Klaus Ceynowa

deutscher Bibliothekar

Klaus Ceynowa (* 20. Oktober 1959 in Paderborn) ist ein deutscher Bibliothekar und Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek in München.

Klaus Ceynowa

Herkunft und Ausbildung

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Geboren und aufgewachsen in Paderborn in Nordrhein-Westfalen, besuchte Ceynowa das Gymnasium Theodorianum in Paderborn und machte dort 1978 das Abitur. Im Anschluss studierte er Philosophie, Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und absolvierte 1986 die Erste Staatsprüfung für das Lehramt der Sekundarstufe II und I. 1991 wurde er am Philosophischen Seminar der Universität Münster bei Malte Hossenfelder mit dem Dissertationsthema „Zwischen Pragmatismus und Fiktionalismus. Hans Vaihingers ‚Philosophie des Als Ob‘“ promoviert.

Beruflicher Werdegang

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1994 absolvierte Ceynowa die Laufbahnprüfung für den höheren Bibliotheksdienst an wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Von 1995 bis 2001 arbeitete er als Direktionsreferent und Leiter der Erwerbungs- und Katalogisierungsabteilung an der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, in den Jahren 2002 bis 2005 als stellvertretender Direktor an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

Seit 2005 ist Ceynowa stellvertretender Generaldirektor, seit 2015 Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, kurz BSB, die mit mehr als 37 Millionen Medien die größte Universal- und Forschungsbibliothek Deutschlands ist.[1] Dort ist er für 900 Mitarbeiter verantwortlich und für einen Buchbestand von mehr als 11 Millionen Bänden. Der jährliche Zuwachs beläuft sich auf 123 000 Bücher. Hinzu kommen 53 400 laufende Zeitschriften in elektronischer und gedruckter Form und 145 000 Handschriften.[2]

Berufliche Schwerpunkte

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Ceynowa gilt als dezidierter Vertreter der konsequenten digitalen Transformation von Bibliotheken und Gedächtnisinstitutionen. Gleichzeitig betont er stets die Bedeutung der historisch gewachsenen Sammlungen in diesen Einrichtungen und die Notwendigkeit ihres weiteren Ausbaus. Zentrales Anliegen von Bibliotheken ist für Ceynowa die Wahrung von Kulturgut. Die Spanne reicht von der Gutenberg-Bibel bis zu Big Data. Erleben und sich beschäftigen mit Kulturschätzen zum Beispiel auch auf dem Smartphone ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.[3] Ceynowa ist unter anderem federführend für zahlreiche Digitalisierungsprojekte der Bayerischen Staatsbibliothek. Dazu zählen 3D-Internet-Applikationen, ScanRobotics, die Massendigitalisierung im Google-Books-Project,[4] digitale Langzeitarchivierung,[5] Visual Search,[6] Mobile Applikationen,[7] Gesture-Based-Computing sowie der technische Betrieb des bayerischen Landeskulturportals bavarikon[8] und der Verkündungsplattform Bayern.[9]

Im Fokus von Ceynowas Wirken steht insbesondere auch der in der BSB ehemals zur Abteilung für Handschriften und Alte Drucke gehörende Bereich Karten & Bilder, der seit März 2019 eine eigene Abteilung ist. Mit rund 425.000 Einzelkarten und 13.000 Atlanten betreut sie die zweitgrößte Kartensammlung in Deutschland. 2019 schenkte das Hamburger Magazin „Stern“ der Staatsbibliothek sein analoges Bildarchiv, das 15 Millionen Negative, Dias und Papierabzüge aus der Zeit zwischen 1948 und 2001 umfasst.[10] In langen Verhandlungen gelang es Klaus Ceynowa, mit zahlreichen Fotografen Vereinbarungen zu treffen, die es der BSB erlauben, die Bilder im Internet zu zeigen.[11] Seither beherbergt die BSB mit 19,4 Millionen Einzelbildern eines der größten Bildarchive in einer öffentlichen Einrichtung im deutschen Sprachraum.[12][13][2]

Klaus Ceynowa ist Mitglied zahlreicher Gremien und Kommissionen des deutschen und internationalen Bibliothekswesens, darunter:

  • im Vorstand des Kompetenznetzwerks der Deutschen Digitalen Bibliothek,[14]
  • in der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,[15]
  • im IFLA-Nationalkomitee Deutschland (International Federation of Library Associations and Institutions, IFLA) – Weltbibliotheksverband,[16]
  • im Advisory Council for the Stanford University Libraries

Persönliches

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Klaus Ceynowa ist verheiratet mit Dr. Irmhild Ceynowa, der Leiterin des Instituts für Bestandserhaltung und Restaurierung der Bayerischen Staatsbibliothek.

