Johann Willenbrock

deutscher Mediziner

Johann Willenbrock (der Ältere), auch Willebroch, Wilenbroch, Wulenbroch (* 5. Juni 1531[1] in Danzig; † 1606) war ein deutscher Gelehrter und Arzt.

Leben Bearbeiten

Willenbrock stammte aus einer Danziger Gelehrtenfamilie. Im Sommersemester 1545 begann er sein Studium an der Universität Königsberg und wechselte im November 1545 an die Universität Wittenberg, wo er ein Schüler von Philipp Melanchthon und Erasmus Reinhold wurde. Aus dieser Zeit sind von ihm eine Anzahl lateinischer Kasualgedichte zu Hochzeiten und Todesfällen überliefert. Melanchthon ließ seine Gedichte zur Hochzeit von David Chytraeus unter Willenbrocks Namen erscheinen. Am 22. Februar 1552 wurde Willenbrock Magister und am 1. Mai 1554 in die Philosophische Fakultät aufgenommen.

1556 setzte er sein Medizinstudium an der Universität Padua fort und war dort consiliarius der deutschen Nation. Ende der 1550er Jahre kam er nach Prag an den Hof des Erzherzogs Ferdinand II., um Pietro Andrea Mattioli zu assistieren.[2] 1567 ging er mit dem Erzherzog als dessen Leibarzt nach Innsbruck. 1572 wird über seine protestantische Gesinnung berichtet.[3] Aus dem Jahr 1584 ist ein Brief von Gerhard Dorn an ihn überliefert.[4] Vermutlich wegen seiner Beziehungen zu den Paracelsus verbundenen Kreisen wurde Willenbrock auf den Index Librorum Prohibitorum gesetzt.[5]

Er war verheiratet mit Barbara Fund († 1592), deren vermutlich von Alexander Colin geschaffenes Epitaph in der Kirche von Natters erhalten ist.[6] Der in Prag geborene Sohn Michael studierte an der Universität Altdorf und wurde 1586 an der Universität Basel zum Dr. med. promoviert.[7] Ebenfalls in Altdorf studierte Johannes (der Jüngere); da er ausweislich seiner 1592/93 gehaltenen Disputationen in Danzig geboren wurde,[8] kann es sich bei ihm auch um einen Neffen handeln. Er wurde Jurist und war von 1598 bis 1612 Ratssekretär in Danzig.[9] Auf dem Tiroler Landtag 1613 wurden Elias und Julius Willenbrock (Michaels Söhne?) in die Tiroler Adelsmatrikel aufgenommen; die Familie starb hier jedoch 1683 aus.[10]

Ende 2015 wurde in der Bibliothek der Universität Princeton eine Ausgabe des griechischen Neuen Testaments von 1545 identifiziert, die eine Widmung von Willenbrock an Martin Chemnitz und handschriftliche Anmerkungen von Chemnitz enthält.[11]

