Harald Reichert

deutscher Physiker

Harald Reichert (* 1963 in Schweinfurt)[1] ist ein deutscher Physiker und zurzeit Direktor der physikalischen Forschung an der European Synchrotron Radiation Facility (kurz ESRF) in Grenoble.

Reichert wurde 1995 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert und erhielt dann eine Anstellung an der University of Houston in den Vereinigten Staaten mit einem Feodor-Lynen-Fellowship der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, bevor er kurzzeitig an der Bergischen Universität Wuppertal arbeitete. Schließlich war er elf Jahre lang am Max-Planck-Institut für Metallforschung – dem heutigen Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme – tätig. Dort erhielt er von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im Jahr 2002 den Walter-Schottky-Preis.[2] Seit dem 1. Januar 2009 ist er Direktor der physikalischen Forschung an der Großforschungseinrichtung ESRF in Grenoble.

Harald Reichert ist ein führender Experte in der Anwendung moderner Röntgenmethoden auf festköperphysikalische und materialwissenschaftliche Forschungsprobleme. Besonders bekannt wurde er für Untersuchungen flüssiger Schichten auf Festkörperoberflächen. Dabei beobachte er unter anderem eine flüssige Wasserschicht auf SiO2 bei Temperaturen unterhalb der Schmelztemperatur von Eis[3] sowie lokale Komplexe mit Ikosaeder-Struktur in flüssigem Blei.[4] Reichert leistete auch wichtige Beiträge zur Entwicklung neuer Röntgenstreu-Methoden, so zum Beispiel eine Methode zur Untersuchung vergrabener Grenzflächen mit mikrofokussierten hochenergetischen Röntgenstrahlen.[5] In seiner Position ist er verantwortlich für ein umfangreiches Programm zur Erneuerung der Instrumentierung an der ESRF.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Workshop toward Innovation of Photon Science. In: riken.jp. Abgerufen am 23. Mai 2019 (englisch).
  2. Deutsche Physikalische Gesellschaft benennt die Preisträger 2002. Abgerufen am 10. März 2020.
  3. S. Engemann, H. Reichert, H. Dosch, J. Bilgram, V. Honkimäki: Interfacial Melting of Ice in Contact with ${\mathrm{SiO}}_{2}$. In: Physical Review Letters. Band 92, Nr. 20, 17. Mai 2004, S. 205701, doi:10.1103/PhysRevLett.92.205701 (aps.org [abgerufen am 23. Mai 2019]).
  4. G. Reiter, T. Lippmann, V. Honkimäki, M. Denk, H. Dosch: Observation of five-fold local symmetry in liquid lead. In: Nature. Band 408, Nr. 6814, Dezember 2000, ISSN 1476-4687, S. 839–841, doi:10.1038/35048537 (nature.com [abgerufen am 23. Mai 2019]).
  5. H. Reichert, V. Honkimäki, A. Snigirev, S. Engemann, H. Dosch: A new X-ray transmission-reflection scheme for the study of deeply buried interfaces using high-energy microbeams. In: Physica B Condensed Matter. Band 336, 1. August 2003, ISSN 0921-4526, S. 46–55, doi:10.1016/S0921-4526(03)00268-0, bibcode:2003PhyB..336...46R.