Publikationen

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Schwerpunkt der wissenschaftlich-publizistischen Arbeit von Klaus Ceynowa ist zum einen der Erhalt und die Pflege historischer Bibliotheksbestände und zum anderen die Transformation der in Bibliotheken vorhandenen Kulturgüter in das Digitale Zeitalter. Der wissenschaftliche Ansatz „Digitale Wissenswelten – Herausforderungen für die Bibliothek der Zukunft“ zieht sich durch viele seiner Veröffentlichungen.[17]

Monographien

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  • Zwischen Pragmatismus und Fiktionalismus: Hans Vaihingers „Philosophie des Als Ob“, Würzburg: Königshausen & Neumann 1993 (Dissertation), ISBN 978-3-88479-751-8
  • Von der „dreigeteilten“ zur „fraktalen“ Bibliothek: benutzerzentrierte Bibliotheksarbeit im Wandel. Das Beispiel der Stadtbibliothek Paderborn, Würzburg: Königshausen & Neumann 1994, ISBN 3-88479-948-7
  • Kostenmanagement für Hochschulbibliotheken, Frankfurt am Main: Verlag Vittorio Klostermann, 1999, ISBN 3-465-03033-8
  • Balanced Scorecard für wissenschaftliche Bibliotheken, Frankfurt am Main: Verlag Vittorio Klostermann 2002, ISBN 3-465-03207-1

Beiträge (Auswahl)

