Horst (Toponym)
Gehölz oder herausragende Stelle in Feuchtgebieten
(Weitergeleitet von Horst (Geomorphologie))
Der oder die Horst ist eine leicht erhöhte, herausragende und zumeist bewachsene Stelle in Feuchtgebieten oder ein Gehölz, bzw. ist die Endung -horst als Bestandteil von Ortsnamen ein Hinweis auf ehemalige Flurformen.
Etymologie
BearbeitenHorst[1][2][3] ist abgeleitet aus dem alt- und mittelhochdeutschen Wort hurst mit der ursprünglichen Bedeutung „Strauchwerk“, in der Nähe zu harst[4] (vgl. Hardt „bewaldeter Hang“, „Anhöhe“, „Waldweide“). Insofern kann Horst verschiedenes bezeichnen:
- im allgemeinen Sinne eine Strauch- oder Gebüschgruppe
- eine Gruppe von Bäumen, die sich in Alter, Wuchs und Holzart von ihrer Umgebung unterscheiden und eine Einheit bilden (vgl. Hain)
- ein Hudewald oder – forstlich – den Niederwald[5]
- den Gesamtholzbestand eines Waldreviers, wenn dieser keinen geschlossenen Bestand bildet (vgl. Forst, Holz)
- einen Bult: dicht beieinander stehende Grasbüschel, die immer höher aufwachsen (Horst im heutigen botanischen Sinne)
- im Niederdeutschen auch den Schlag, die Stubbenflur mit Baumstrünken
- im Obersächsischen auch eine Erhöhung im Feuchtland („ein haufen sand oder erde, den besonders das wasser zusammengeführt hat“, wohl über den Bewuchs[2])
- Krüppelwuchsformen (vgl. Knick für Gebüsch)
- allgemein Ödland
Dieses Wort ist in ehemaligen Sumpf-, Moorgebieten oder feuchten Niederungen ein typischer Name der Moorbesiedlung, sonst vielleicht Rodungsname oder allgemein-beschreibende Flurbezeichnung.
Varianten
Bearbeiten- -host, -ost (niederdeutsch)
- -hurst[6] (auch englisch, Ewhurst, Surrey, England „Eiben-Gehölz“)
- Bult, niederdeutsch
- Donk, der entsprechende Begriff am Niederrhein wie im niederländischen Sprachgebiet
Ortsnamen
BearbeitenBeispiele:
- siehe Horst (Begriffsklärung) – Übersicht über geografische Objekte namens Horst
- Delmenhorst („Gehölz an der Delme“)
- Fahlhorst, Ort im Landkreis Potsdam-Mittelmark
- Freckenhorst, Ort im Kreis Warendorf, Ortsteil von Warendorf
- Langenhorst, Stadtteil von Ochtrup im Kreis Steinfurt
- Isselhorst, Stadtteil von Gütersloh („Gehölz der Gisela“ oder „des Giselher“)
- Kreuzhorst, NSG mit Auenwald in Magdeburg
- Karlshorst, Stadtteil von Berlin
- Havekost („Habicht-Horst“)
- Gamshurst, Stadtteil von Achern
- Legelshurst, Ortsteil von Willstätt, beide Ortenaukreis am Rande des Schwarzwaldes
- die 24 Horste im Drömling, siehe dort Mittelalter und Neuzeit
Siehe auch
Bearbeitenandere Ortsnamen an Gewässern und in Feuchtgebieten:
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hurst stm. stf. busch, gesträuch, hecke. In: Georg Friedrich Benecke, Wilhelm Müller, Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Band 1. Leipzig 1854, Nachdruck: S. Hirzel, Stuttgart 1990, Sp. 734b (woerterbuchnetz.de).
- ↑ a b horst, m. strauchwerk. – Abschnitt: 1). horst … mancherlei bedeutungen. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 10: H, I, J – (IV, 2. Abteilung). S. Hirzel, Leipzig 1877, Sp. 1833–1834 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ horst, hurst (host), f. In: Karl Schiller, August Lübben: Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Band 2, Kühtmann, Bremen 1875–1881, S. 304 f. (uni-heidelberg.de Digitalfacsimile).
- ↑ harst, m. und f. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 10: H, I, J – (IV, 2. Abteilung). S. Hirzel, Leipzig 1877, Sp. 498 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Christof Spannhoff: Rezension des Buches Die Ortsnamen des Kreises Steinfurt von Claudia Maria Korsmeier (Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2020). In: Westfälische Forschungen, Jg. 72 (2022), S. 541–545, hier S. 543.
- ↑ Fritz Langenbeck: Die tung- und -hurst-Namen im Oberrheingebiet. In: Alemannisches Jahrbuch. 1958, S. 51–108;alemannisches-institut.de (PDF; 3,3 MB).