Louis Soutter

Schweizer Maler (1871-1942)

Louis Adolphe Soutter (* 4. Juni 1871 in Morges; † 20. Februar 1942 in Ballaigues) war ein Schweizer Maler. Er wird zu den wichtigen Vertretern der Art brut gezählt.

Tête d’Homme (Louis Soutter, 1942)

Leben Bearbeiten

Louis Adolphe Soutter war Sohn des Apothekers Louis Henri Adolphe Soutter; seine Mutter, eine Musikerin, war die Grosstante des Architekten Charles Edouard Jeanneret (bekannter als Le Corbusier). Er begann zunächst an der Universität Lausanne ein Ingenieurstudium, brach es jedoch ab zugunsten eines Architekturstudiums in Genf. Auch dieses beendete er nicht, sondern wechselte nach Brüssel ans Conservatoire Royal, wo er u. a. beim Geiger und Komponisten Eugène Ysaÿe Unterricht erhielt. Das Musikstudium schloss er ebenfalls nicht ab. Stattdessen kehrte er Ende 1894 in die Schweiz zurück, um sich bei Léon Gaud, einem Schüler von Barthélemy Menn, in Zeichnung und Malerei unterweisen zu lassen. 1895 reiste er nach Paris, um seine Studien in den Ateliers von Jean-Paul Laurens, Jean-Joseph Benjamin-Constant, Emmanuel Frémiet und Filippo Colarossi fortzusetzen. 1897 zog er nach Colorado Springs (USA). Dort heiratete er die Violinistin Madge Fursman, die er in Brüssel kennengelernt hatte.

Am Colorado College wurde Soutter Leiter des neu gegründeten Art Department. 1903 erfolgte die Scheidung von seiner Frau und sein Rücktritt von der Collegeleitung. Soutter kehrte in die Schweiz zurück, trat 1908 in das Symphonieorchester Lausanne ein (Leitung ab 1910: Ernest Ansermet). 1915 wechselte er zum Symphonieorchester Genf. Da er einen aufwendigen Lebensstil führte, diesen aber nicht finanzieren konnte und seit Längerem zunehmende Verhaltensauffälligkeiten zeigte, wurde er zwangsweise unter Vormundschaft gestellt.

Louis Soutter unternahm weiter mehrfach Reisen als Musiker durch die Schweiz, jedoch zunehmend vagabundenhaft. 1923 – 52 Jahre alt – wurde Soutter gegen seinen Willen, jedoch mit Zustimmung seiner Familie, von seinem Vormund in das Altersheim Asile du Jura[1] im waadtländischen Dorf Ballaigues eingewiesen. Er verlegte sich in dieser letzten Lebensphase auf das Zeichnen und Malen, hatte Kontakt zum Künstler René Auberjonois. Etwa 1937 begann Soutter mit Fingermalerei, manchmal unter Einsatz des gesamten Körpers. Bei seinem Verwandten Le Corbusier, zu dem er weiter Kontakt hatte, stiess diese Aktivität auf Unverständnis und Ablehnung. Soutter starb 71-jährig vereinsamt in dem Heim.

Hermann Hesse schrieb über ihn das Gedicht Louis Soutter, in dem der Bruch mit der erlernten «korrekten» Maltechnik beschrieben wird als «Nicht korrekt, nicht schön, sondern richtig./ Mal ich mit Tinte und Blut, male ich wahr. Wahrheit ist schrecklich».[2]

 
Gedenktafel auf dem Friedhof von Ballaigues

Grössere Werkgruppen von Louis Soutter befinden sich im Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne und in der Fondation Le Corbusier in Paris. Soutters Werk ist auch in zahlreichen anderen öffentlichen Kunstsammlungen wie dem Aargauer Kunsthaus, dem Open art museum in St. Gallen und im Kunstmuseum Basel (als Depositum der «Stiftung Im Obersteg») vertreten.

Literatur Bearbeiten

  • Alfred Bader: Louis Soutter. Eine pathographische Studie. Mit einem Gedicht von Hermann Hesse. Eckhardt, Stuttgart 1968.
  • Michel Thévoz: Louis Soutter. Catalogue de l’oeuvre. L’Age d’Homme, Lausanne; Institut suisse pour l’étude de l’art, Zürich 1976.

Belletristik Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Louis Soutter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Julie Enckell Julliard: Lavaux in der Kunst: Malerei im 20. Jahrhundert. In: Bernard Bovy (Hrsg.): Lavaux: Weinberg-Terrassen. Éditions Favre/AILU Association pour l’inscription de Lavaux au patrimoine mondial de l’UNESCO, Lausanne 2012, ISBN 978-2-8289-1276-5, S. 56–61, hier S. 59.
  2. Hermann Hesse: Sämtliche Werke 10. Die Gedichte. Suhrkamp 2002.