Hak Ja Han

südkoreanisches Oberhaupt der Vereinigungskirche

Hak Ja Han (한학자; Hanja: 韓鶴子; geboren am 10. Februar 1943,* 6. Januar 1943, Mondkalender[1]) ist seit dem Tod ihres Ehemanns Sun Myung Moon, die geistliche Leiterin der Vereinigungskirche.[2]

Hak Ja Han (rechts) mit ihrem Ehemann Sun Myung Moon
Hak Ja Han (rechts) mit ihrem Ehemann Sun Myung Moon
Hak Ja Han (rechts) mit ihrem Ehemann Sun Myung Moon

Koreanische Schreibweise
Hangeul 한학자
Hanja 韓鶴子
Revidierte
Romanisierung
Han Hak-ja
McCune-
Reischauer
Han Hakcha

Hak Ja Han Moon wird von ihren Anhängern und Unterstützern, Wahre Mutter und oft auch Mutter des Friedens genannt.[3][4]

Leben Bearbeiten

Hak Ja Han wurde im April 1960 mit 17 Jahren an den 23 Jahre älteren Moon verheiratet. Aus der Ehe gingen vierzehn Kinder hervor.[5] Zehn Kinder leben noch und sie hat über 30 Enkelkinder.

Die internationalen Organisationen der Vereinigungskirche wurden 1994 unter der sogenannten The Family Federation for World Peace and Unification zusammengefasst und Han als deren Präsidentin eingesetzt. Im Jahr 2000 wurde Han von Moon zur sogenannten True Mother ernannt. Damit wurde sie in der spirituellen Hierarchie auf dieselbe Ebene wie Moon selbst gestellt, der sich True Father nennen ließ. Mit diesem Schritt fiel Han eine zentrale Führungsrolle in der Organisation zu.[6] In ihrer Autobiographie spricht sie über die einprägsamen Worte ihrer Mutter: Gott ist Dein Vater. Ihre Überzeugung Gottes Tochter zu sein ist es natürlich für sie respektvoll, Mutter des Friedens genannt zu werden.[7]

Die Massenhochzeiten, für welche die Vereinigungskirche seit den 1960er Jahren bekannt ist, werden seit Moons Tod von Hak Ja Han geleitet.[8][9] Sie ist somit in den Augen ihrer Anhänger die neue spirituelle Führerin der Vereinigungskirche und allen Organisationen.[10]

Frauenföderation für den Weltfrieden Bearbeiten

1992 gründete sie die NGO Women's Federation for World Peace (Frauenföderation für Weltfrieden) und reiste in ihrem Namen um die Welt und hielt Treffen und Ansprachen.[11] Die Frauenföderation für Weltfrieden International (WFWPI) gibt es in über 100 Ländern und hat den Beraterstatus mit dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen.(ECOSOC)[12] Der Zweck des WFWP besteht darin, Frauen zu ermutigen, sich aktiver für die Förderung des Friedens in ihren Gemeinden und der Gesellschaft insgesamt einzusetzen. Die WFWP umfasst 143 Mitgliedsländer.[13]

Sunhak-Friedenspreis Bearbeiten

Der Sunhak-Friedenspreis wurde von Hak Ja Han ins Leben gerufen, um das Vermächtnis ihres verstorbenen Mannes, Rev. Sun Myung Moon, zu würdigen.

Der Sunhak-Friedenspreis wird nicht auf der Grundlage der Popularität einer Person verliehen, sondern auf der Grundlage wichtiger Beiträge von Einzelpersonen oder Organisationen zum Ideal des Friedens. Er würdigt und fördert Innovationen im Bereich der menschlichen Entwicklung, der friedlichen Konfliktlösung und dem Umweltschutz.

Die ersten Sunhak-Preisträger im Jahr 2015 waren der kiribatische Präsident, Anote Tong, für seine Bemühungen, das Bewusstsein für die Bedeutung des Klimawandels zu schärfen, und der indische Aquakultur-Forscher, Modadugu Vijay Gupta.[14][15][16]

Zu den Preisträgern zählten die afghanische Pädagogin Sakena Yaccobi und der internationale Gesundheitsdienstleister Gino Strada und die somalische Menschenrechtlerin Waris Dirie und Akinwumi Adesina (2019), der sich für Entwicklung in Afrika einsetzt.

