Internationale Meeresbodenbehörde

internationale Organisation
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Die Internationale Meeresbodenbehörde (englisch International Seabed Authority – ISA) ist eine Internationale Organisation mit Sitz in Kingston (Jamaika). Sie wurde 1994[2] durch das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ; United Nations Convention on the Law of the Sea – UNCLOS) gegründet. Teil XI des Übereinkommens regelt die Einrichtung der Behörde (siehe insbesondere Art. 156 SRÜ).

Internationale Meeresbodenbehörde
International Seabed Authority


Hauptquartier in Kingston
Organisationsart internationale Organisation
Kürzel ISA
Leitung Michael W. Lodge[1] seit 2017
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Status aktiv
Gegründet 1994
Hauptsitz Kingston
Jamaika Jamaika
Oberorganisation UN DESA
isa.org.jm

Sie hat den Auftrag, Bodenschätze der Tiefsee als „gemeinsames Erbe der Menschheit“ zu verwalten. Am 13. Juli 2000 hat die Internationale Meeresbodenbehörde den Tiefseebergbau-Kodex für die Prospektion und Exploration polymetallischer Knollen (siehe: Manganknollen) verabschiedet. Die auf dem Meeresboden lagernden Knollen enthalten außer Mangan vor allem Cobalt, Kupfer und Nickel. In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Knollenvorkommen intensiv untersucht. Aufgrund verstärkten Recyclings und wegen der Substitution dieser Stoffe sowie neuer Funde in Australien und Kanada kam es letztlich nicht zur Exploration. Hinzu kommt, dass die für den Tiefseebergbau notwendigen Technologien noch sehr teuer sind.

Entwicklung in Richtung Abbau

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Feld mit Manganknollen im nördlichen Äquatorialpazifik

Im Juli 2016 wurde über einen Richtlinienentwurf der Behörde zur Vergabe von Abbau-Lizenzen berichtet, die in Zukunft über Staaten an Unternehmen erteilt werde könnten. Bildlich vorgestellt wurde eine vom kanadischen Unternehmen Nautilus Minerals gebaute Maschine zur Ernte von Manganknollen vor Papua-Neuguinea. Ihre vorne geführte Walze weist raspelnde Zähne und Einziehschnecken auf. Thematisiert wird zugleich, dass in der Tiefsee wenig Licht und Nährstoffe vorhanden sind, sodass also die Regeneration von zwangsläufig mitzerstörten Korallen Jahrhunderte benötigt.[3]

Konkret wurden im Dezember 2020 Bestrebungen von den Unternehmen DEME und Lockheed Martin bekannt, sich Zugriff auf Rohstoffe der Tiefsee, für die Entwicklungsländer Lizenzen haben, zu verschaffen, wobei noch keine globalen Umweltregeln für den Tiefseebergbau bestehen.[4]

Im Vorfeld der Generalversammlung der ISA im Juli 2024 stand das Abbauprojekt der kanadischen Konzerns The Metals Company in der Diskussion. Deutschland plädiert dafür, vor Genehmigungen zuerst eine Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt zu schaffen.[5]

Hauptorgane

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Hauptorgane der Behörde sind die Versammlung (Art. 159 ff. SRÜ), der Rat (Art. 161 ff. SRÜ) und das Sekretariat (Art. 166 ff. SRÜ). Organe des Rates sind die Kommission für wirtschaftliche Planung und die Rechts- und Fachkommission (Art. 163 Nr. 1, 164, 165 SRÜ).

Generalsekretäre

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The Enterprise

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The Enterprise ist das Organ der Behörde, das unmittelbar Tätigkeiten in Abbaugebieten sowie die Beförderung, die Verarbeitung und den Absatz der gewonnenen Mineralien durchführen soll (Art. 158 Nr. 2, Art. 170 SRÜ). Das Unternehmen soll künftig einen Verwaltungsrat, einen Generaldirektor und das sonstige zur Wahrnehmung seiner Aufgaben notwendige Personal haben. Seine Satzung ist in Anlage IV zum SRÜ enthalten.[6]

Der Meeresbodenbergbau befindet sich noch in der Sondierungsphase, die Bodenschätze werden außerhalb nationaler Gewässer noch nicht abgebaut.[7] Die ISA und ihre 36 Mitgliedstaaten konnten sich noch nicht darüber einigen, ob und in welcher Form Tiefseebergbau zulässig sein soll oder nicht.[8] Auch The Enterprise befindet sich deshalb noch im Aufbau.

Zwischen 2018 und 2023 wurde The Enterprise vom trinidadischen Diplomaten Eden Charles als Sonderbeauftragten des Generalsekretärs geleitet,[9][10] der nach einer Umstrukturierung seit 2024 das Unternehmen als Interim Director-General mit direkter Einbindung am Sekretariat der ISA führt.[11]

Siehe auch

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Literatur

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  • Frank Reinhardt: Meeresboden und Meeresuntergrund sowie deren Verwaltung durch die Internationale Meeresbodenbehörde, in: Schriftenreihe der Danziger Naturforschenden Gesellschaft, 2004, Band 6, Seite 192–207; ISBN 83-87359-84-X
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Commons: Internationale Meeresbodenbehörde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. https://www.isa.org.jm/the-secretary-general/ abgerufen am 24. Oktober 2023
  2. https://www.britannica.com/topic/International-Seabed-Authority
  3. Elke Ziegler: Weltweites Rennen um Meeresbodenschätze, science.orf.at, 22. Juli 2016, abgerufen am 22. Juli 2016.
  4. spiegel.de vom 4. Dezember 2020, Umweltschützer warnen vor Zugriff von Konzernen auf die Tiefsee, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  5. dpa: Meeresbodenbehörde tagt in kritischem Moment. 29. Juli 2024, abgerufen am 30. Juli 2024.
  6. Anlage IV Satzung des Unternehmens. fedlex, abgerufen am 14. Januar 2024.
  7. Internationale Meeresbodenbehörde (ISA). OceanCare, 13. Mai 2022.
  8. Tiefseebergbau: Wie geht es nach ISA-Fristablauf weiter? miningscout.de, 1. August 2023.
  9. Das Unternehmen. Internationale Meeresbodenbehörde, abgerufen am 15. Januar 2024.
  10. Herr Eden Charles aus Trinidad und Tobago wurde zum Interims-Generaldirektor des Unternehmens ernannt. Internationale Meeresbodenbehörde, abgerufen am 15. Januar 2024.
  11. Mr. Eden Charles of Trinidad and Tobago appointed Interim Director-General of the Enterprise. 14. Dezember 2023, abgerufen am 6. August 2024 (englisch).

Koordinaten: 17° 57′ 52,9″ N, 76° 47′ 29,6″ W