Hans Kubaschewski

deutscher Filmkaufmann
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Hans Wilhelm Kubaschewski (* 21. Mai 1907 in Berlin[1]; † November 1961 in Carabbia) war ein deutscher Filmkaufmann.

Werdegang Bearbeiten

Hans Kubaschewski war bis 1945 Angestellter der Deutsche Film Vertriebs GmbH in Berlin, einer Gesellschaft der UFA. Im Nachkriegsdeutschland wurde er 1945 in München Berater der Amerikanischen Militärregierung. US-Sergeant Walter Klinger (1912–2003)[2][3] nahm ihn in den Amerikanischen Film Verleih auf, der später in Allgemeiner Filmverleih umbenannt wurde. Dadurch konnte er unter anderem die Alliierten davon überzeugen, seiner Frau Ilse, die eine der ersten Verleiherlizenzen nach dem Krieg bekam, die Verleihrechte an elf UFA-Erfolgsfilmen aus der NS-Zeit (vor allem mit Zarah Leander und Marika Rökk) zu überlassen,[4] die selbst nach dem Krieg noch mehr einspielten als amerikanische oder französische Neuimporte.[5]

Von 1950 bis 1959 war Kubaschewski Direktor von Warner Brothers in Deutschland.[6] In dieser Eigenschaft war er unter anderem verantwortlich für die deutsche Synchronisation des Filmes Casablanca, der in einer gekürzten Version 1952 in die deutschen Kinos gelangte. In dieser Fassung wurde der „Major Strasser“ (gespielt von Conrad Veidt) herausgeschnitten und aus dem Widerstandskämpfer „Victor László“ wurde der Strahlenforscher „Viktor Larsen“. Der Filmkritiker Kurt Joachim Fischer hat damals in einem Leserbrief an Die Neue Zeitung auf die „Verstümmelung“ des Filmes Casablanca hingewiesen. Erst 1975 gab es eine vollständige deutsche Synchronisation.[7]

1959 wechselte Kubaschewski als Vorstandsmitglied zur Bavaria Filmgesellschaft,[8] wo er zeitweilig alleiniger Vorstand war.

Kubaschewski litt durch eine Erkrankung an einer Sprachlähmung und starb im Alter von 54 Jahren. Beigesetzt wurde er auf dem Münchner Waldfriedhof (Grabstelle: 3-W-2).[3][9]

Privates Bearbeiten

Kubaschewski war seit 1938 mit der Filmunternehmerin Ilse Kubaschewski, geb. Kramp verheiratet.[10] Sie ist in derselben Grabstelle beigesetzt.

Literatur Bearbeiten

  • Georg Roeber, Gerhard Jacobi: Handbuch der filmwirtschaftlichen Medienbereiche. Verlag Dokumentation, Pullach 1973, ISBN 3-7940-3272-1.
  • Erich Scheibmayr: Letzte Heimat: Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen 1784-1984. Scheibmayr, München 1989, ISBN 978-3980221108.
  • Wolfgang Becker: Film und Herrschaft. Zur politischen Ökonomie des NS-Filmes. Band 1. Verlag Volker Spiess, Berlin 1973, ISBN 3-920889-05-3.
  • Jürgen Spiker: Film und Kapital. Verlag Volker Spiess, Berlin 1975, ISBN 3-920889-04-5.
  • Hans Helmut Prinzler: Chronik des Deutschen Films 1895–1994. J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1995, ISBN 3-476-01290-5.
  • Klaus Kreimeier: Kino und Filmindustrie in der BRD. Scriptor Verlag, Kronberg (Ts.) 1973, ISBN 3-589-00020-1.
  • Horst Knietzsch: Film gestern und heute. Urania Verlag Berlin (Ost), 3. Auflage (Seite 264)
  • Klaus Kreimeier: Die UFA Story Geschichte eines Filmkonzerns. Carl Hanser, München/Wien 1992, ISBN 3-446-15214-8.
  • Aljean Harmetz: Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen. Wie Casablanca gemacht wurde. Berlin Verlag, 2001, ISBN 3-8270-0329-6.
  • Peter Pleyer: Deutscher Nachkriegsfilm 1946–1948. Verlag C. J. Fahle, Münster 1965 (ohne ISBN)
  • Office of Military Government for Germany (Hrsg.): Ermittlungen gegen die Deutsche Bank 1946/1947. Franz Greno Verlag, Nördlingen 1985, ISBN 3-921568-66-8.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geburtsregister Standesamt Berlin 8, Nr. 1213/1907
  2. Online Archive of California: Klinger (Walter A.) papers. Abgerufen am 15. November 2020 (englisch).
  3. a b Ilse Kubaschewski: Det greift ans Herz. In: DER SPIEGEL 4/1957. Abgerufen am 15. November 2020.
  4. Jennifer M. Kapczynski, Michael David Richardson (Hrsg.): A New History of German Cinema. Boydell & Brewer, 2012 (S. 329 f.)
  5. Tim Bergfelder: International Adventures: German Popular Cinema and European Co-productions in the 1960s. Berghahn Books, 2005 (S. 75)
  6. Berufliches: Hans W. Kubaschewski. In: DER SPIEGEL 19/1959. Abgerufen am 15. November 2020.
  7. Neue Zeitung, München Wochenendausgabe vom 24./25. Januar 1953. Conrad Veidt wurde herausgeschnitten (Leserbrief von Kurt Joachim Fischer (Filmkritiker), Heidelberg, auf Seite 5, in der Rubrik „Briefe an die Redaktion“).
  8. Gestorben: Hans Wilhelm Kubaschewski. In: DER SPIEGEL 50/1961. Abgerufen am 15. November 2020.
  9. Spiegel: Ilse Kubaschewski. Hrsg.: Spiegel. Spiegel Verlag, Hamburg April 1957, S. 38–44.
  10. Heiratsregister Standesamt Berlin-Charlottenburg, Nr. 261/1938