Majed Abu Maraheel (arabisch ماجد أبو مراحيل, DMG Māǧid Abū Marāḥīl; geboren 5. Juni 1963 im Flüchtlingslager Nuseirat; gestorben 11. Juni 2024 ebenda[1]) war ein palästinensischer Langstreckenläufer und Trainer.

Sportlicher Werdegang

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Die Familie von Abu Maraheel lebte in Beersheba in der Negev, 100 Kilometer von Gaza entfernt, wo sie Land besaß.[2] 1948 flüchtete sie während des Palästinakrieges und lebte seitdem in einem Flüchtlingslager in Gaza.[3]

Als Jugendlicher wollte Abu Maraheel Fußballspieler werden, was aus praktischen Gründen im Gazastreifen aber nicht möglich war. Mit zwölf Jahren verließ er die Schule und arbeitete fortan als Tagelöhner in Israel. Um fit zu bleiben, lief er täglich 20 Kilometer bis zur Grenze bei Erez.[4] Schon bald nahm er an Wettkämpfen in Gaza-Stadt teil, gewann 1995 das Olympic Day Festival und wurde von Jassir Arafat ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde er bei den arabischen Leichtathletikmeisterschaften in Kairo Neunter über 10.000 Meter.[2] Majed gab seinen Job als Arbeiter in Israel auf, trat dem Sicherheitsdienst der Palästinensischen Autonomiebehörde bei und gehörte zur Leibwache Force 17 von Arafat, um diesen vor der Hamas zu schützen. 1991 wurde er von israelischen Soldaten angeschossen, als er gemeinsam mit Kindern angetroffen wurde, die zuvor Steine auf die Soldaten geworfen hatten.[3]

1996 startete Majed Abu Maraheel bei den Olympischen Spielen in Atlanta im 10.000-Meter-Lauf und belegte mit einer Zeit von 34:40.50 Minuten Platz 21. Er war der erste Olympionike seines Landes und bei diesen Spielen der einzige, so dass er auch die Fahne seines Landes trug.[1][5] Israel hatte gegen die Teilnahme einer palästinensischen Mannschaft mit eigener Flagge Protest eingelegt, den das IOC aber zurückgewiesen hatte.[6]

Nach seiner aktiven Zeit als Leichtathlet war Abu Maraheel als Trainer tätig und betreute die nächste Generation palästinensischer Läufer wie Nader al-Masri bei den Olympischen Spielen in Peking sowie 2012 Bahaa al-Farra und Woroud Sawalha bei den Spielen in London.[1]

Abu Maraheel starb am 11. Juni 2024 im Alter von 61 Jahren an Nierenversagen. Laut palästinensischen Medien konnte er wegen des Krieges mit Israel nicht medizinisch versorgt werden. Seine Familie habe vergeblich versucht, ihn in ein Krankenhaus nach Ägypten zu bringen, sei aber am geschlossenen Grenzübergang in Rafah gescheitert.[1]

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Alexander Davydov: Der erste palästinensische Olympia-Teilnehmer ist tot. In: FAZ.net. 18. Juni 2024, abgerufen am 18. Juni 2024.
  2. a b Judith Miller: Olympic Profile: Atlanta 1996; For Palestinian Runner, Carrying Flag Is Glory Enough - The New York Times. In: nytimes.com. 4. April 1996, abgerufen am 18. Juni 2024 (englisch).
  3. a b Abhijit Nair: Meet Palestine’s first Olympic flag-bearer who was once shot in Israel. In: thebridge.in. 21. Mai 2021, abgerufen am 18. Juni 2024 (englisch).
  4. Palestine’s first ever Olympian dies in Gaza from lack of treatment due to Israel’s war. In: Middle East Eye. 13. Juni 2024, abgerufen am 18. Juni 2024 (englisch).
  5. Raúl Daffunchio Picazo: First Palestinian Olympic athlete, Majed Abu Maraheel dies tragically. In: insidethegames.biz. 15. Juni 2024, abgerufen am 18. Juni 2024 (englisch).
  6. IOC rejects Israeli protests over Palestine sign. In: upi.com. 15. Juli 1996, abgerufen am 19. Juni 2024 (englisch).