Kelmis (Kelmis)

Siedlung in Belgien

Kelmis ist eine Ortschaft im Norden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, die Hauptort der Gemeinde Kelmis ist; die weiteren Ortsteile der Gemeinde Kelmis sind Hergenrath und Neu-Moresnet. Zum 31. Dezember 2013 wohnten 5804 Menschen in der Ortschaft Kelmis.[1]

Kelmis
Kelmis (Lüttich)
Kelmis (Lüttich)
Kelmis
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Lüttich
Bezirk: Verviers
Koordinaten: 50° 43′ N, 6° 1′ OKoordinaten: 50° 43′ N, 6° 1′ O
Einwohner: 5.804
Postleitzahl: 4720
Vorwahl: 087
Bürgermeister: Luc Frank
Website: kelmis.be
Blick auf Kelmis

Geografie Bearbeiten

Im Westen grenzt die Ortschaft Kelmis an die französischsprachige Gemeinde Bleyberg (Plombières), im Süden und Osten an die ebenfalls zur Gemeinde Kelmis gehörende Ortschaft Neu-Moresnet. Im Norden ist die niederländische Gemeinde Vaals direkter Nachbar.

Geschichte Bearbeiten

Der Ortsname leitet sich von dem Erz Galmei (an dieser Lagerstätte überwiegend silikatisches Galmei, d. h. Kieselzinkerz) ab, das in dieser Gegend als Kelms oder Kelmes bekannt ist und bereits im frühen Mittelalter dort abgebaut wurde. Bis 1920 hieß der Ort Neutral-Moresnet.

Kelmis wird bisweilen auch als „Altenberg“ bezeichnet; dieser Name geht aber eigentlich auf den im heutigen Kelmis gelegenen „Alten Berg“ zurück, dessen Galmeigruben bereits im Mittelalter von den fränkischen Karolingern ausgebeutet wurden. Bekannt wurde der Name später vor allem durch die 1837 vom Pariser Bankier Brüsseler Abstammung François-Dominique Mosselman (1754–1840) gegründete „Société Anonyme des Mines et Fonderies de Zinc de la Vieille-Montagne“ (deutsch: „Aktiengesellschaft der Zinkminen- und Gießereien vom Alten Berg“). Die kurz als „Vieille Montagne“ bezeichnete Gesellschaft förderte in der Blütezeit allein aus der Grube Altenberg rund 135.000 Tonnen Haufwerk und insgesamt rund 30.000 Tonnen Roherz pro Jahr. Verzinkte Gegenstände waren damals eine Innovation.[2]

Galmei wurde bis 1805 ausschließlich zur Messingfabrikation (sogenanntes gelbes oder goldiges Kupfer) verwendet und den Kupferschlägern der Maasstädte Dinant und Namur sowie in den nahen Aachener Industrieraum bzw. nach Stolberg geliefert. Seit dem 15. Jahrhundert bestand ein bedeutender Galmeifernhandel nach Nürnberg und später nach Schweden und Lothringen. Die Gesellschaft „Vieille Montagne“ gründete das heutige Kelmis; hier leben Nachfahren der damaligen Angestellten und Arbeiter des Bergwerkes.

Das Gebiet der Ortschaft Kelmis war zwischen 1816 und 1919 staatlich halb-unabhängig als Neutral-Moresnet, denn Preußen und die Niederlande (zu denen bis 1830 noch das heutige Belgien gehörte) konnten sich nach dem Wiener Kongress wegen des Tagebaues Vieille montagne nicht einigen, wer das Gebiet verwalten sollte. Dieser Zustand endete 1914 de facto mit dem Einmarsch der deutschen Truppen.

Am 18. Mai 1952 wurde der 2,9 Kilometer lange Eisenbahnabschnitt Moresnet–Kelmis (Linie 39 B) der Bahnstrecke Welkenraedt–Montzen für den Personen- und Güterverkehr stillgelegt und ab 1956 abgebaut.

Am 1. Januar 1977 kamen die Gemeinden Neu-Moresnet (also das ehemalige Preußisch-Moresnet) und Hergenrath zum Gemeindegebiet von Kelmis hinzu; seitdem hat die neue Gemeinde rund 18,2 km³.

Religion Bearbeiten

Tourismus Bearbeiten

Im September 2018 wurde das Museum Vieille Montagne im ehemaligen Direktionsgebäude Vieille-Montagne eröffnet, welches nach mehrjähriger Vorbereitungsarbeit das bisherige „Göhltalmuseum“ ersetzt. In diesem Museum ist sowohl die bis ins Mittelalter zurückreichende Geschichte des Zinkabbaus in Kelmis als auch die Geschichte des neutralen Gebietes ausführlich dokumentiert.[3]

Sport Bearbeiten

In Kelmis gibt es zwei Fußballvereine, die dem nationalen belgischen Fußballverband angeschlossen sind. Der 1923 gegründete RFC Union Kelmis spielt derzeit in der 3. Division B (3. Liga auf nationalem Niveau).[4] Der RFCU ist damit nach der KAS Eupen der zweitranghöchste Fußballverein aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Zur Saison 2014/15 wird mit dem Sporting Club Kelmis ein neu gegründeter Verein in der 4. Provinzklasse D an den Start gehen. Der Sporting Club wird die Infrastruktur des RFCU nutzen, die allerdings in Neu-Moresnet liegt.[5]

Personen Bearbeiten

  • Willy Schyns (1923–2001), Mitglied des Europäischen Parlaments und von 1965 bis 1985 Bürgermeister der Gemeinde Kelmis
  • Gottfried John (1942–2014), deutscher Schauspieler, wohnte bis 2008 in Kelmis.[6]
  • Mathieu Grosch (* 1950), Mitglied des Europäischen Parlaments und von 1991 bis Dezember 2012 Bürgermeister der Gemeinde Kelmis
  • Rolf Schnier (* 1960), Skatclub „ohne 11 La Calamine“, Skatweltmeister 2016 in Las Vegas und Vizeweltmeister mit der belgischen Mannschaft

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kelmis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Offizielle Angaben der Gemeinde Kelmis, eingeholt am 20. Februar 2014
  2. FAZ:net
  3. BRF: Kelmis eröffnet Museum „Vieille Montagne“ (abgerufen am 1. Januar 2019)
  4. Homepage des RFCU Kelmis (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rfcu.be
  5. grenzecho.net: „Alte Dame“ RFC Union bekommt Konkurrenz (Memento des Originals vom 6. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grenzecho.net, abgerufen am 20. Februar 2014
  6. Bunte: Gottfried John lebt wieder in Deutschland, abgerufen am 20. Februar 2014