Heizkraftwerk Süd (München)

Heizkraftwerk

Das Heizkraftwerk Süd sind zwei in Kraft-Wärme-Kopplung betriebene Gas- und Dampfturbinenanlagen der Stadtwerke München im Münchner Stadtteil Sendling nahe dem Mittleren Ring. Es umfasste bis 2018 zwei Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD). Als Brennstoff wird Erdgas eingesetzt. In der Anlage wird im Kraft-Wärme-Kopplungs-Prozess Strom erzeugt und die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme als Fernwärme genutzt. Die Stadtwerke München erweitern derzeit den Energiestandort Süd und errichten dort eine Geothermie-Anlage.[1][2]

Heizkraftwerk Süd
Das Heizkraftwerk Süd (2023)
Das Heizkraftwerk Süd (2023)
Das Heizkraftwerk Süd (2023)
Lage
Heizkraftwerk Süd (München) (Bayern)
Heizkraftwerk Süd (München) (Bayern)
Koordinaten 48° 6′ 52″ N, 11° 33′ 21″ OKoordinaten: 48° 6′ 52″ N, 11° 33′ 21″ O
Land Deutschland Deutschland
Ort Schäftlarnstraße 15,

81371 München

Daten
Typ Heizkraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Erdgas
Leistung 698 Megawatt elektrisch
814 Megawatt Fernwärme
Eigentümer Stadtwerke München
Betreiber Stadtwerke München
Betriebsaufnahme 1899
Turbine Gasturbinen, Dampfturbinen
Schornsteinhöhe vor Rückbau 176 m
Heizkraftwerk München Süd an der Isar im Stadtteil Sendling
Die Geothermie-Bohrung im Juli 2018
Luftbild 2009, Blick nach Südosten
Rückbau großer Kamin 2021

Geschichte Bearbeiten

Seit 1899 wird an diesem Standort Strom erzeugt. In den 1950er-Jahren wurde die Anlage um erste Einrichtungen zur Fernwärmeerzeugung ergänzt, die 1969 ausgebaut wurden, nachdem 1968 ein neues Heizwerk mit drei Kesseln für hohen Fernwärmebedarf im Winter in Betrieb gegangen war. 1970 wurde im Kraftwerk eine Müllverbrennungsanlage für das Amt für Abfallwirtschaft München errichtet, die jedoch 1997 wegen sinkender Müllmengen wieder stillgelegt wurde. Im Jahre 1980 wurde eine Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD 1) mit zwei Gasturbinen und einer Dampfturbine in Betrieb genommen. Die Hochdruck-Dampfkessel von 1968 wurden im Jahr 2004 durch eine moderne GuD 2 ersetzt. Sie besteht, wie die GuD 1, aus zwei Gasturbinen und einer Dampfturbine. Beide Anlagen werden in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben. Als Brennstoff wird in allen drei Anlagen Gas eingesetzt. Die Wärmeenergie der bis zu 540 Grad Celsius heißen Abgase der Gasturbine werden nicht ungenutzt an die Umgebung abgegeben, sondern über einen Wärmetauscher auf die Dampfturbine übertragen, wo erneut Energie, diesmal für Heizungen und Warmwasser, im KWK-Prozess gewonnen wird.

Der höchste Schornstein mit 176 m Höhe der Anlage von 1970 war seit 1997 ohne Funktion und wurde 2020 abgerissen.[3] An seiner Stelle ist ein neuer, etwa halb so hoher Kamin vorgesehen, sowie ein Wärmespeicher nördlich des Kraftwerksgebäudes, am Ort der ehemaligen Öltanks.[4] Außerdem soll das Kraftwerk in Zukunft auch als Kältezentrale fungieren. Ein Fernkältenetz bis hin zum Hauptbahnhof soll alle kleineren Kältezentralen verbinden und in Zukunft unter anderem auch den Großmarkt und den Schlachthof mit Kälte versorgen.[1]

GuD 1 Bearbeiten

Gasturbine Dampfturbine
Thermische Leistung 425 MW
Elektrische Leistung 2 X 99 MW 82 MW

Die maximal mögliche thermische Auskopplung ins Fernwärmenetz beträgt 255 MW.

GuD 2 Bearbeiten

Gasturbine Dampfturbine
Thermische Leistung 502 MW
Elektrische Leistung 2 X 139 MW 139 MW

Die maximal mögliche thermische Auskopplung ins Fernwärmenetz beträgt 463 MW.

Leistung Bearbeiten

Das Heizkraftwerk erzeugt eine maximale Fernwärmeleistung von 814 Megawatt. Dafür stehen als Abnehmer die Heißwassernetze Sendling, Neuperlach und Innenstadt bereit. Die elektrische Leistung beträgt maximal 698 Megawatt und wird in das städtische 110-kV-Hochspannungsnetz des Verteilnetzbetreibers SWM Infrastruktur[5] eingespeist.

