Joseph Bergöntzle

Elsässer Orgelbauer

Joseph Bergöntzle bzw. im Elsass: Bergäntzel (* 14. Dezember 1754 in Ammerschwihr, Elsass; † 14. Oktober 1819 ebenda[1]) war ein Elsässer Kunstschreiner und Orgelbauer, der ebendort und vor allem auch in Vorarlberg wirkte. Von ihm sind einige historische Orgeln erhalten, darunter die Silbermann-Bergöntzle-Orgel in der Pfarrkirche Bludesch und die Orgel in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Tschagguns.

Saasenheim, St. Jean-Baptiste, Elsass

Leben Bearbeiten

Joseph Bergöntzle war Sohn des Kunstschreiners und Orgelbauers Martin Bergäntzel (1722–1803). Dieser fertigte für den bekannten Orgelbauer Ludwig Dubois aus Pruntrut hochwertige Orgelgehäuse und eignete sich dort Kenntnisse im Orgelbau an. Nach Dubois’ Tod übernahm er die Werkstatt, verlegte diese nach Ammerschwihr und machte sich als Orgelbauer selbstständig.

Gemeinsam mit seinem Vater, der ihn an seine Seite gerufen hatte und für den er als 22-jähriger das Priesterseminar aufgab, baute Joseph Bergöntzle ca. 20 Instrumente. Bis zum Tod seines Vaters im Jahr 1803 ist deshalb in der Literatur bzw. als Erbauer oft von Martin avec Joseph (vor allem im Elsass) oder Martin und Joseph Bergöntzle die Rede.[2]

Die französische Revolution sowie finanzielle Probleme seiner Kundschaft zwangen ihn zur Flucht ins Ausland. Also ging er erst nach Einsiedeln und von dort aus mit den besten Empfehlungen nach Vorarlberg. Dort arbeitete er von 1799 bis 1816 an verschiedenen Instrumenten, zunächst an der Orgel in der Pfarrkirche Schlins (1804), bevor er weitere Werke in Au im Bregenzerwald, Thüringerberg und Thüringen (1805), und schließlich in Tschagguns (1815–1816) schuf, umbaute und erweiterte. Bergöntzle baute ausschließlich Schleifladen mit mechanischer Traktur.

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1777 Saasenheim, Elsass St. Jean-Baptiste
 
I/P 12 Wahrscheinlich die erste Orgel von Martin und Joseph Bergäntzel.[3]
1784 Ebersheim, Elsass St. Martin
 
III/P 26 Kriegsschäden wurden 1953 repariert.[4]
1788 Landser, Elsass Notre-Dame-de-l’Assomption III/P 31 Bergöntzles größtes Elsässer Orgelwerk, 1997 von Gaston Kern in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.[5]
1789 Wettolsheim, Elsass St. Rémy
 
II/P 24 Vergrößert 1877 durch François Antoine Berger und 1902 durch Joseph Antoine. 1978 in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.[6]
1799 Schlins, Vorarlberg Pfarrkirche zur Unbefleckten Empfängnis
 
II/P ? Vorhandene Orgel durch Bergöntzle erweitert. Umgebaut 1857 durch Alois Schönach.
1800 Au/Bregenzerwald, Vorarlberg Pfarrkirche St. Leonhard
 
? ? Umgebaut 1893 durch Anton Behmann
1802–1804 Bludesch, Vorarlberg Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere
 
II/P 21 Orgel von Johann Andreas Silbermann, im Jahr 1800 mittels Karren nach Bludesch transportiert und dort von Bergöntzle aufgebaut.
ca. 1805 Thüringen, Vorarlberg Pfarrkirche St. Stephan
 
II/P 15, heute 16 1932 renoviert und erweitert, 1980–1985 in den Originalzustand zurückversetzt. Das Hauptwerk ist bis heute erhalten.
1815–1816 Tschagguns, Vorarlberg Wallfahrtskirche Mariä Geburt
 
III/P 38 Mit seinem Sohn Bernhard sowie seinen Mitarbeitern Valentin Rinckenbach und Mathias Bihler als Opus maximum et ultimum erbaut,[7] viele Register sind vollständig erhalten. 1994 restauriert durch Georges Lhôte und Ferdinand Stemmer.

Literatur Bearbeiten

  • Alois Forer: Orgeln in Österreich. Wien 1973, S. 194.
  • Bruno Oberhammer, Michael Kasper: Montafoner Orgellandschaft. 2016, ISBN 978-3-902225-69-6.
  • H. Nadler: Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. 1–4 (1985); Eberstaller 1955.
  • Franz Howorka: Die Orgelbauer J. Gabler und J. Bergöntzle in Vorarlberg. In: Österreichische Musikzeitschrift, Vol. 25, No. 8, 1970, S. 473–477.
  • Josef Behmann: Josef Bergöntzle und die Orgel in Bludesch. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Leipzig 1932, S. 241 (digitale-sammlungen.de); enthält teilweise falsche Informationen!

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bergönzle, Joseph. In: Oesterreichisches Musiklexikon online; abgerufen am 2. Februar 2022.
  2. Martin et Joseph Bergäntzel. orgue.free.fr (französisch); abgerufen am 2. Februar 2022.
  3. Orgue de Saasenheim (französisch), abgerufen am 2. Februar 2022.
  4. Orgue d’Ebersheim. (französisch), abgerufen am 2. Februar 2022.
  5. Orgue de Landser. (französisch), abgerufen am 2. Februar 2022
  6. Orgue de Wettolsheim. (französisch), abgerufen am 2. Februar 2022.
  7. Montafoner Museen, Josef Bergöntzle Orgel-Matinee anlässlich Bergöntzles 200. Todestag. Mit Informationen über den Bau der Tschaggunser Orgel. Abgerufen am 2. Februar 2022