Kristan Schneider

österreichischer Mathematiker und Hochschullehrer

Kristan Alexander Schneider (* 8. Mai 1981 in Wien) ist ein österreichischer Mathematiker der Angewandten Mathematik mit dem Forschungsschwerpunkt Modellierung epidemiologischer Prozesse. Er lehrte Statistik und Mathematik an der Hochschule Mittweida, an der er die Professur für Modellbildung und Simulation bekleidet.[1] Seit April 2024 ist er vorübergehend von dieser Tätigkeit beurlaubt.[1] Im Zuge der COVID-19-Pandemie erlangte er mediales Aufsehen in Deutschland.

Leben Bearbeiten

Von 1999 bis 2002 studierte Schneider Mathematik an der Universität Wien und schloss sein Studium als Magister der Naturwissenschaften (Mag. rer. nat.) ab. Er erhielt den Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.[2] Er promovierte 2005 an der Universität Wien bei Reinhard Bürger (Dissertation: Mathematical models of frequency-dependent selection and assortative mating).[3] Im Anschluss an sein Studium arbeitete er an der Universität Wien als Universitätsassistent. Von 2009 bis 2011 arbeitete er an der School of Life Sciences der Arizona State University.[4][5] Er erwarb 2010 die Habilitation in Mathematik an der Universität Wien[6] mit der Habilitationsschrift Maximization Principles in Models of Frequency-Dependent Selection.[4] Seit 2012 ist er Professor für Modellbildung und Simulation an der Hochschule Mittweida.[5][7]

Kristan Schneider war von 2005 bis 2009 für die ÖVP gewähltes Mitglied der Bezirksvertretung im Wiener Gemeindebezirk Hietzing.[8] Er legte 2009 sein Mandat als Bezirksrat nieder, als er beruflich an die Arizona State University wechselte.[9]

Wissenschaftliche Tätigkeit Bearbeiten

Simulationen zur Ausbreitung der Malaria-Krankheit sind einer der Schwerpunkte seiner Forschung.[10]

Schneider ist seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Seine mathematischen Modelle lieferten Prognosen der COVID-19-Wellen.[11] Durchseuchungsstrategien steht er kritisch gegenüber.[12][13] Er erstellte anhand ihm entwickelter Modelle eine Reihe von Prognosen zu COVID-19-Fallzahlen in Deutschland und in Sachsen.[14][15][16][17][18][19][20]

Der Journalist Andrej Reisin kritisierte Ende Dezember 2021 im Online-Medienmagazin Übermedien die mangelnde Distanz des WDR-Formates Quarks zu Schneiders Modellierungen. Diese hätten sich im Nachhinein immer als zu hoch erwiesen. So habe Schneider am 25. November 2021 für den Jahreswechsel im Durchschnitt 200.000 Neuinfektionen pro Tag prognostiziert. Tatsächlich waren diese laut dem Datenwissenschaftler Daniel Haake zu diesem Zeitpunkt bereits im Fallen begriffen und lagen um Weihnachten bei 36.000 pro Tag. Quarks habe sich dennoch nicht von Schneiders Modellierungen distanziert und im Dezember sogar noch sein Modell zur Omikron-Welle veröffentlicht, das sich bereits nach wenigen Tagen ebenfalls als völlig überhöht erwiesen habe.[21]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Prof. Schneider, K., auf hs-mittweida.de, abgerufen am 4. Mai 2024
  2. Auszeichnungen und Preise. Abgerufen am 4. November 2021.
  3. Kristan Schneider im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendet
  4. a b Kristan Alexander Schneider: Maximization principles in models of frequency-dependent selection - Optimierungsregeln in Modellen über häufigkeitsabhängige Selektion. Holzhausen, Wien 2011, ISBN 978-3-85493-184-3.
  5. a b Michael Henke: Sustainability in global value chains : measures, ethics and best practices for responsible businesses. London 2021, ISBN 978-1-78966-263-4 (lehmanns.de [abgerufen am 4. November 2021]).
  6. Abgeschlossene Habilitationsverfahren Universität Wien. Abgerufen am 4. November 2021.
  7. Xing Prof. Kristan Schneider. Abgerufen am 4. November 2021.
  8. Amtsblatt der Stadt Wien Nr. 44A, S. 8, 14. 3. November 2005, abgerufen am 4. November 2021.
  9. Amtsblatt der Stadt Wien. (PDF) Abgerufen am 26. März 2009.
  10. Mit Mathematik gegen Malaria
  11. Mathematiker errechnet Szenarien für vierte Corona-Welle in Mittelsachsen. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  12. Nessma Adil Mahmoud Yousif, Henri Christian Junior Tsoungui Obama, Yvan Jordan Ngucho Mbeutchou, Sandy Frank Kwamou Ngaha, Loyce Kayanula: The impact of COVID-19 vaccination campaigns accounting for antibody-dependent enhancement. In: PLOS ONE. Band 16, Nr. 4, 22. April 2021, ISSN 1932-6203, S. e0245417, doi:10.1371/journal.pone.0245417, PMID 33886573, PMC 8061987 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 3. November 2021]).
  13. Kristina Barbara Helle, Arlinda Sadiku, Girma Mesfin Zelleke, Toheeb Babatunde Ibrahim, Aliou Bouba: Is increased mortality by multiple exposures to COVID-19 an overseen factor when aiming for herd immunity? In: PLOS ONE. Band 16, Nr. 7, 16. Juli 2021, ISSN 1932-6203, S. e0253758, doi:10.1371/journal.pone.0253758, PMID 34270576, PMC 8284653 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 3. November 2021]).
  14. 3. Welle! So kriegt Sachsen die Kurve. Abgerufen am 26. Februar 2021.
  15. Corona: Mathematiker aus Mittweida sagt dritte Welle voraus. Abgerufen am 10. März 2021.
  16. Vier Szenarien für die nächste Corona-Welle im Herbst. Abgerufen am 13. Juni 2021.
  17. Professor hat's ausgerechnet: 4. Welle Ende September. Abgerufen am 19. Juli 2021.
  18. Coronavirus-News aktuell: Vierte Welle ab September! Mathematiker schockt mit Berechnung. Abgerufen am 20. Juli 2021.
  19. Mathematiker errechnet Szenarien für vierte Corona-Welle in Mittelsachsen. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  20. Mathematiker plädiert für Impfpflicht. Abgerufen am 22. Juli 2021.
  21. Blinde Flecken. Das eigensinnige Wissenschaftsverständnis von „Quarks“. Abgerufen am 30. Dezember 2021.