Treibhausgasemissionen Bearbeiten

Das Heizkraftwerk Süd emittierte folgende Mengen Kohlenstoffdioxid:[6][7]

Jahr Kohlenstoffdioxid (Tonnen)
2010 1.360.000
2011 1.090.000
2012 929.000
2013 751.000
2014 620.000
2015 591.000
2016 813.000
2017 1.002.400
2018[8] 907.600
2019[8] 942.400
2020[9] 1.144.700
2021[9] 671.700
2022[9] 506.100

Fernwärme aus Geothermie Bearbeiten

Am Heizkraftwerk Süd entsteht eine neue Geothermie-Anlage der Stadtwerke München. Die Anlage wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Münchner Fernwärme bis 2040 zu 100 % aus regenerativen Quellen zu decken.[10] Die Anlage wird 80.000 Münchnerinnen und Münchner mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgen. Um das Ziel zu erreichen, benötigen die SWM mehrere Geothermieanlagen, davon befinden sich bis zum heutigen Zeitpunkt drei in Betrieb (Messe Riem, Sauerlach und Freiham).[10] 2016 wurden über mehrere Wochen Seismikmessungen im Großraum München durchgeführt, um neue Standorte für zukünftige Bohrungen zu finden.[11] Dabei kristallisierte sich der Standort des Heizkraftwerks als besonders wirtschaftlich sinnvoll heraus. Dort findet man gute thermale Bedingungen sowie ausreichend Platz (Abriss der alten Öltanks) und eine gute Einbindung in die schon vorhandenen Fernwärmenetze. Es sind sechs Bohrungen[12][13] mit einer Tiefe von bis zu 4.300 m geplant. Da ein Großteil des Fernwärmenetzes Innenstadt kein Warmwassernetz ist, sondern ein Dampfnetz, muss dieses in mehreren Bauabschnitten in den nächsten Jahrzehnten umgebaut werden. Regenerative Energiequellen eignen sich in den dort herrschenden klimatischen Bedingungen nicht zur Dampfproduktion. Aktuell wird das Dampfnetz zum größten Teil vom Heizkraftwerk Nord versorgt.[14]

Besonderheiten Bearbeiten

Der große Kamin des Kraftwerks war mit 176 Metern Gesamthöhe nach dem Olympiaturm das zweithöchste Bauwerk in München. Er wird seit dem Jahr 2020 zurückgebaut.[15]

Literatur Bearbeiten

  • Feuser, Gerhard: Das Heizkraftwerk München Süd (Umrisse, 2005, n. 4–5 v. 5)

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Heizkraftwerk München Süd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Birgit Lotze: Nichts bleibt wie es ist. In: Süddeutsche Zeitung. Süddeutsche Zeitung, 4. Juli 2018, abgerufen am 31. Juli 2018.
  2. SWM Fernwärme-Vision. In: SWM Online. Stadtwerke München GmbH, abgerufen am 20. Juni 2019.
  3. Quentin Lichtblau: Das Anti-Wahrzeichen. In: Die Tageszeitung: taz. 14. November 2020, ISSN 0931-9085, S. 25 (taz.de [abgerufen am 14. November 2020]).
  4. Süddeutsche Zeitung: Münchens zweithöchstes Bauwerk fällt, 20. Januar 2019
  5. Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel-Datei, 1,6 MiB) Archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
  6. Thru.de. Abgerufen am 21. Februar 2019.
  7. SWM: Umwelterklärung. In: swm.de. SWM, abgerufen am 28. Oktober 2019.
  8. a b Konsolidierte Umwelterklärung 2021 - Ressort Technik. Abgerufen am 15. April 2024.
  9. a b c Aktualisierte Umwelterklärung 2023 - Ressort Technik und Regionale Energiewende. Abgerufen am 15. April 2024.
  10. a b Stadtwerke München: Gestalter der Wärmewende. SWM, abgerufen am 6. März 2017.
  11. Seismikmessungen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2017; abgerufen am 6. März 2017.
  12. Geothermie für Heizung und Strom. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  13. Zweite Geothermie-Bohrung beim Münchner Heizkraftwerk Süd erfolgreich abgeschlossen | Informationsportal Tiefe Geothermie. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  14. Fernwärmevision 2040. SWM Pressestelle, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2017; abgerufen am 6. März 2017.
  15. „So ein schöner Schlot“. In: SZ online. Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH, 30. Dezember 2019, abgerufen am 4. Januar 2020.