Auf dem World Summit 2020 in Südkorea erhielt Ban Ki-moon, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, den ersten Sunhak Peace Prize Founder’s Award für seine Führungsrolle in Umweltfragen und die Festlegung der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Darüber hinaus wurden in diesem Jahr der lutherische Bischof Munib A. Younan und der senegalesische Präsident Macky Sall als Preisträger für ihren Einsatz für Frieden und Wohlstand in Afrika geehrt.[16]

Auf dem Weltgipfel 2020 wurde der Sunhak-Friedenspreis an die Virologin und Professorin der Universität Oxford, Sarah Gilbert, und Gavi, The Vaccine Alliance, für ihre Beiträge zur Impfstoffentwicklung und Verteilung verliehen. Der kambodschanische Premierminister Hun Sen erhielt den 2. Gründerpreis des Sunhak-Friedenspreises für seine Leistungen beim Aufbau des Friedens in der Welt.[17][16]

Kritik Bearbeiten

Von 1995 bis 2007 bestand ein Einreiseverbot des deutschen Bundesinnenministeriums für Hak Ja Han und ihren Ehemann, das damit begründet war, dass die Vereinigungsbewegung zu den Jugendsekten und Psychogruppen gehöre, deren Aktivitäten junge Menschen gefährden könnten.

Im November 2006 wurde diese Verfügung vom Bundesverfassungsgericht aus Gründen der Religionsfreiheit aufgehoben und an das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz zurückverwiesen. Das OVG hob das Einreiseverbot im Mai 2007 auf, weil nur erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder für die nationale Sicherheit solche Einreiseverbote begründen könnten.[18]

Manche sagen, dass der Führungsstil in der Vereinigungskirche als autoritär gesehen wird. Manche bezeichnen die Vereinigungskirche als Moon-Sekte.[19]

