Johann Daniel Lawaetz

deutscher Kaufmann und Sozialreformer
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Johann Daniel Lawaetz (* 19. Februar 1750 in Rendsburg; † 7. Oktober 1826 auf seinem Landsitz bei Neumühlen) war ein deutscher Kaufmann und dänischer Etatsrat.

Johann Daniel Lawaetz, Federlithographie von Carl Friedrich Kroymann (1827)
Das Landhaus Johann Daniel Lawaetz erbaut 1798 von Christian Frederik Hansen, 1943 durch Bomben zerstört
Vorderseite Gedenkmünze
Rückseite Gedenkmünze
Das Lawaetz-Haus in Hamburg-Ottensen, Sitz der gleichnamigen Stiftung

Leben Bearbeiten

Johann Daniel Lawaetz weilte 1762–1772 zur kaufmännischen Ausbildung bei der Firma „Pierre His“[1] in Hamburg. Er ließ sich nach verschiedenen Auslandsreisen 1778 als Händler und Manufakteur in Altona nieder. 1793 kaufte er sich in Neumühlen nahe Ottensen ein und errichtete mehrere bedeutende Industriebetriebe.

Er war Philanthrop und Sozialreformer und von den Ideen der Französischen Revolution geleitet.

Er war der Sohn von Hinrich Franz Lawätz (1715–1762)[2] und Hed(e)wig Christiane, geb. Otte.[3] Seine Brüder waren Christian Otto Lawätz (1745–1800), Heinrich Wilhelm Lawätz (1748–1825) und Ferdinand Otto Vollrath Lawätz (1751–1840).

Johann Daniel Lawaetz wurde auf dem alten Kirchhof der Christianskirche in Hamburg-Ottensen bestattet.[4]

Leistungen Bearbeiten

Johann Daniel Lawaetz wurde zum erfolgreichen Kaufmann und Textilindustriellen, war geschäftstüchtig und sozial sehr engagiert. Aus der Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Staats- und Wirtschaftskrisen und deren Auswirkungen vor allem für die, wie er sie nannte, „unteren Bevölkerungsschichten“, leitete Lawaetz die Notwendigkeit einer staatlichen Arbeitspolitik ab.

1807 übertrug er die Leitung seines Geschäfts Heinrich Friedrich Lawätz (1791–1852), dem Sohn seines Bruders Heinrich Wilhelm Lawätz.

1815 erschien sein Buch mit dem Titel: Über die Sorge des Staats für seine Armen und Hülfsbedürftigen. Der Kerngedanke der Schrift war es, Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit nicht mit Almosen, sondern durch „Gelegenheit und Mittel“ zu bekämpfen, die „ihn (den Hülfsbedürftigen) auf den selbst gewünschten Weg des Erwerbs bringt“, also Hilfe zur Selbsthilfe.

Lawaetz war Direktor der Armenkolonie Friedrichsgabe, die er 1821 gegründet hatte und aus der sich der heutige Ortsteil Norderstedts entwickelte. Er war zudem Vizepräsident der 1812 von ihm gegründeten „Schleswig-Holsteinischen Patriotischen Gesellschaft“ (siehe Gedenkmünze von 1827) sowie Förderer der Armenunterstützungsinstitute.[5]

Lawaetz-Stiftung Bearbeiten

Zu seinen Lebenszeiten regte Lawaetz die Schaffung eines Instituts an. Gegründet wurde die gemeinnützige Johann Daniel Lawaetz-Stiftung (kurz Lawaetz-Stiftung) als Stiftung des bürgerlichen Rechts 1986 durch die Freie und Hansestadt Hamburg. Als Stiftungskapital stellte die Hansestadt das Lawaetz-Haus, Neumühlen 16–20, am Fuß des Elbhangs zur Verfügung. Dieses langgestreckte Haus wurde 1802 als Teil eines größeren Fabrikkomplexes erbaut. Zwischen 1986 und 1989 in denkmalgerechter Form instand gesetzt, bietet das Lawaetz-Haus Platz für Büro- und Beratungsräume sowie für Ausstellungen und Veranstaltungen.

Ziel der in Hamburg ansässigen Stiftung ist nach eigener Aussage, sozial- und wirtschaftlich benachteiligten Personengruppen über innovative Methoden der Mobilisierung von Selbstorganisationspotenzialen Zugänge zum Arbeits-, Ausbildungs- und Wohnungsmarkt zu ermöglichen:

„Aufgabe der Stiftung ist es, auf der Grundlage der Zwecke der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege solche Projekte zu initiieren und zu fördern, die für sozial benachteiligte Personen Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten schaffen.“

Satzung der Lawaetz-Stiftung[6]

Die Lawaetz-Stiftung fördert seit 1987 Wohn- und Mietergruppen, die mit Eigenleistung alte Gebäude instand setzen und damit bezahlbaren Wohnraum erhalten oder schaffen. Als zusätzliche Aufgabe hat die Lawaetz-Stiftung 1988 die Verwaltung von städtischen Liegenschaften übernommen und der Johann Daniel Lawaetz-Stadtentwicklungs GmbH übertragen. 1990 erwarb die Lawaetz-Stiftung mit Hilfe öffentlicher Mittel einen Großteil der Falkenried-Terrassen und übergab sie der Falkenried-Mietergenossenschaft zur Selbstverwaltung.[7]

Seit 2008 ist die Hamburger Landeskoordinierungsstelle des Beratungsnetzwerks gegen Rechtsextremismus bei der Lawaetz-Stiftung angesiedelt.[8] Nach einer ersten Phase der Konsolidierung wurde der Aufbau und die Koordination eines mobilen Beratungsteams an Arbeit und Leben Hamburg e. V. und die DGB-Jugend Nord übertragen.[9]

Neben der Johann Daniel Lawaetz-Stadtentwicklungs GmbH existiert eine weitere hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stiftung, die Lawaetz-Service GmbH, die seit etwa 1995 im Wohnungsbau für Wohnungslose engagiert ist.

