Horst Stumpf

österreichischer Reifenkonstrukteur und Erfinder, Hochschulprofessor und Maler

Horst Werner Stumpf (* 23. Oktober 1940 in Klagenfurt; † 16. Jänner 2006 ebenda) war ein österreichischer Reifenkonstrukteur und Erfinder, Hochschulprofessor und Maler.

Horst Stumpf (2001)

Leben Bearbeiten

Stumpf interessierte sich als Jugendlicher besonders für Malerei, war aber auch als Matrose bei der Wörthersee-Schifffahrt tätig. Von 1959 bis 1967 studierte er Schiff- und Schiffsmaschinenbau an der Technischen Hochschule Wien, heute Technische Universität Wien (TU Wien). Während seines Studiums arbeitete er als Vertragslehrer an der Berufsschule für Kraftfahrzeugmechanik in Wien und als Versuchsingenieur in der Schiffbautechnischen Versuchsanstalt in Wien.

Von 1967 bis 1994 – zwischenzeitlich unterbrochen durch den Dienst im Bundesheer (1968–1969, Oberleutnant des höheren militärtechnischen Dienstes) und eine Assistentenstelle an der Technischen Universität Darmstadt (1970–1971) – war Stumpf bei Semperit tätig, zuletzt als Leiter der Entwicklung PKW-, Fahrrad- und Moped-Reifen, sowie Schläuche und Heizbälge. Danach leitete er bis 1996 die Entwicklung der PKW-Sommerreifen der Continental AG für die Marken Continental, Semperit, Uniroyal, Barum, General Tire, Sava, Gislaved, Vicking, Mabor und für sieben private Marken. Ab 1996 betrieb er ein Reifen-Labor (Chemisches Labor und Technisches Büro auf dem Fachgebiet des Maschinenbaus) und führte seine 1970 begonnene Tätigkeit als Allgemein beeideter gerichtlicher Sachverständiger für das Fachgebiet Gummi (insbesondere auch Bereifung) weiter fort.

Ab 1993 war Stumpf als Lektor an der TU Wien und an der Technischen Universität Graz tätig. Im Jahr 1996 schloss er mit dem Doktorat das Studium der technischen Wissenschaften an der Fakultät für Maschinenbau der TU Wien ab und habilitierte sich 1997 dort.[1] Von 1998 bis 2002 war er als Professor an der Fachhochschule Joanneum in Graz[2] tätig und leitete den Studiengang Automotive Engineering.[3][4]

In der Reifenentwicklung galt Stumpf als Pionier, was 1990 zur Verleihung des Berufstitels Professor führte und ihm den Spitznamen „Reifen-Professor“ bzw. „Reifen-Papst“ einbrachte.[5] Im Jahr 2003 gründete Stumpf das Symposium „Reifen und Fahrwerk“ an der TU Wien,[6] das vom ÖAMTC „im Gedenken an Horst Stumpf“[7] seit dem 5. Reifensymposium 2007 weitergeführt wird.[8]

Das malerische Handwerk erlernte Stumpf in Klagenfurt bei Sepp Schmölzer und Carlo Kos. Seine Landschaftsaquarelle und figurativen Aquarelle sowie Eitempera zeigte er in Ausstellungen in Österreich. Daneben engagierte Stumpf sich als Proponent von „Kunst (im) Werk“.[9]

Auszeichnungen/Ehrungen (Auswahl) Bearbeiten

  • 1990: Verleihung des Berufstitel Professor durch den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim.
  • 1995: Auszeichnung für das Light-Weight Tire Concept durch The Tire Society.
  • 2001: Verleihung des Titels Fachhochschul-Professor durch die Österreichische Fachhochschul-Konferenz (FHK).

Publikationen (Auswahl) Bearbeiten

  • Ganzheitliche Methode zur kundenorientierten Pkw-Reifenentwicklung bei verkürzter Entwicklungszeit. VDI-Verlag, Düsseldorf 1997 (= Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik 326), ISBN 3-18-332612-4.
  • Handbuch der Reifentechnik. Springer, Wien/New York 1997, ISBN 3-211-82941-5.
  • Lebenslanges Lernen als selbstverantwortliches Berufshandeln. Reflexionen zu Bildung, Lernen und „neuen Medien“. Wien: Verlag Österreich 2003 (= Schriften zum Bildungsrecht und zur Bildungspolitik 6), ISBN 3-7046-3975-3 (Redaktion).
  • 2. Symposium Reifen und Fahrwerk 27. September 2004. VDI-Verlag, Düsseldorf 2004 (= Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik 580), ISBN 3-18-358012-8 (als Herausgeber mit Bernhard Geringer).
  • 3. Symposium Reifen und Fahrwerk 26. September 2005. VDI-Verlag, Düsseldorf 2005 (= Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik 603), ISBN 3-18-360312-8 (als Herausgeber mit Bernhard Geringer).

