Industrial Citizenship (deutsch: industrielle Bürgerrechte) ist ein auf den englischen Soziologen Thomas H. Marshall zurückgehender, auch im deutschen Sprachraum etablierter Fachterminus.

Marshall hat in seinem Essay „Citizenship and Social Class“ (1953)[1] neben den bürgerlichen (zivilen), politischen und sozialen Bürgerrechten als vierte Kategorie die industriellen Bürgerrechte[2] eingeführt. Sie umfassen „alle mit dem Gewerkschafts-und Kollektivvertragswesen zusammenhängenden Rechte“.[3] Sie garantieren weniger individuelle als kollektive Rechte der Arbeitnehmer in der Marktwirtschaft.[4]

In seiner frühen Schrift „Industrie- und Betriebssoziologie“ (1956) hat Ralf Dahrendorf diesen Begriff aufgenommen: „So hat das Gewerkschaftswesen ein sekundäres System industrieller Bürgerrechte parallel und ergänzend zu dem System politischer Bürgerrechte geschaffen“.[5] Vier Jahrzehnte später hat der Industriesoziologe Walther Müller-Jentsch den Terminus erneut in die sozialwissenschaftliche Diskussion eingeführt.[6]

Literatur

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Hauptquelle

  • Thomas H. Marshall: Citizenship and Social Class. In: Ders.:Sociology at the Creossroad and other essays, Cambridge 1953, S. 67–127.
    • deutsch: Thomas H. Marshall: Staatsbürgerrechte und soziale Klassen. In: Ders.: Bürgerrechte und soziale Klassen. Zur Soziologie des Wohlfahrtsstaates. Campus, Frankfurt am Main 1992, S. 3–94.

Sonstige Literatur

  • Ulrich Brinkmann / Oliver Nachtwey: Postdemokratie und Industrial Citizenship. Juventus, Weinheim 2017.
  • Jürgen Daub: Industrial Citizenship und das demokratische Unternehmen. In: Gustav Bergmann / Jürgen Daub / Feriha Özdemir (Hrsg.): Wirtschaft demokratisch. V&R unipress. (Online veröffentlicht Dezember 2018: https://doi.org/10.14220/9783737009270.front).
  • Walther Müller-Jentsch: Über Produktivkräfte und Bürgerrechte. In: Niels Beckenbach und Werner van Treeck (Hrsg.): Umbrüche gesellschaftlicher Arbeit. Soziale Welt, Sonderband 9 (1994), S. 643–661 – Wieder abgedruckt in: Ders.: Arbeit und Bürgerstatus. Studien zur sozialen und industriellen Demokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, S. 11–35.
  • Walther Müller-Jentsch: Strukturwandel der industriellen Beziehungen. „Industrial Citizenship“ zwischen Markt und Regulierung. 2. Auflage. Springer VS, Wies baden 2017.
  • Tim Strangleman: Industrial Citizenship: the role and meaning of work in an age of austerity In: British Journal of Industrial Relations. 66. Jg., 2015, Heft 4, S. 673–690.
  • Wolfgang Streeck: Industrial Citizenship Under Regime Competition: The Case of the European Works Councils. In: Journal of European Public Policy. 4. Jg., 1997, Heft 4, S. 643–664.

Siehe auch

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Anmerkungen

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  1. Thomas H. Marshall: Citizenship and Social Class. In: Ders.:Siciology at the Creossroad and other essays, Cambridge 1953, S. 67–127-
  2. In der deutschen Ausgabe wurden sie mit wirtschaftlichen Bürgerrechten übersetzt.
  3. Walther Müller-Jentsch: Über Produktivkräfte und Bürgerrechte: In: Ders.: Arbeit und Bürgerstatus. Studien zur sozialen und industriellen Demokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, S. 11–35, hier: S. 18.
  4. Walther Müller-Jentsch: Strukturwandel der industriellen Beziehungen. „Industrial Citizenship“ zwischen Markt und Regulierung. 2. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2017, S. 12.
  5. Ralf Dahrendorf: Industrie- und Betriebssoziologie. Sammlung Göschen Band 103. Gruyter, Berlin 1956, S. 83.
  6. Walther Müller-Jentsch: Über Produktivkräfte und Bürgerrechte: In: Niels Beckenbach, Werner van Treeck (Hrsg.): Umbrüche gesellschaftlicher Arbeit. Soziale Welt, Sonderband 9 (1994), S. 643–661.