Ludwig Gall

deutscher Sozialtheoretiker und Erfinder

Heinrich Ludwig Lambert Gall (* 28. Dezember 1791 in Aldenhoven; † 31. Januar 1863 in Trier) war ein Erfinder und Sozialtheoretiker. Er gilt als Retter des Weinanbaus an der Mosel.

Ludwig Gall, 1860.
 
Gedenktafel am …
 
Ludwig-Gall-Haus in Aldenhoven
 
50° 53′ 41,5″ N, 6° 17′ 15″ O

Nach verschiedenen Anstellungen kam Gall 1815 nach Trier und erhielt 1816 eine Anstellung als Sekretär an der neugebildeten Bezirksregierung. Auf Grund der Not der Bevölkerung führte er eine Auswanderungsaktion nach Harrisburg in den USA durch, kehrte jedoch 1820 zurück und schrieb ein zweibändiges kritisches Werk über seine Erlebnisse im Rahmen dieser Aktion. Ab 1826 war Gall bei der Regierung in Koblenz zur Bearbeitung von Domänenangelegenheiten tätig und förderte dabei die Ablösung des in den rechtsrheinischen Weinbergen noch vorhandenen Zehntrechts. Später versuchte er die Not der moselländischen Winzer zu lindern, wozu er das Verfahren der „Nassverbesserung“ oder treffender „Nasszuckerung“ entwickelte. Mehrere schlechte Ernten, insbesondere 1850, hatten dazu geführt, dass viele Winzer den Weinbau aufgegeben hatten. Da der Most in schlechten Jahren zu viel Säure und zu wenig Zucker enthielt wurde deshalb Wasser zur Verdünnung der Säure sowie Zucker zugesetzt. Für Gall war dies keine Verfälschung des Weines, da dieser sowieso ein Kunstprodukt sei. 1857 gründete er eine Wochenzeitung, den Allgemeinen Deutschen Telegraph mit Sitz in Stuttgart.

Leistungen

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Galls Erfindungen sind heute weitgehend überholt. Durch sein Verfahren der „Nasszuckerung“ galt er als Retter des Moselweinbaus. Jedoch muss man im Nachhinein feststellen, dass die Anwendung des Verfahrens den Ruf des Moselweines ruiniert hat und dieser lange als minderwertiges Billigprodukt galt.

  • Gutgemeinter Rath an meine deutschen Landsleute, bei ihrer Landung in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, 1820;
  • Meine Auswanderung nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Frühjahr 1819 und meine Rückkehr nach der Heimath im Winter 1820, 2 Bände, Trier 1822. Digital verfügbar bei Google [1]
  • Was könnte helfen? : immerwährende Getraidelagerung, um jeder Noth des Mangels und des Ueberflusses auf immer zu begegnen, und Creditscheine, durch die Getraidevorräthe verbürgt, um der Alleinherrschaft des Geldes ein Ende zu machen. Trier 1825. (Reprint Glashütte 1974)
  • Darlegung der Vorzüge des in Preußen, Oestreich, Baiern und Württemberg patentierten rheinländischen Dampf-Brenn-Apparats, für Brennerei-Besitzer und Kupferwaaren-Fabrikanten. Trier 1831
  • Mein Wollen und mein Wirken. Trier 1835 (Reprint Glashütte 1974)
  • Beleuchtung der Förster'schen sogenannten Kritik der gerühmtesten Destillirgeräthe: Nebst Vorschlägen zu einem Wettbrennen zwischen denjenigen Apparaten, welche darauf Anspruch machen, die zweckmäßigsten zu seyn. Trier 1835. Digital verfügbar bei Google [2]
  • Praktische Anleitung, sehr gute Mittelweine selbst aus unreifen Trauben, und vortrefflichen Nachwein aus den Trestern zu erzeugen, 3. Aufl. (mit ausführlichen Begründungen der Winzernot). Trier 1854
  • Eine in zehn Minuten einzurichtende Verbesserung an Stubenöfen jeder Art, wodurch, mit 1/3 weniger Brennstoff, eine bessere und gleichmäßigere Erwärmung der Wohnungen erreicht wird. Trier 1855. Digital verfügbar bei Google [3]
  • Über die Nothwendigkeit und die Art und Weise der Getreide-Magazinierung. Ein Beitrag zur sozialen Frage. In: Friedrichs des Großen Versuch über Regierungsformen und Regentenpflichten: aus Friedrichs nachgelassenen Werken aufs neue aus dem Französischen übersetzt ; mit Anmerkungen über Magazinirung gegen Theurung und Hungersnoth, Trier 1850: S. 49–68. Digital verfügbar bei Dilibri [4]