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  • Klaus Ceynowa: Was ChatGPT über Bibliothekar*innen weiß … In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 70. Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2023, S. 99–100.
  • Klaus Ceynowa: New Work in der Praxis: Mobiles Arbeiten als Regelarbeitsform der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 69. Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2022, S. 312–319.
  • Klaus Ceynowa: Was heißt „Sammeln“ im digitalen Zeitalter? Bemerkungen aus bibliothekarischer Perspektive. In: Archivalische Zeitschrift 99. Band, Festschrift für Margit Ksoll-Marcon. Hrsg. von Bernhard Grau, Laura Scherr, Michael Unger. Böhlau Verlag, Köln 2022, S. 67–76.
  • Problematische Inhalte als Open Data? Das Beispiel des Fotoarchivs Hoffmann. In: Nationalsozialismus digital. Die Verantwortung von Bibliotheken, Archiven und Museen sowie Forschungseinrichtungen und Medien im Umgang mit der NS-Zeit im Netz. Hrsg. von Markus Stumpf, Hans Petschar und Oliver Rathkolb. Vienna University Press, Wien 2021, S. 267–276 (vr-elibrary.de).
  • Was zählt und was stört – Zukunftsperspektiven der Bibliothek: Zwischenrufe eines Erfahrungsübersättigten. In: Achim Bonte, Juliane Rehnolt (Hrsg.): Kooperative Informationsinfrastrukturen als Chance und Herausforderung: Thomas Bürger zum 65. Geburtstag. De Gruyter, Berlin 2018, S. 53–69.
  • Research Library Reloaded? Überlegungen zur Zukunft der geisteswissenschaftlichen Forschungsbibliothek. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 65 (2018), 1, S. 3–7.
  • Content ohne Context? Grenzen der „Offenheit“ digitaler Sammlungen. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 64 (2017), 3/4, (Themenheft „Der ‚Giftschrank’ heute: Vom Umgang mit ‚problematischen’ Inhalten und der Verantwortung der Bibliotheken“) S. 181–187.[18]
  • mit Markus Brantl, Thomas Meiers und Thomas Wolf: Visuelle Suche in historischen Werken. In: Datenbank-Spektrum 17 (2017), S. 53–60.[19]
  • „Bibliothekspolitik“: Prätention, Praxis und Perspektiven. In: Bibliothek Forschung und Praxis 40 (2016), 3, S. 411–423.
  • Printed? Digital? It’s all the same! The academic library – of false front lines, unfulfilled doom, and new challenges. In: Logos: journal of the world publishing community 27 (2016), 3, S. 7–10.
  • Anker im Fluss des Wissens – Begehrte „Ruinen“: Die Bibliothek der Zukunft muss dynamischen Objekten Dauer verleihen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 74, 30. März 2016, S. N4.
  • Information in the digital knowledge ecosystem – Challenges for the library of the future. In: Leda Bultrini (Hrsg.): Knowledge management in libraries and organizations. De Gruyter, Berlin 2016, S. 47–54 (IFLA publications. 173).
  • Vom Wert des Sammelns und vom Mehrwert des Digitalen – Verstreute Bemerkungen zur gegenwärtigen Lage der Bibliothek. In: Bibliothek Forschung und Praxis 39 (2015), 3, S. 268–276.
  • Von der Aura des Originals zur Immersivität des Digitalen – Experimente der Bayerischen Staatsbibliothek im virtuellen Kulturraum. In: Klaus Ceynowa, Martin Hermann (Hrsg.): Bibliotheken: Innovation aus Tradition: Rolf Griebel zum 65. Geburtstag. De Gruyter, Berlin 2014, S. 249–257.
  • Wissen und Information im Digitalen Zeitalter – Herausforderungen und Chancen für die Bibliothek der Zukunft. In: Rolf Griebel, Hildegard Schäffler, Konstanze Söllner (Hrsg.): Praxishandbuch Bibliotheksmanagement. De Gruyter, Berlin 2014.
  • Der Text ist Tot – Es lebe das Wissen! In: Hohe Luft – Philosophie-Zeitschrift 1 (2014), S. 52–57.
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Commons: Klaus Ceynowa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ludwig Unger: Wissenschaftsminister Spaenle ernennt Klaus Ceynowa zum Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek. km.bayern.de, 23. März 2015, abgerufen am 4. Juni 2021.
  2. a b Porträt. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 15. März 2024.
  3. Bayerische Staatsbibliothek: Homer und der rasende Igel. sueddeutsche.de, 27. November 2019, abgerufen am 4. Juni 2021.
  4. 2D- und 3D-Digitalisierungsprozess – vom Buch zum Byte. digitale-sammlungen.de, abgerufen am 4. Juni 2021.
  5. Langzeitarchivierung und Data Curation. digitale-sammlunge.de, abgerufen am 4. Juni 2021.
  6. Markus Brantl, Klaus Ceynowa et alii: Visuelle Suche in historischen Werken. springer.com, 2. Februar 2017, abgerufen am 4. Juni 2021.
  7. Klaus Ceynowa: A library location-based service: the app "Bavaria in Historical Maps". cambridge.org, 8. Juni 2018, abgerufen am 4. Juni 2021.
  8. Klaus Ceynowa, Stefan Keller: Das bayerische Kulturportal bavarikon – digital, vernetzt, spartenübergreifend. degruyter.com, 2015, abgerufen am 4. Juni 2021.
  9. Die Verkündungsplattform Bayern in Zeiten der Corona-Pandemie. (PDF) bsb-muenchen.de, 1. Mai 2021, abgerufen am 4. Juni 2021.
  10. 15 Millionen Bilder für die Ewigkeit. Der Stern schenkt der Bayerischen Staatsbibliothek sein Fotoarchiv. Pressemitteilung der Bayerischen Staatsbibliothek am 30. Januar 2019.
  11. Klaus Ceynowa: 15 Millionen Bilder für die »Ewigkeit«. Das stern-Fotoarchiv an der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Band 66, Nr. 6, 15. Dezember 2019, S. 275–276, doi:10.3196/186429501966619 (uni-jena.de [abgerufen am 30. August 2020]).
  12. Evelyn Vogel: 15 Millionen Momente für die Ewigkeit. sueddeutsche.de, 7. August 2019, abgerufen am 8. August 2019.
  13. Klaus Ceynowa: „Etwas tolleres gab es damals nicht!“ In: Bibliotheksmagazin. Nr. 1, 2020, S. 13–22 (bsb-muenchen.de [PDF]).
  14. Kompetenznetzwerk, Vorstand. deutsche-digitale-bibliothek.de, abgerufen am 4. Juni 2021.
  15. Kommission für bayerische Landesgeschichte, Organisation. kbl.badw.de, abgerufen am 4. Juni 2021.
  16. IFLA in Deutschland, Mitglieder. ifla-deutschland.de, abgerufen am 4. Juni 2021.
  17. Klaus Ceynowa: Digitale Wissenswelten – Herausforderungen für die Bibliothek der Zukunft. zs.thulb.uni-jena.de, 14. Oktober 2014, abgerufen am 4. Juni 2021.
  18. Klaus Ceynowa: Content ohne Context? Grenzen der „Offenheit“ digitaler Sammlungen. zs.thulb.uni-jena.de, 15. August 2017, abgerufen am 4. Juni 2021.
  19. Klaus Ceynowa: Visuelle Suche in historischen Werken. link.springer.com, 2. Februar 2017, abgerufen am 4. Juni 2021.