Heinz Meininger

Aktivist der Homosexuellenbewegung

Heinrich Carl August ‚Heinz’ Meininger (* 22. April 1902 in Frankfurt am Main; † 16. Juli 1983 in Frankfurt am Main) war ein Vereinsaktivist der Homophilenbewegung und beruflich Häfner bzw. kaufmännischer Angestellter.[1]

Leben und Wirken Bearbeiten

Meininger wurde als Sohn eines evangelischen Schlossers und dessen katholischer Ehefrau geboren. Obwohl er einer der prominentesten Aktivisten der 2. Homosexuellenbewegung während der 1950er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland war, ist wenig über sein Leben und seine gesellschaftspolitischen Positionen bekannt. Gesichert ist, dass er in einer Zeit, als Frankfurt am Main Hochburg der Emanzipationsbestrebungen homosexueller Männer wurde, mit Hans Giese und dem Kaufmann Hermann Weber zusammenarbeitete.[2]

Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern verteidigte Meininger allerdings „in der frühen Nachkriegszeit die Bedürfnisse homosexueller Männer nach Geselligkeit, Unterhaltung und Selbstentfaltung und bot ihnen in Form eines Vereins und einer Mitgliederzeitschrift Raum. Dabei erlangte er überregionale Bedeutung.“ Gemeinsam mit dem Neurologen Wolfgang Bredtschneider gründete Meininger den homophilen „Verein für humanitäre Lebensgestaltung“ (VhL), der rasch auf 120 Mitglieder anwuchs. Meininger wurde Erster Vorsitzender des VhL, der sich zunächst im Frankfurter Lokal „Kleist-Casino“ in der Großen Bockenheimer Straße traf.[3]

Bei einem dieser geselligen Zusammenkünfte kam es 1949 zu „einer massiven Polizeiaktion gegen das ‚Kleist-Casino‘ […]. Nachdem das Lokal von etwa 60 amerikanischen und deutschen Polizisten umstellt worden war, gingen Uniformierte mit vorgehaltenen Waffen und unter dem Aufgebot von 16 Fotografen von Tisch zu Tisch, um alle Anwesenden fotografieren zu lassen.“ Meininger legte zusammen mit Hermann Weber und dem Wirt des „Kleist-Casinos“ eine Beschwerde gegen die Aktion beim Frankfurter Polizeipräsidenten Willy Klapproth ein.[4] Laut Raimund Wolfert stellte sich dieses „Vorgehen der Polizei gegen die Besucher des ‚Kleist-Casinos‘ wie ein Auftakt zu den“ Frankfurter Homosexuellenprozessen 1950/1951 dar, welche die Frankfurter Staatsanwaltschaft über die Instrumentalisierung des Strichjungen Otto Blankenstein initiierte. Es kam zu etwa 240 polizeiliche Ermittlungen gegen 280 Männer, denen man homosexuelle Handlungen vorwarf. Ca. 100 Männer wurden verhaftet. Es sollen über 700 mutmaßlich homosexuelle Männer vernommen worden sein. Mitglieder des VhL, wie etwa Erich Schmidt-Leichner oder Rudolf Eims, wandten sich aktiv gegen die staatlichen Verfolgungen.[5]

Wohl auch aufgrund des daraus resultierenden Rückzugs vieler Homosexueller aus der Subkultur geriet der VhL in eine tiefe Krise, sodass ihm Ende des Jahres 1950 weniger als 40 Mitglieder angehörten. Auch auf dieser Grundlage schlussfolgert Raimund Wolfert:

„Die meisten Verbindungslinien zwischen der organisierten ‚Homophilenbewegung' des Ffter Raums und der Prozesswelle sind unklar. Es hat fast den Anschein, als hätten sich die Aktivisten im Kampf gegen Ronimis Strafkammer zurückgehalten und seien ‚abgetaucht', um selbst nicht in die ‚Schusslinie' zu geraten.[6]

Zentraler Akteur war Meininger dagegen bei der Konzeption einer „Alternative für die Hamburger Zeitschrift ‚Die Freunde', die wegen vermeintlich unzüchtiger Abbildungen verboten worden war“. Die Mitgliederzeitschrift des VhL, „Die Gefährten“, „erschien zwischen Mai 1952 und August 1954 als „Monatsschrift für Menschlichkeit, Wahrheit und Recht“ – so ihr Untertitel – mit insgesamt 24 Ausgaben. Zentrale Mitarbeiter der Zeitschrift waren bekannte (‚homophile') Journalisten, Schriftsteller und Aktivisten“.[7]

1952 verfasste Meininger in Kooperation mit Hermann Weber „ein Memorandum an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages“. In diesem forderten die beiden Aktivisten, diskriminierende Strafgesetze gegen Homosexualität aufzuheben bzw. zu ändern. Das Memorandum blieb erfolglos.[8]

Es lässt sich nicht feststellen, wie lange Meininger noch aktiv im VhL war. Seine letzten Lebensjahre soll der Homophilenaktivist in einem Frankfurter Altersheim zugebracht haben.[9]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wolfert.
  2. Wolfert.
  3. Wolfert.
  4. Wolfert.
  5. Wolfert; Dieter Schiefelbein: Wiederbeginn der juristischen Verfolgung homosexueller Männer in der Bundesrepublik Deutschland. Die Homosexuellen-Prozesse in Frankfurt am Main 1950/51. In: Zeitschrift für Sexualforschung 5/1 (1992), S. 59–73; Daniel Speier: Die Frankfurter Homosexuellenprozesse zu Beginn der Ära Adenauer – eine chronologische Darstellung. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 61/62 (2018), S. 47–72.
  6. zitiert nach Raimund Wolfert: Meininger, Heinz im Frankfurter Personenlexikon (Stand des Artikels: 4.11.2020) Abfragedatum: 24. Januar 2022.
  7. Wolfert.
  8. Wolfert.
  9. Wolfert.