Haus zur Geduld

Barocker Profanbau in Winterthur, Schweiz

Das Haus zur Geduld ist ein barocker Profanbau in Winterthur im Kanton Zürich in der Schweiz. Es gilt als „bedeutendstes Werk des ausgehenden 17. Jahrhunderts in Winterthur“ und gehört zu den wenigen Altstadtgebäuden Winterthurs, die eine Natursteinfassade aufweisen.[1] Der Bau ist als Kulturgut von regionaler Bedeutung eingestuft und steht unter Denkmalschutz.[2]

Haus zur Geduld
Blick auf den Vorderbau an der Marktgasse

Blick auf den Vorderbau an der Marktgasse

Daten
Ort Winterthur
Baustil Frühbarock
Baujahr 1690
Koordinaten 697281 / 261814Koordinaten: 47° 29′ 59,6″ N, 8° 43′ 47,2″ O; CH1903: 697281 / 261814
Der Erker am Vorderbau an der Marktgasse
Blick auf den Hinterbau an der Stadthausstrasse

Geschichte Bearbeiten

Das Haus wurde im Jahr 1448 erstmals erwähnt. Der Name „Zur Geduld“ soll dem moralistischen Gedankengut des frühen Pietismus, der im eher nüchternen Winterthur verbreitet war, entstammen.[3]

Der Vorderbau an der heutigen Marktgasse 22 wurde im 17. Jahrhundert neu erbaut. 1690 ging die Liegenschaft an den Eisenkrämer und Stadtrichter Hans Ulrich Biedermann über, der bis 1717 den Hinterbau an der heutigen Stadthausstrasse 59 neu erbaute,[3] wobei auch Steine des ehemaligen Klosters Beerenberg bei Wülflingen verwendet wurden. In der Folge blieb das Gebäude bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Besitz der Familie, die in dieser Zeit weitere Umbauten vornahm[4] und 1875 nach Zürich übersiedelte.[3]

1919 kaufte der Kunstsammler und Mäzen Oskar Reinhart das Gebäude. Dieser beabsichtigte in Winterthur einen Gentlemen’s Club nach englischem Vorbild zu gründen, wozu er ein entsprechendes Clubhaus benötigte. Reinhart liess in der Folge das Haus zur Geduld von den Architekten Robert Rittmeyer und Walter Furrer sowie von den Künstlern Henry Bischoff und Karl Walser entsprechend umbauen und ausschmücken. Bei dieser Umgestaltung wurden zwar neue Clubräume mit Bar, Lese- und Bridgezimmer sowie Speise- und Vortragssaal geschaffen, die alte Einrichtung teilweise aber auch mit einbezogen.[5]

Heutige Nutzung Bearbeiten

Das Haus zur Geduld ist seit 1995 im Besitz des nach ihm benannten, 1922 gegründeten Clubs zur Geduld und wird von diesem nach wie vor als Clubhaus genutzt. Die Mitglieder treffen sich darin Zwecks „Beziehungs- und Geschäftspflege“ zum Essen sowie zu diversen weiteren Anlässen.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Alfred Bütikofer, Regula Michel, Daniel Schneller (Hrsg.): Die Altstadt Winterthur. Eine kulturgeschichtliche Entdeckungsreise. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2002, ISBN 3-85782-712-2.
  • Emanuel Dejung, Richard Zürcher, Hans Hofmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band VI: Die Stadt Winterthur und die Stadt Zürich (Kunstgeschichtliche Zusammenfassung). (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 27). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Birkhäuser Verlag, Basel 1952.
  • Matthias Frehner: Hundert Jahre Club zur Geduld. Begegnungsort des Winterthurer Bürgertums. Chronos, Zürich 2022, ISBN 978-3-0340-1686-5.
  • Adrian Knoepfli: Von der Herrschaft der Demokraten zu Rot-Grün. In: Erwin Eugster (Hrsg.): Von 1850 bis zur Gegenwart. Zwischen Dampf und Bytes – Technik, Kultur, Innovation (= Winterthurer Stadtgeschichte. Band 2). Chronos Verlag, Zürich 2014, ISBN 978-3-0340-1212-6.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Haus zur Geduld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Alfred Bütikofer, Regula Michel, Daniel Schneller (Hrsg.): Die Altstadt Winterthur. Eine kulturgeschichtliche Entdeckungsreise. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2002, ISBN 3-85782-712-2, S. 42.
  2. Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton ZH. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2024, (PDF; 397 kB, 21 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
  3. a b c Das Haus. In: zurgeduld.ch. Club zur Geduld, abgerufen am 19. Februar 2023.
  4. Emanuel Dejung, Richard Zürcher, Hans Hofmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band VI: Die Stadt Winterthur und die Stadt Zürich (Kunstgeschichtliche Zusammenfassung) (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 27). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Birkhäuser Verlag, Basel 1952, S. 129–130.
  5. Alfred Bütikofer, Regula Michel, Daniel Schneller (Hrsg.): Die Altstadt Winterthur. Eine kulturgeschichtliche Entdeckungsreise. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2002, ISBN 3-85782-712-2, S. 42.
  6. Adrian Knoepfli: Von der Herrschaft der Demokraten zu Rot-Grün. In: Erwin Eugster (Hrsg.): Von 1850 bis zur Gegenwart. Zwischen Dampf und Bytes – Technik, Kultur, Innovation (= Winterthurer Stadtgeschichte. Band 2). Chronos Verlag, Zürich 2014, ISBN 978-3-0340-1212-6, S. 123.