Patente (Auswahl) Bearbeiten

Titel Veröffentlichungsnummer Früheste Priorität
Method for the fabrication of a molded article formed from oriented fiber reinforced material US3901961A 1970-08-05
Formkörper aus einem elastomeren Material, sowie Verfahren und Vorrichtungen zu seiner Herstellung AT316336B 1970-08-05
Molded article formed of fiber reinforced material US3945420A 1970-08-05
Method of making a molded article with oriented fiber reinforcements US4014969A 1970-08-05
Vorrichtung zur Pruefung der Festigkeit des Verbandes von Reifenwuelsten AT378608B 1983-11-17
Luftbereiftes Fahrzeugrad AT49540T 1984-02-22
Fahrzeugluftreifen AT384191B 1984-08-23
Luftreifen AT386160B 1985-05-02
Tyre for motor vehicles equipped with a carcase with one or more layers and a reinforcing element of the belt type arranged under the tread strip FR2586620A1 1985-09-02
Fahrzeugluftreifen AT386571B 1985-12-11
Machine for checking the structural stability of vehicle tyres FR2597600A1 1986-04-22
Sculpture de bande de roulement pour un pneumatique de vehicule FR2629763A1 1988-04-07
Sculpture de bande de roulement pour un pneumatique de vehicule FR2629762A1 1988-04-07
Laufflaechenprofil fuer Fahrzeugluftreifen AT390914B 1988-05-04
Fahrzeugluftreifen AT69411T 1988-09-14
Laufflaechenprofil fuer einen Fahrzeugluftreifen AT394001B 1988-09-21
Radialreifen, insbesondere für Allrad-Fahrzeuge AT400025B 1989-12-06
Fahrzeugluftreifen AT398732B 1990-03-20
Fahrzeugluftreifen AT398731B 1990-04-25
Pneumatique de vehicule, muni d’un flanc a motif decoratif FR2661871A1 1990-05-14
Fahrzeugluftreifen AT113248T 1990-10-04
Fahrzeugluftreifen AT113246T 1990-10-04
Fahrzeugluftreifen AT113247T 1990-10-04
Festigkeitsträger AT139490T 1992-09-15
Radialluftreifen für PKW AT401367B 1993-11-08
Fahrzeugreifen in Radialbauart AT401369B 1994-04-28
Fahrzeugreifen mit einem Laufstreifenprofil AT403358B 1996-02-27

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

  • 1979 Stadthaus Klagenfurt, Landschaftsaquarelle
  • 1980 Zentralsparkasse Baden, „Landschaftsaquarelle“[10][11]
  • 1981 Semperit AG Wien, Eitempera mit Kaseinemulsionsfarben auf Kalkgrund: „Da ma san Mankalan“
  • 1988 Gemeindeamt Enzesfeld, Eitempera, Landschaftsaquarelle und figurative Aquarelle
  • 1993 Enzesfeld-Lindabrunn, Aquarelle

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Horst Stumpf: Ganzheitliche Methode zur kundenorientierten Pkw-Reifenentwicklung bei verkürzter Entwicklungszeit (= Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik. Band 326). VDI-Verlag, Düsseldorf 1997, S. III.
  2. Rudolf Skarics: Entwicklungssprung oder schwarze Magie? In: Der Standard. 1. März 2002, S. 16.
  3. Top-Weiterbildung für Automobil-Ingenieure. In: Steiermark Report. Eine Information des Landespressedienstes. Oktober 2001, S. 14.
  4. Karin Hirschmugl: Erste Masterkurse an FH Graz. In: Der Standard. 4. September 2001, S. 2.
  5. Der Reifenprofessor. In: Dimensionen. Zeitschrift für Mitarbeiter der Semperit Reifen AG. Nr. 1, Juli 1991, S. [4].
  6. Bernhard Geringer: Vorwort. In: Bernhard Geringer, Horst Stumpf (Hrsg.): 2. Symposium Reifen und Fahrwerk 27. September 2004 (= Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik. Band 580). VDI-Verlag, Düsseldorf 2004, S. III.
  7. IN MEMORIAM Horst Stumpf. In: auto touring. Das ÖAMTC Magazin. Nr. 3, 2006, S. 55.
  8. Maria Brandl: 5. Wiener Reifensymposium. In: Kurier. 5. Oktober 2007, S. M5.
  9. Zum Titelbild KUNST (IM) WERK. In: Dimensionen. Zeitschrift für Mitarbeiter der Semperit Reifen AG. Nr. 1, Juli 1991, S. [1].
  10. Ausstellung Horst Stumpf in der „Z“: „I mol holt Stimmungsbüldln …“ In: Badener Zeitung. August 1980.
  11. Landschaftsaquarelle. In: Der Semperitler. Nr. 137, 1980, S. 20.