Linzagolix ist ein Arzneistoff zur Linderung von Beschwerden im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Gebärmuttermyomen und Endometriose. In der EU wurde 2022 die Zulassung zur symptomatischen Behandlung des Uterusmyoms, eines gutartigen Tumors der Gebärmutter erteilt (Handelsname Yselty, von ObsEva).[3] Experimentell wird er zudem bei Endometriose angewendet, einer Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt.

Strukturformel
Strukturformel von Linzagolix
Allgemeines
Freiname Linzagolix[1]
Andere Namen
  • 3-{5-[(2,3-Difluor-6-methoxyphenyl)methoxy]-2-fluor-4-methoxyphenyl}-2,4-dioxo-1,2,3,4-tetrahydrothieno[3,4-d]pyrimidin-5-carbonsäure (WHO)
  • OBE-2109
  • KLH-2109
Summenformel C22H15F3N2O7S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 16656889
ChemSpider 17590169
Wikidata Q48845417
Arzneistoffangaben
ATC-Code

H01CC04

Wirkstoffklasse

Nicht-peptidischer GnRH-Rezeptorantagonist

Wirkmechanismus

GnRH-Rezeptor-Inhibition

Eigenschaften
Molare Masse 508,42 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Linzagolix wirkt als GnRH-Rezeptorantagonist. Der Wirkstoff wird pharmazeutisch als Linzagolix-Cholin[4] eingesetzt und kann oral gegeben werden.

Wirkungsmechanismus Bearbeiten

Linzagolix ist eine niedermolekulare, nicht-peptidische Verbindung. Sie wirkt selektiv antagonistisch an den GnRH-Rezeptoren (Gonadotropin-Releasing-Hormon-Rezeptoren) in der Hypophyse. Der GnRH-Rezeptor ist ein Rezeptor für das Hypothalamus-Hormon GnRH, durch welches die Hypophyse zur Freisetzung von LH und FSH stimuliert wird, die wiederum die Funktion der Eierstöcke regulieren.

Linzagolix beeinflusst durch Bindung an die GnRH-Rezeptoren den Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Regulationsweg.[5]

Therapeutische Verwendung Bearbeiten

Linzagolix ist angezeigt zur Behandlung von mittelschweren bis schweren Symptomen von Uterusmyomen (Uterusfibroid, Leiomyom) bei erwachsenen Frauen im gebärfähigen Alter. Da Uterusmyome mit starken Menstruationsblutungen einhergehen können, ist der Hauptnutzen eine Verminderung des monatlichen Blutverlusts. Das Mittel kann mit oder ohne hormonelle Zusatztherapie angewendet werden.[6]

Klinische Prüfung Bearbeiten

Die Zulassungsempfehlung zum Einsatz bei Uterusmyomen basiert auf den Daten der klinischen Phase-3-Studien PIMROSE 1[7] (n = 574) und PIMROSE 2[8] (n = 535), in denen Linzagolix in Dosierungen von 100 mg bzw. 200 mg gegeben wurde, mit oder ohne hormonelle Zusatztherapie (Estradiol plus Norethisteronacetat als Add-back-Therapie, ABT). Beide Studien umfassten einen 52-wöchigen Behandlungszeitraum, gefolgt von einem 6-monatigen Follow-up-Zeitraum. Der primäre Endpunkt war die Reduktion der Schwere des monatlichen menstruationsbedingten Blutverlusts; das Ansprechen auf die Therapie war definiert als ein monatlicher Blutverlust von weniger als 80 ml und eine Reduktion des Blutverlusts um mindestens 50 % gegenüber dem Ausgangswert, gemessen mit der Alkali-Hämatin-Methode.[9]

Die gepoolten Ergebnisse aus den beiden Studien für die Woche 52 zeigten, dass 56,4 % der Frauen, die 100 mg Linzagolix als Monotherapie erhielten, den primären Endpunkt erreichten. Bei einer Dosis von 200 mg plus ABT lag die Ansprechrate bei 89,3 %.[9]

Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen Bearbeiten

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Hitzewallungen und Kopfschmerzen.[6]

Potentielle Anwendungsgebiete Bearbeiten

In den EDELWEISS-Studien[10][11] wird Linzagolix zur Behandlung von Endometriose-assoziierten Schmerzen getestet.[5]

Sonstiges Bearbeiten

 
Strukturformel von Linzagolix-Cholin

Das Schweizer Pharmaunternehmen ObsEva hat Linzagolix im Jahr 2015 von der japanischen Firma Kissei Pharmaceutical für die Entwicklung und Vermarktung außerhalb Asiens einlizenziert.[12]

Der Wortstamm -golix im Namen „Linzagolix“ charakterisiert nicht-peptidische Verbindungen, die als GnRH-Rezeptorantagonisten wirken.[13] Weitere Vertreter der Substanzklasse, die bereits therapeutisch eingesetzt werden, sind Elagolix und Relugolix.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. INN Recommended List 80, World Health Organisation (WHO), 9. September 2018.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. Eintrag EU/1/22/1606 im EU-Register für Humanarzneimittel, Europäische Kommission. Abgerufen am 23. Juni 2022.
  4. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Linzagolix-Cholin: CAS-Nummer: 1321816-57-2, PubChem: 53357800, ChemSpider: 68007282, Wikidata: Q110899685.
  5. a b S. Dababou, S. Garzon, A.S. Laganà et al.: Linzagolix: a new GnRH-antagonist under investigation for the treatment of endometriosis and uterine myomas. Expert Opinion on Investigational Drugs. Bd. 30, Nr. 9, 2021. S. 903 911. doi:10.1080/13543784.2021.1957830.
  6. a b Yselty: Summary of opinion, Europäische Arzneimittelagentur, abgerufen am 9. Februar 2022.
  7. Klinische Studie (Phase 3): Efficacy and Safety of OBE2109 in Subjects With Heavy Menstrual Bleeding Associated With Uterine Fibroids (PRIMROSE 1) bei Clinicaltrials.gov der NIH
  8. Klinische Studie (Phase 3): Efficacy and Safety of OBE2109 in Subjects With Heavy Menstrual Bleeding Associated With Uterine Fibroids (PRIMROSE 2) bei Clinicaltrials.gov der NIH
  9. a b Linzagolix – Uterine Fibroids, www.obseva.com. Abgerufen am 9. Februar 2022.
  10. Klinische Studie (Phase 2): A Study to Assess the Efficacy and Safety of OBE2109 in Subjects With Endometriosis (EDELWEISS) bei Clinicaltrials.gov der NIH
  11. Klinische Studie (Phase 3): Efficacy and Safety of Linzagolix for the Treatment of Endometriosis-associated Pain bei Clinicaltrials.gov der NIH
  12. Collaboration with Kissei Pharmaceutical, abgerufen am 9. Februar 2022.
  13. Addendum to "The use of stems in the selection of International Nonproprietary names (INN) for pharmaceutical substances" WHO/EMP/RHT/TSN/2018.1, WHO, Juli 2020.