Literatur

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  • anonym: Des Ministers Grafen Chaptal und Dr. Galls Weinbereitungs-Methoden vor dem Gesetz. Kann, was in Preußen anerkannt verdienstlich ist, in Baiern gesetzlich verpönt sein? Trier 1854 (Bibliographie zur Geschichte und Kultur des Weines der Gesellschaft für Geschichte des Weines).
  • anonym: Zur Gallisirungsfrage. Eine nationalökonomische Beleuchtung, aus den Akten der Pfälzischen Gallisirungs-Prozesse. Von einem Pfälzischen Advocaten. Nebst mehrern andern Aktenstücken über die Gall'sche Weinbereitungs-Methode. Trier 1856.
  • Karl Erich Born: Gall, Heinrich Ludwig Lambert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 44 f. (Digitalisat).
  • Fritz Brügel (Hrsg.) Benedikt Kautsky (Hrsg.): Der deutsche Sozialismus von Ludwig Gall bis Karl Marx. Hess, Wien (u. a.) 1931.
  • Verena Greten: Ludwig Gall – moderner Ökonom seiner Zeit. Eine Untersuchung der ökonomischen Ansätze in den Arbeiten Heinrich Ludwig Lambert Galls (1791–1863). Schriftenreihe volkswirtschaftliche Forschungsergebnisse, Band 104, ISSN 1435-6872. Kovač, Hamburg 2005, ISBN 3-8300-1914-9.
  • William Löbe: Gall, Heinrich Ludwig Lampert. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 316 f.
  • Heinz Monz: Ludwig Gall. Leben und Werk. NCO-Verlag Neu & Co, Trier 1979.
  • Heinz Monz: Ludwig Gall, Retter der Moselwinzer oder Weinfälscher? Schriften zur Weingeschichte, Band 57, ISSN 0302-0967. Gesellschaft für Geschichte des Weines, Wiesbaden 1981.
  • Heinz Monz: Ludwig Gall aus Aldenhoven In: Jülicher Geschichtsblätter, 1972, ISSN 0572-6123.
  • Heinz Monz: Zum 200. Geburtstag: Ludwig Gall (1791 bis 1863) in einer Würdigung seines Zeitgenossen Emil Ottocar Weller. Sonderdruck aus: Neues Trierisches Jahrbuch 1991
  • Heinz Monz: Gall, Ludwig Heinrich Lambert. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 1016–1019.
  • Hermann Püttmann: Ludwig Gall, aus: Deutsches Bürgerbuch für 1846 (Mannheim, 1846), in: Fritz Brügel, Benedikt Kautsky (Hrsg.): Der deutsche Sozialismus von Ludwig Gall bis Karl Marx. Hess & Co., Wien 1931, S. 21–30
  • Rudolf Singer: Ludwig Gall, der erste deutsche Socialist. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Socialismus. In: Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Jahrgang 1894, S. 417–434. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/zvs
  • Frederic Trautmann: New York Through German Eyes. The Travels of Ludwig Gall, 1819 In: New York history. Cooperstown, N.Y. October, 1981 S. 439 ff.
  • Karl Georg Zinn: Zur Frühgeschichte des „theoretischen Interventionismus“. Zugleich eine Erinnerung an Heinrich Ludwig Lambert Gall (1794–1863). In: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (ZWS), Band 106.1986, ISSN 0342-1783. Duncker & Humblot, Berlin 1986, S. 139–165.
  • Karl Georg Zinn, Heinrich Ludwig Lambert: Heinrich Ludwig Lambert Gall – der unbekannte Frühkeynesianer des 19. Jahrhunderts. In: Karl Georg Zinn: Die Keynessche Alternative. Beiträge zur Keynesschen Stagnationstheorie, zur Geschichtsvergessenheit der Ökonomik und zur Frage der linken Wirtschaftsethik. VSA-Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-89965-323-6, 165–174.
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