Karl Heinz Bremer

deutscher Romanist

Karl Heinz Bremer (auch Karl-Heinz[1]; * 16. November 1911 in Frankfurt am Main; † 2. Mai 1942 bei Weliki Nowgorod am Ilmensee[2]) war ein deutscher Romanist im Nationalsozialismus.

Leben Bearbeiten

Bremer, Sohn des Ingenieurs Wilhelm Bremer, besuchte die Oberrealschule in Mannheim und studierte Geschichte, Romanistik und Staatswissenschaften in Heidelberg, Königsberg und Paris und promovierte am 7. April 1934 bei Hans Rothfels an der Albertina in Königsberg. Dort begann er als Lektor für Französisch. Ab 1936 war er als Deutsch-Lektor in Paris an der Sorbonne und an der École normale supérieure tätig. Bremer trat, noch während seiner Tätigkeit in Frankreich, zum 1. August 1937 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 4.009.456)[3] und wurde der NSDAP/AO zugeordnet.

Bremer war ab April 1939 als Assistent am Kieler Institut für Politik und Internationales Recht beschäftigt und assistierte Paul Ritterbusch bei der Romanistentagung am 17. und 18. Mai 1940 in Berlin, bei der der Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften geplant wurde. Nach der Niederlage Frankreichs wurde Bremer im Herbst 1940 im Zuge der Gründung des Deutschen Instituts in Paris dessen stellvertretender Direktor unter Karl Epting und Leiter seiner wissenschaftlichen Abteilung.[4] Im Deutschen Institut leitete er den deutsch-französischen Übersetzungsausschuss[5] und kontrollierte damit (zusammen mit Gerhard Heller, der die Verlage und die Papierzuteilung steuerte) die französische Buchproduktion. Zusammen mit Epting gab er die neue Zeitschrift Deutschland-Frankreich heraus sowie die dazugehörige Schriftenreihe „Cahiers de l’Institut Allemand“. Bremer war ein guter Freund des französischen Kollaborateurs Robert Brasillach. Er übersetzte Werke des Schriftstellers Henry de Montherlant, so 1939 Service inutile (Nutzloses Dienen).

Bremer wurde am 27. Februar 1942 an die Ostfront eingezogen und dort zum Entsatz des Kessels von Demjansk beordert, wo er bald darauf fiel.

Montherlant schrieb in der Zeitschrift Deutschland-Frankreich. Vierteljahrsschrift des Deutschen Instituts Paris, dessen Hauptschriftleiter Bremer gewesen war, im April 1943 einen Nachruf: „Souvenirs sur Karl Heinz Bremer“.

Das Buch „Nationalismus und Chauvinismus in Frankreich“ wurde 1946 in der SBZ auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[6] Das Buch „Der französische Nationalismus“ wurde 1953 in der DDR auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[7]

Publikationen Bearbeiten

(Auswahl, chronologisch)

  • Die Krise des französischen »Systems« und das Ringen um eine neue Staatsautorität. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Band 96, Heft 1. (1936), S. 112–148[8]
  • Kommunismus und Literatur in Frankreich. In: Die Tat. 28. Jg. 1936, November.
  • Der sozialistische Kaiser. In: Die Tat. 30. Jg. 1938, Juni, S. 160–171.
  • Der französische Nationalismus. Eine Studie über seinen geistigen Strukturwandel von der Franz. Revolution bis auf unsere Tage. Schriften des Instituts für Politik und internationales Recht an der Universität Kiel; N. F. Bd. 6. Deutscher Rechtsverlag, Berlin 1939.
  • Nationalismus und Chauvinismus in Frankreich. Reihe: Frankreich gegen die Zivilisation. Heft 23. Schriften des Deutschen Instituts für außenpolitische Forschung und des Hamburger Instituts für auswärtige Politik; Heft 78. Junker & Dünnhaupt, Berlin 1940.

Literatur Bearbeiten

  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1, S. 279 f.
  • Frank-Rutger Hausmann: „Vom Strudel der Ereignisse verschlungen“ Deutsche Romanistik im „Dritten Reich“. Frankfurt 2008, ISBN 978-3-465-03584-8.
  • Frank-Rutger Hausmann: Werner Krauss und der „Kriegseinsatz“ der deutschen Romanisten 1940–1941. (PDF).
  • Frank-Rutger Hausmann: „Deutsche Geisteswissenschaft“ im Zweiten Weltkrieg. Die „Aktion Ritterbusch“ (1940–1945). 3. erweiterte Auflage, Heidelberg: Synchron, 2007, ISBN 978-3-935025-98-0.
  • Karl Kohut (Hrsg.): Literatur der Résistance und Kollaboration in Frankreich. (Reihe: Schwerpunkte Romanistik. Bd. 18 bis 20) 1982 bis 1984 ISSN 0170-6284.
  • Eckard Michels: Das Deutsche Institut in Paris 1940–1944. Ein Beitrag zu den deutsch-französischen Kulturbeziehungen und zur auswärtigen Kulturpolitik des Dritten Reiches. Franz Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06381-1.
  • François Dufay: Die Herbstreise. Französische Schriftsteller im Oktober 1941 in Deutschland. Ein Bericht. Siedler, Berlin 2001.
  • Alice Kaplan: The Collaborator. The Trial and Execution of Robert Brasillach. UP of Chicago, 2000, ISBN 0-226-42415-4. S. 45–49.
  • J. Salwyn Schapiro: Liberalism and the Challenge of Fascism, Social Forces in England and France 1815–1870. McGraw-Hill, NY 1949. S. 328, Zitat aus Die Tat, S. 160–171; S. 368.
  • Wolfgang Geiger: L’image de la France dans l’Allemagne nazie 1933–1945. PU Rennes 1999 ISBN 2-86847-374-1. Rezension Hausmann bei hsozkult.

Weblinks Bearbeiten

  • Photo, November 1941 in Paris, zurück nach der „Herbstreise“: Ganz links in Uniform der Wehrmacht Gerhard Heller, zweiter von links Pierre Drieu la Rochelle, vorne im weißen Mantel Robert Brasillach, ganz rechts mit Brille Karl Heinz Bremer.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Michels: Das Deutsche Institut in Paris 1940–1944. passim
  2. Daten nach Auswärtiges Amt; Frank-Rutger Hausmann: Vom Strudel der Ereignisse verschlungen. S. 544.
  3. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/3921064
  4. Michels: Das Deutsche Institut in Paris 1940–1944. S. 73.
  5. Frank-Rutger Hausmann: Vom Strudel der Ereignisse verschlungen., S. 543.
  6. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur Transkript Buchstabe B # 1417, Seiten 17–64 Dritter Nachtrag, Berlin: Zentralverlag, 1946 [1]
  7. Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik Liste der auszusondernden Literatur Transkript Buchstabe B # 498, Seiten 12–30 Dritter Nachtrag, Berlin: VEB Deutscher Zentralverlag, 1953 [2]
  8. www.jstor.org