Ilse Thomas

Frauenbeauftragte (ab 2012 Gleichstellungsbeauftragte) in Mannheim

Ilse Thomas (* 6. November 1949 in Speyer; † 28. April 2013 in Mannheim) war die erste Frauenbeauftragte (ab 2012 Gleichstellungsbeauftragte) in Mannheim.

Leben Bearbeiten

Ilse Thomas wurde 1949 in Speyer geboren. Nach einer Lehre als Bürokauffrau arbeitete sie als Buchhalterin in der freien Wirtschaft, später als Politesse in Speyer. 1980 begann sie ein Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg, das sie 1983 als Diplom-Volkswirtin abschloss. Die alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern war Mitglied der SPD. Sie war gewerkschaftlich engagiert und leitete in ihrer Speyrer Zeit den Kreisfrauenausschuss des DGB.

Wirken Bearbeiten

Am 1. Februar 1987 nahm Ilse Thomas ihre Arbeit als Frauenbeauftragte der Stadt Mannheim auf. Der Beschluss zur Einrichtung dieser Stelle war vom Mannheimer Gemeinderat am 6. November 1986 gefasst worden – gegen die Stimmen des SPD-Oberbürgermeisters und der CDU-Fraktion. Vorausgegangen waren lange Diskussionen in diesem Gremium über die Notwendigkeit und die personelle Ausstattung einer solchen Stelle, die von einem breiten Frauenbündnis sowie von DGB, DAG und ASF gefordert worden war.[1]

Mit anfänglich nur einer Mitarbeiterin an der Seite gelang es Ilse Thomas, ein breites Netzwerk von und für Frauen aufzubauen sowie Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen zu schaffen. In die ersten Jahre ihrer Arbeit fielen die Herausgabe eines Frauenhandbuchs[2] sowie die Initiierung von Frauenkulturtagen, die mehrmals in zweijährigem Rhythmus stattfanden. 1991 brachte Thomas ein Modellprojekt Neue Wege ins Berufsleben für Wiedereinsteigerinnen auf den Weg, aus dem die Kontaktstelle Frau und Beruf Mannheim entstand. 1992 schließlich konnte ein Frauenförderplan für die Stadtverwaltung Mannheim verabschiedet werden. Auch das Thema Gewalt gegen Frauen nahm breiten Raum in der Arbeit der Frauenbeauftragten ein. 2013 schließlich wurde eine Personalstelle geschaffen, die sich nicht nur mit diesem Thema, sondern auch den Themen Menschenhandel, Prostitution und Zwangsheirat befasst.

Ebenfalls auf die Initiative von Ilse Thomas zurück ging der im Jahr 2002 gegründete Mannheimer FrauenKulturRat, der sich die Verwirklichung der Chancengleichheit in allen kulturellen Bereichen als Ziel gesetzt hat. Seit 2010 verleiht der FrauenKulturRat in zweijährigem Turnus den Helene-Hecht-Preis.[3] Seit 2019 wird zusätzlich ein Nachwuchspreis verliehen. Im Jahr 2002 gründete die Frauenbeauftragte das Gründerinnenzentrum gig7, das den Schritt von Frauen in die Selbständigkeit fördert.

Als Herausgeberin verantwortete Ilse Thomas mehrere Bände zur Frauengeschichte Mannheims.

Von 1992 bis 1994 war sie Sprecherin der BAG KOMMUNALER FRAUENBÜROS UND GLEICHSTELLUNGSSTELLEN.[4]

Während der Amtszeit von Ilse Thomas wurde auch die „Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“ durch die Stadt Mannheim unterzeichnet. Durch ihren Tod im Jahr 2013 konnte die Umsetzung der Charta erst durch ihre Nachfolgerin Zahra Deilami in Angriff genommen werden.

Der damalige Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz würdigte Ilse Thomas als „kämpferische Pionierin für die Gleichberechtigung.“[5]

Ehrungen Bearbeiten

Von Ilse Thomas herausgegebene Werke Bearbeiten

  • Frauenbeauftragte der Stadt Mannheim und Autorinnen (Hrsg.): Stadt ohne Frauen? Frauen in der Geschichte Mannheims. Mannheim 1993, ISBN 3-923003-61-7.
  • Frauenbeauftragte der Stadt Mannheim Ilse Thomas und Sylvia Schraut (Hrsg.): ZeitenWandel. Frauengenerationen in der Geschichte Mannheims. Mannheim 1995, ISBN 978-3-923003-65-5.
  • Ilse Thomas (Hrsg.): „Ich hätte so gerne noch gelebt, geliebt und gearbeitet.“ Frauen zwischen den Republiken 1933–1945. Kleine-Verlag, Bielefeld 1996, ISBN 3-89370-212-1.
  • Frauenbeauftragte der Stadt Mannheim Ilse Thomas sowie Ulrike Brummert und Sylvia Schraut (Hrsg.): Frauen, nichts als Frauen: historischer Stadtrundgang durch Mannheim. Mannheim 1995, ISBN 3-923003-70-6.

Literatur Bearbeiten

  • Ilse Thomas: „Ziel ist also, die Stelle der Frauenbeauftragten überflüssig zu machen“. In: Ulrich Nieß (Hrsg.): Jede Frau hat eine Geschichte. 25 Biographien Mannheimer Pionierinnen, Mannheim 2020, ISBN 978-3-9821329-0-7, S. 56–57

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mannheimer Morgen, 25. Juli 1985; Grüne und FDP schalten auf stur. Frauenleitstelle liegt wieder auf Eis.; Mannheimer Morgen, 18. Juli 1985; ASF und DAG. Kommunales Frauenbüro im Rathaus einrichten; Mannheimer Morgen, 23. Juli 1985: Gleichstellungsstelle. DGB-Kreisfrauenausschuss stellt Forderungen.
  2. Frauen-Handbuch. Hrsg. von der Frauenbeauftragten der Stadt Mannheim Ilse Thomas, Mannheim 1991
  3. Die Helene-Hecht-Preise 2019 | Mannheim.de. Abgerufen am 22. Dezember 2023.
  4. SPRECHERINNEN DER BAG KOMMUNALER FRAUENBÜROS UND GLEICHSTELLUNGSSTELLEN AB 1984. Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), abgerufen am 22. Dezember 2023.
  5. Kämpferische Pionierin für die Gleichberechtigung. 3. Mai 2013, abgerufen am 18. Dezember 2023.