Lynette Yiadom-Boakye

englische Künstlerin

Lynette Yiadom-Boakye (* 1977 in London, England) ist eine ghanaisch-britische Künstlerin, Autorin und Malerin. Sie ist vor allem für ihre Porträts von imaginären oder aus gefundenen Gegenständen abgeleiteten Personen bekannt, die in gedeckten Farben gemalt sind. Ihr Werk hat zur Renaissance der Malerei der Schwarzen Figur beigetragen. Ihre Bilder werden regelmäßig international in Einzelausstellungen präsentiert.

Leben Bearbeiten

Yiadom-Boakyes Eltern stammen beide aus Ghana und arbeiteten als Krankenpfleger in London. Yiadom-Boakye schloss das Falmouth College of Arts, heute Falmouth University ab und erhielt 2003 einen Magistertitel an der Londoner Royal Academy of Arts.

Werk Bearbeiten

Lynette Yiadom-Boakyes Malstil hat eine bewusst gewählte nächtliche Farbgebung und sie porträtiert ausschließlich schwarze Menschen.[1] Mit ihrer expressiven Representation der menschlichen Figur, untersucht die Künstlerin einerseits formale Mechanismen des Mediums Malerei und deckt andererseits politische und psychologische Dimensionen in ihrem Werk auf. Lynette Yiadom-Boakye malt ausschließlich fiktionale Charaktere. Die Figuren sind absichtlich keiner Zeit und keinem Ort zuordenbar. Dazu meint die Künstlerin in einem Gespräch: “People ask me, ‘Who are they, where are they?’ What they should be asking is ‘What are they?’ ”[2] Sie nutzt für ihre Bilder Techniken der Ölmalerei auf Leinwand und das Ausdruckspotenzial ihrer Bilder, das jenseits des Konzepts Porträts steht. Dieses Verfahren wird in der Kunstgeschichte als Tronie bezeichnet.[1] Die meisten ihrer Gemälde stellt sie an einem Tag fertig.[3]

Die Ausstellungsdirektorin der Tate Britain, Andrea Schlieker, schreibt 2020 im Katalog der Ausstellung Fly in League with the Night: „Sie (die Künstlerin) erklärt Ruhe zu einer Form des Widerstands, Gelassenheit zum sinnstiftenden Akt.“[4] Das Magazin The Guardian beschreibt Yiadom-Boakyes Werk: „Es ist, als wäre man falsch abgebogen und in den Galerien des 18. Jahrhunderts gelandet. Nur dass die Schwarzen, die in diesen Porträts nur unterwürfige Nebenrollen spielten, jetzt im Vordergrund stehen und die hohe spirituelle Ebene einnehmen, die einst den weißen Gesichtern in der Kunst vorbehalten war.“[1]

Bei einem Besuch von Rolf Lauter in London, um mit William Feaver das Projekt Direkte Malerei in der Kunsthalle Mannheim zu besprechen, erwähnte Feaver Lynette Yiadom-Boakye. Lauter traf sie in ihrem Studio und wählte spontan 10 Bilder für die Mannheimer Ausstellung aus.[5] In den folgenden Jahren bis 2007 wurden ihre Werke mehrfach in Einzel- und Gruppenpräsentationen der Kunsthalle gezeigt.[6]

Yiadom-Boakye schreibt auch Kurzgeschichten und veröffentlicht diese gemeinsam mit Abbildungen ihrer Malereien. Sie stehen aber nicht in direktem Bezug zueinander. In einem Interview mit der Time Out sagte sie: „Ich male nicht über das Schreiben oder schreibe über die Malerei. Es ist genau das Gegenteil: Ich schreibe über die Dinge, die ich nicht malen kann, und ich male die Dinge, über die ich nicht schreiben kann.“[3]

2018 wurde Lynette Yiadom-Boakye mit dem Carnegie Prize ausgezeichnet, und 2012 erhielt sie den Pinchuk Foundation Future Generation Prize.[7] 2013 stand sie auf der Shortlist für den Turner Preis.[8]

Preise und Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2012: Pinchuk Foundation Future Generation Preis
  • 2013: Nominierung zum Turner-Preis
  • 2018: Carnegie Preis

Ausstellungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Natures, Natural and Unnatural/Lynette Yiadom-Boakye, Whitechapel Art Gallery, London 2015, ISBN 978-0-85488-239-7.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Lynette Yiadom-Boakye review – ‘she’s turned Tate Britain on its head’. 2. Dezember 2020, abgerufen am 4. April 2022 (englisch).
  2. Christopher Bollen: Lynette Yiadom Boakye. 27. November 2012, abgerufen am 9. Juni 2018 (englisch).
  3. a b Zadie Smith: Lynette Yiadom-Boakye’s Imaginary Portraits. 12. Juni 2017, abgerufen am 4. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  4. 70 Porträts – ein rauschhaftes Glücksgefühl. In: Der Tagesspiegel Online. 13. Dezember 2021, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 4. April 2022]).
  5. Rolf Lauter (Hrsg.): Direkte Malerei / Direct Painting. 40 Positionen internationaler zeitgenössischer Malerei. Die neue Kunsthalle IV, 06.11.2004-01.05.2005, Kunsthalle Mannheim 2004/05. OCLC 915687122.
  6. Rolf Lauter: Full House: Gesichter einer Sammlung / Faces of a Collection, Kunsthalle Mannheim, 02.04.-04.09.2006. Mannheim 2006 (worldcat.org [abgerufen am 4. März 2020]).
  7. Andrew Russeth, Andrew Russeth: 2018 Carnegie International’s Prizes Go to Lynette Yiadom-Boakye, Postcommodity. In: ARTnews.com. 13. Oktober 2018, abgerufen am 4. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  8. Tate: Lynette Yiadom-Boakye. Abgerufen am 4. April 2022 (britisches Englisch).
  9. Lynette Yiadom-Boakye gets a Tate survey and will show works in Accra. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  10. Tate: Lynette Yiadom-Boakye – Exhibition at Tate Britain. Abgerufen am 22. Oktober 2019 (britisches Englisch).
  11. Fliegen im Verbund mit der Nacht. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  12. Fly In League With The Night. Abgerufen am 23. Mai 2022.