Lisa Licentia

deutsche Influencerin und ehemalige neurechte Aktivistin

Lisa Licentia (* 1994; bürgerlich Lisa H.[1]) ist eine deutsche Influencerin und ehemalige neurechte Aktivistin. Sie ist eine prominente Aussteigerin.

Leben und Aktivismus

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Licentia ist gelernte Einzelhandelskauffrau.[2] Anlass für ihre Tätigkeit alse Bloggerin und Youtuberin war nach eigenen Aussagen die Auseinandersetzung mit der Kölner Silvesternacht 2015/16 und den Ausschreitungen in Chemnitz 2018 in den sozialen Medien.[3][4] Sie eröffnete im April 2018 einen YouTube-Kanal, auf dem sie Videos mit rechten Positionen zu Islam und Flüchtlingen hochlud.[2] Ihre Videos kamen insgesamt auf fast zwei Millionen Aufrufe, ihr folgten zeitweise rund 45.000 Menschen, wodurch sie schließlich die Aufmerksamkeit der identitären Bewegung und der AfD bekam. Infolgedessen richtete sie sich im April 2019 ihren neuen YouTube- und Twitter-Kanal ein, wo sie sich „Lisa Licentia“ (lat. licentia: Freiheit, Ungebundenheit) nannte.[3] Anlass für ihre zunehmende Entfremdung war die Auseinandersetzung um ihre Parteinahme für die transgeschlechtliche AfD-Politikerin Sybill de Buer. Ihre politische Kehrtwende vollzog sie in der ProSieben-Reportage "Rechts. Deutsch. Radikal." von Thilo Mischke im Juni 2020.[5] Ihr in der Reportage gezeigtes vertrauliches Gespräch mit dem damaligen Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion Christian Lüth, in dem er menschenverachtende Äußerungen tätigte, sorgte für dessen Entlassung.[6][7] Danach war Licentia einer misogynen Hasskampagne ausgesetzt, woraufhin sie sich mit Morddrohungen gegen ihre Kinder konfrontiert sah. Schließlich schloss sie sich einem Aussteigerprogramm an und distanzierte sich von ihrem rechten Aktivismus. Licentia ist Mutter dreier Kinder und schließt in Köln ihr Abitur ab, um Soziologie studieren zu können.[8][9] Sie betreibt einen Onlyfans-Kanal.[10]

Literatur

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  • D., Paul ; F., Alexander ; H., Anja: Die Macht der Inszenierung. Strategien von Frauen der Neuen Rechten auf Social Media - Eine Analyse der Social-Media-Accounts von Lisa Licentia. In: journal.kommunikation-medien, Jahrgang 2020. Nr. 12. Salzburg 2020, S. 1–26, doi:10.25598/JKM/2020-12.20.
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Einzelnachweise

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  1. Henrik Merker: Lisa Licentia: Rechte Aktivistin wird zum Problem für die Linke. In: Die Zeit. 30. September 2021, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 31. Juli 2024]).
  2. a b Propaganda auf YouTube: Lisa Licentia - früher IB-Aktivistin, jetzt extrem rechte YouTuberin. 17. Januar 2020, abgerufen am 31. Juli 2024.
  3. a b Ex-rechtsextreme Youtuberin: „In meinem Kopf war: Ich muss meine Tochter verhüllen“. 18. November 2020, abgerufen am 31. Juli 2024.
  4. EX - Rechte Rotlicht Rocker - Philip Schlaffer: Lisa Licentia im Talk - Rechts Deutsch Radikal | AfD | Identitäre Bewegung. 4. Oktober 2020, abgerufen am 1. August 2024.
  5. Thomas Hecken, Moritz Baßler, Elena Beregow, Robin Curtis, Heinz Drügh, Mascha Jacobs, Annekathrin Kohout, Nicolas Pethes, Miriam Zeh: POP: Kultur und Kritik (Jg. 10, 1/2021). transcript Verlag, 2021, ISBN 978-3-8394-5393-3 (google.de [abgerufen am 1. August 2024]).
  6. Eva Kienholz: Eine kurze Geschichte der AfD: Von der Eurokritik zum Remigrationsskandal. Rowohlt E-Book, 2024, ISBN 978-3-644-02223-2 (google.de [abgerufen am 1. August 2024]).
  7. Christian Fuchs: Christian Lüth: "Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD". In: Die Zeit. 28. September 2020, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 1. August 2024]).
  8. Julia Haas: "Anständige Mädchen" und "selbstbewusste Rebellinnen": Aktuelle Selbstbilder identitärer Frauen. BoD – Books on Demand, 2020, ISBN 978-3-944442-95-2, S. 102 (google.de [abgerufen am 31. Juli 2024]).
  9. Lisa Licentia: Vom rechtsextremen Poster-Girl zur Aussteigerin. Abgerufen am 31. Juli 2024.
  10. Lisa Licentia: Erst eine Rechte, jetzt eine Linke - WELT. 4. April 2021, abgerufen am 31. Juli 2024.