Im Oktober 2014 erwarb die Lawaetz-Stiftung, als Treuhänderin der Stadt Hamburg, die Rote Flora für einen Kaufpreis von 820.000 Euro.[10]

Auszeichnungen Bearbeiten

  • Titel Etatsrat (1790)
  • Titel Konferenzrat (28. Januar 1813)
  • Dannebrogorden
Ritter (1810)
Dannebrogsmann (28. Oktober 1817)[11]
Kommandeur (18. November 1823)

Werke Bearbeiten

Porträt Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Bericht und dardurch veranlaßte Vorschläge und Gutachten über das Armenwesen in den Herzogthümern Schleswig und Holstein. Hammerich, Altona 1818 (Digitalisat).
  • Walter Grab: Die Sozialutopisten Franz Heinrich Ziegenhagen und Johann Daniel Lawätz. In: derselbe: Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Zeit der ersten französischen Republik. Hans Christians, Hamburg 1966, S. 132–139.
  • Heinrich Würzer: Ein Spazziergänger in Altona. Wohlleben, Hamburg 1997, S. 197, ISBN 3-88159-048-X (zuerst 1801–1804).
  • Horst Beckershaus: Die Hamburger Straßennamen. Kabel, Hamburg 1997, S. 221, ISBN 3-8225-0421-1.
  • Manfred von Essen: Johann Daniel Lawätz und die Armenkolonie Friedrichsgabe. Wachholtz, Neumünster 1992, ISBN 3-529-02197-0.
  • Behörde für Arbeit, Jugend und Soziales (Hg): Armut, Arbeit und bürgerliche Wohltätigkeit. Johann Daniel Lawaetz und seine Zeit, Hamburg 1987.
  • Wilhelm Volckens, Peter Hoppe: Pulvermühle. In: Neumühlen und Oevelgönne. Historische Skizzen von Wilhelm Volckens und Mittheilungen aus dem Archive der Oevelgönner und Neumühlener Lootsen-Brüderschaft von Peter Hoppe. Schlütersche Buchhandlung, Altona 1895, S. 50–51 (uni-hamburg.de).
  • Carsten Erich CarstensLawätz, Johann Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 86 f.
  • 686. Lawaetz, Johann Daniel, in: Detlev L. Lübker, Hans Schröder: Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1796 bis 1828, 1. Abt. A–M, Verlag K. Aue, Altona 1829, S. 341 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10070518~SZ%3D369~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  • Vortrag des Herrn Kammerherrn Th. F. v. Levetzau, in: G.P. Petersen (Hrsg.): Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte. Jg. 17, 2. Quartalheft, Altona 1828, S. 221 ff. (Digitalisat).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Andere Schreibweise „Peter Hiss“. Vgl. G. P. Petersen (Hrsg.): Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte.
  2. Hinrich Lawaetz. In: myheritage.de. Abgerufen am 12. September 2016.
  3. Nach dem Tod von Lawaetz Heirat mit Justizrat Martensen. Sie stirbt in Altona am 19. Dezember 1792. Vgl. Manfred von Essen: Johann Daniel Lawätz und die Armenkolonie Friedrichsgabe. (Ausschnittsweise Wiedergabe unter Schadendorf u. a.: Ferdinand Otto Vollrath Lawätz. [Digitalisat]).
  4. Abbildungen der Lavaetz-Grabstätte und der von der Schleswig-Holsteinischen Patriotischen Gesellschaft gestifteten Lavaetz-Gedenksäule, Friedhof Christianskirche Ottensen bei genealogy.net
  5. Die Gesellschaft bestand bis 1858. Sie war Herausgeberin der „Landwirthschaftlichen Hefte“.
  6. Lawaetz-Stiftung: Wie alles anfing. (Memento vom 3. Mai 2011 im Internet Archive)
  7. Mietergenossenschaft Falkenried-Terrassen: Gründung der Mietergenossenschaft und Selbstverwaltung
  8. Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus Hamburg. (Memento vom 5. Juli 2017 im Internet Archive)
  9. Landesjugendring Hamburg: Ein Angebot gegen Rechts
  10. Markus Lorenz: Wieder Eigentum der Stadt Hamburg: Stiftung kauft „Rote Flora“ für 820.000 Euro | shz.de. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  11. Kongelig dansk hof- og statskalender. 1826. Carl Friderich Schubart, Kiobenhavn, S. 46 Digitalisat
  12. Rezension in: Neue Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte, 1821, S. 113 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DZFQ5AQAAMAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DRA5-PA113~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D

Weblinks Bearbeiten