In der modernen Religionswissenschaft wird empfohlen, dass das stigmatisierende Wort Sekte nicht mehr verwendet wird. Neue religiöse Bewegung oder Bekenntnisgemeinschaft ist korrekter.[20]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. James R. Lewis, Jesper Aagaard Petersen: Controversial New Religions. 1. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 978-0-19-515682-9, S. 44 (englisch).
  2. Charismatischer Religionsgründer gestorben. 3. September 2012, archiviert vom Original; abgerufen am 9. April 2024.
  3. James R. Lewis: Controversial New Religions. Oxford University Press US, ISBN 978-0-19-515682-9, S. 43–44, 48–49 (englisch).
  4. Linda Edwards: A Brief Guide to Beliefs. Ideas, Theologies, Mysteries and Movements. Westminster John Knox Press, 2001, ISBN 978-0-664-22259-8, S. 402 (englisch).
  5. Biography of Mrs. Hak Ja Han Moon. 3. Juni 2019, archiviert vom Original; abgerufen am 9. April 2024 (englisch): „Mrs. Hak Ja Han Moon, the International President of the Women's Federation for World Peace, has dedicated her life to the quest for peace. Together with her husband, Reverend Sun Myung Moon, she works with heads of state, Nobel Peace prizewinners and religious and internationally renowned artists to bring about a future world of peace.“
  6. Douglas E. Cowan, David G. Bromley: Cults and New Religions: A Brief History. Hrsg.: John Wiley & Sons (= Blackwell Brief Histories of Religion Series). 1. Auflage. Blackwell Publishing, Chichester 2007, ISBN 978-1-4051-6128-2, S. 80–92 (englisch).
  7. Hak Ja Han Moon: Mutter des Friedens. Und Gott wird alle Tränen von Euren Augen abwischen, Offb. 21,4. 1. Auflage. Kando Verlag GmbH, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-922947-65-3, S. 39 (426 S.): „Trotz unserer Armut und obwohl mein Vater nicht bei uns war, war ich immer zufrieden. Das lag daran, dass ich wusste, dass Gott mein Vater ist, dass Er der Grund meines Lebens ist und dass Er immer an meiner Seite ist und für mich sorgt. Von Geburt an hatte ich das innere Gefühl, dass Gott meine wirklichen Eltern ist.“
  8. Moon-Sekte feiert wieder Massenhochzeit | NZZ. 20. Februar 2016, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 17. September 2019]).
  9. Arrangiert und jungfräulich: In Südkorea feierte die Moon-Sekte erneut eine Massenhochzeit. In: Aargauer Zeitung. 27. August 2018, abgerufen am 17. September 2019.
  10. Südkorea: Mun-Sekte feiert wieder Massenhochzeit. In: Spiegel Online. 17. Februar 2013 (spiegel.de [abgerufen am 17. September 2019]).
  11. Österreichische Frauenföderation für Weltfrieden. Abgerufen am 10. April 2024: „Dr. Hak Ja Han Moon möchte durch ihre Art ein Beispiel für gute weibliche Führerschaft zeigen, die den Frieden zum Ziel hat. Dieses Führungsparadigma geht mit einem starken Engagement für die Realisierung des vollen Potenzials eines jeden Individuums einher.“
  12. Our Story. Archiviert vom Original am 1. April 2024; abgerufen am 10. April 2024 (englisch): „Empowering women as peacebuilders and leaders in the family to transform the community, nation and world. Through education, advocacy, partnership, reconciliation and humanitarian service, WFWPI aims to create an environment of peace and well-being for future generations and people of all races, cultures and religious creeds.“
  13. Womens Federation for World Peace International. Our Vision. Archiviert vom Original am 1. April 2024; abgerufen am 24. April 2024 (englisch): „Empowering women as peacebuilders and leaders in the family to transform the community, nation and world. Through education, advocacy, partnership, reconciliation and humanitarian service, WFWPI aims to create an environment of peace and well-being for future generations and people of all races, cultures and religious creeds.“
  14. Kiribati president Anote Tong garners Sunhak Peace Prize for climate work. In: Radio Australia. 12. Juni 2015, archiviert vom Original am 8. Juli 2016; abgerufen am 12. April 2024 (englisch).
  15. M. Vijay Gupta, fisheries scientist, awarded first Sunhak Peace Prize for hunger fight. Archiviert vom Original am 28. November 2023; abgerufen am 12. April 2024 (englisch).
  16. a b c Peace Prize Laureates. Archiviert vom Original am 8. Dezember 2023; abgerufen am 12. April 2024 (englisch, koreanisch, japanisch).
  17. Sunhak-Friedenspreis 2022 konzentriert sich auf die Gerechtigkeit bei der Impfstoffverteilung. 7. Februar 2022, archiviert vom Original am 28. Mai 2023; abgerufen am 12. April 2024: „Das Komitee des Sunhak-Friedenspreises (Vorsitzender Jose Manuel Barroso, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission) bekannt geben, dass Dame Sarah Catherine Gilbert (59 Jahre), Professorin für Vakzinologie an der Universität Oxford, und Gavi, Vaccine Alliance, die Preisträger des Sunhak-Friedenspreises 2022 sind.“
  18. Gründer der Mun-Sekte darf einreisen. In: focus.de. Focus Online, 12. November 2013, abgerufen am 17. September 2019.
  19. Warum Moons Bewegung auch Sekte genannt wird. In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung, 3. September 2012, abgerufen am 17. September 2019.
  20. Lukas Pokorny, Hans Gerald Hödl: Religion in Austria. Volume, Nr. 3. Praesens Verlag, 2016, ISBN 978-3-7069-0955-6, S. 220 (englisch, 306 S.): “On June 15, 2015—following a postal application by the Austrian UM national leader, Peter Zöhrer, sent a year earlier, on August 24, 2014—the movement was acknowledged by the authorities as a ‘State-registered religious confessional community’ (staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft) in accordance with the Bundesgesetz über die Rechtspersönlichkeit von religiösen Bekenntnisgemeinschaften (BekGG; Federal Law concerning the Legal Entity of Religious Confessional Communities) of 1998 (BGBl I 19/1998).”