Werke Bearbeiten

  • Epithalamion De Nuptiis Viri Clarissimi Nobilitate Generis, Virtute, & eruditione excellentis D. Melchioris Phasoldi Pruteni, ac nobilis & praestantis Foeminae Apoloniae Viduae Reuerendi uiri D. Caspari Crucigeri. [Veit Kreutzer], Wittenberg 1551, urn:nbn:de:urmel-1ed3e837-688d-422b-a9b7-27ffdf4b29a22
  • Elegia Scripta Ad Venerandum Virum Stephanum Copazium Pannonium Pastorem Ecclesiae Dei In Patak Continens Consolationem Et Laudem Coniugii. [Peter Seitz, Wittenberg] 1551
  • (Beiträger in:) Epicedion De Morte Erasmi Rheinholt Salueldensis Mathematici, ad uirum honestissimum Patrem ipsius Iohannem Rheinholt Salueldensem. [Veit Kreutzer], Wittenberg 1553
  • (Beiträger in:) Epithalamion Scriptum Viro Clarissimo Davidi Chytreo Docenti Ecclesiae doctrinam in inclyta Academia Rostochiana, [et] honestissimae Virgini Sponsae eius Margaridi natae patre Senatore Laurentio Smede. Iohannes Crato, Wittenberg 1553, Digitalisat
  • (Beiträger in:) Ioannis Stigelii Elegia, Qua Celebratur Dignitas Et Fructus Legitimi coniugij, Scripta in nuptijs Doctissimi uiri Dauidis Chytraei professoris Academiae Rostochianae. Et Alia Epithalamia Scripta à Iobo Fincelio, Nicolao Cisnero, & Iohanne Vuillebrochio. Iohannes Crato, Wittenberg 1553 Digitalisat.
  • Oratio De Coniugio, Recitata In Sacro Nuptiali Clarissimi uiri Tilemanni Stellae & pudicissimae uirginis Helenae filiae honestissimi uiri Baldasari Rotermunds Consulis Suerinensis. Iohannes Crato, Wittenberg 1554, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11209922-0 Bayerische Staatsbibliothek
  • (Beiträger in:) Ad reverendum Virum Joannem Pfeffingerum, Doctorem Theologiae, pastorem Ecclesiae Lipsicae, Epistola Philippi Melanthonis, de morte filij viri Docti & honesti. Wittenberg 1555 Digitalisat, MDZ
  • Historia baptizati Christi, continens illvstrem patefactionem trivm personarvm divinitatis, qvam pii debent assidve cogitare in invocatione. 18 lateinische Distichen zu einem Holzschnitt von Jacob Lucius: Taufe Jesu in der Elbe vor Wittenberg, um 1555 (Abbildung)[12]

Literatur Bearbeiten

  • Leonard Neubaur: Ein Nachtrag zum Corpus Reformatorum (Melanchthon). In: Altpreußische Monatsschrift 28 (1891/92), S. 246–275 Digitalisat MGH-Bibliothek (PDF; 36 MB)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. So nach Genitures of men of learning, in: Lynn Thorndike: A History of Magic and Experimental Science: The sixteenth century. 1923, S. 596 Nr. 152 (im Anschluss an Garcaeus, Astrologiae methodus. . ., Basel, 1576, with a few additions from Sixtus ab Hemminga, Astrologia ratione et experientia refutata, Antwerp, 1583)
  2. Madelon Simons: “Unicornu in membrana elegantissime depictum”. Some thoughts about the activities of Archduke Ferdinand II in Prague, 1547–1567. In: Studia Rudolphina, 7, 2007, ISBN 80-86890-16-3, S. 34–43, hier S. 38 mit Anm. 23, ISSN 1213-5372
  3. Josef Hirn: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol: Geschichte seiner Regierung und seiner Länder. Wagner, Wien 1885, S. 135
  4. Wilhelm Kühlmann, Joachim Telle (Hrsg.): Der Frühparacelsismus. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 978-3-11-095079-3 (Frühe Neuzeit 89), S. 932 (Nr. 89 Gerhard Dorn an Johannes Willenbrock 1. April 1584)
  5. Index librorum prohibitorum sanctissimi domini nostri Leonis XIII Pont. Max. Rom 1887, S. 354
  6. Mittheilungen der Kaiserl. Königl. Central-commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. 1897, S. 156 f.
  7. VD16
  8. VD16, VD16
  9. Neubaur (Lit.), S. 269
  10. Verzeichnis sämmtlicher der Tiroler Adelsmatrikel einverleibten Geschlechter nach der vom Tiroler Landraarschallamte unter 9. April 1829 amtlich verfassten Zusammenstellung, nebst zugehörigen Ergänzungen nach möglichst verlässlichen Quellen. In: Zeitschrift des Ferdinandeums fur Tirol und Vorarlberg. 3/34 (1890), S. 298
  11. Princeton’s Greek Bible of 1545, annotated by Martin Chemnitz, abgerufen am 24. Mai 2016
  12. Siehe dazu Heimo Reinitzer: Tapetum Concordiae: Peter Heymans Bildteppich für Philipp I. von Pommern und die Tradition der von Mose getragenen Kanzeln. (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg 1). De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-027932-0, S. 57 ff.