26. Juni 2024.
  15. Thomas Harloff: Evetta Prima, Openair und Cargo: Der nächste elektrische Isetta-Klon. In: auto-motor-und-sport.de. 17. Februar 2023, abgerufen am 25. Juni 2024.
  16. Viknesh Vijayenthiran: Microlino modern Isetta ready to start deliveries. Motorauthority, 15. Juni 2022; (englisch).
  17. Jonathon Ramsey: Microlino 2.0 enters production with Pioneer Series. Autoblog, 14. Juni 2022; (englisch).
  18. a b ecomento.de: Microlino: Potenzial von 10.000 Fahrzeugen im Jahr. In: ecomento.de. 10. April 2024, abgerufen am 25. Juni 2024.
  19. Roland Hildebrandt: Microlino: Endlich kommt er auf den Markt. In: insideevs.de. 13. Mai 2022, abgerufen am 27. Juni 2024.
  20. Stefan Leichsenring: Microlino Lite und Microlino Spiaggina: Zwei neue Versionen. In: insideevs.de. 17. Oktober 2022, abgerufen am 26. Juni 2024.
  21. a b Michael Gauthier: Super Cute Microlino Lite And Spiaggina Concepts Preview Upcoming Production Models. In: Carscoops. 17. Oktober 2022; (englisch).
  22. Microlino Lite (2023). L'Isetta moderne face à la Citroën Ami. In: largus France. 20. Oktober 2022; (französisch).
  23. a b Testfahrt im Microlino: Die elektrische Isetta. In: adac.de. 1. Februar 2024; (deutsch).
  24. Karl Smith: Micro Mobility's Microlino and Microletta. (englisch).
  25. a b c d Thomas Harloff, Andreas Of-Allinger, Bernd Conrad: Microlino 2.0: Microlino Lite als L6e-Version mit Vmax 45 km/h. In: auto-motor-und-sport.de. 26. Februar 2024, abgerufen am 25. Juni 2024.
  26. a b c Klaus Uckrow": Ausfahrt im Kleinmobil von Micro. In: autozeitung.de. 11. Mai 2023, abgerufen am 25. Juni 2024.
  27. Cora Werwitzke: E-Kabinenroller Microlino in Deutschland erhältlich. In: electrive.net. 24. April 2023, abgerufen am 26. Juni 2024.