Gustav Birkenstaedt (* 30. August 1871 in Wien[1]; † 24. Juli 1912 in Lana) war ein österreichischer Architekt, der hauptsächlich in Meran und Lana tätig war. Seine Jugendstilgebäude, eine neubarocke Kirche und weitere seiner Gebäude stehen unter Denkmal- oder Ensembleschutz.

Über den Werdegang Birkenstaedts vor seiner Meraner Zeit ist wenig bekannt. Er arbeitete bis 1906 in München[2].

Im Juli 1906 wurde er als Meraner Architekt bezeichnet[3] In Meran arbeitete er für die Firma Musch & Lun. 1908 war er Gründungsmitglied des Meraner Ortsgruppe des Tiroler Vereins für Heimatschutz.[4] 1912 wurde er erneut in den Ausschuss gewählt.[5]

1908 war Birkenstaedt selbständiger Architekt in Meran. Sein Büro[6] und seine Wohnung, die er mit seiner Mutter Eugenie teilte[7], befanden sich in der Villa Lauretta am damaligen Franz-Ferdinand-Kai 21, die heutige Adresse ist Manzonistraße 13.

Ab 1911 leistete er im Auftrag der Meraner Kurvorstehung Vorarbeiten für den Architekten Friedrich Ohmann für das neu zu errichtenden Kurhaus Meran.[8]

Das Konsortium Vigiljochbahn hat 220.000 m² am Vigiljoch aufgekauft[9] um dort die Bergstation[10] der Vigiljochbahn, einen Gasthof und eine Ferienhaussiedlung zu errichten. Die Planung dieser Gebäude oblag Birkenstaedt, er war künstlerischer Beirat der Vigiljochbahn-Gesellschaft.

Birkenstaedt erlitt bei der Begehung des Bauprojekts Vigiljoch einen Herzinfarkt[11], er wurde auf dem evangelischen Friedhof von Meran begraben.[12] Das Grab wurde 1971 aufgelassen.[13]

Gebäude (Auswahl)

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Bild Name Erbaut Ort Sonstiges
  Pension Neuhaus[14] 1907 Meran, Passerpromenade 50–54, Theaterplatz 16–17, Manzonistraße 1 Bauherr war der Kurarzt Sebastian Huber[15]
  Hotel Emma 1908 Meran, Mazziniplatz 1

Birkenstaedt plante im Auftrag von Musch & Lun die Fassade und die Inneneinrichtung[16] Das Gebäude wurde 1985 unter Denkmalschutz gestellt.[17]

  Heiligkreuz in Lanegg 1911 Lana, Kirchweg Das Projekt Birkenstaedts für eine neue Kirche für die Deutschordenschwestern in Lana wurde durch Erzherzog Eugen genehmigt[18]

Die Kirche wurde 1979 unter Denkmalschutz gestellt.[19]

  Villa Musch, Sanatorium Weinhardt 1912 Meran, Maiastraße 2 Die Villa wurde 2004 unter Denkmalschutz gestellt.[20]
Gasthof Station Vigiljoch[21] 1911/12 Lana, Pawigl Das ursprüngliche Gasthaus wurde 2000 abgerissen. Der Nachfolgebau, das Vigilio Mountain Resort, wurde durch Matteo Thun geplant, der Neubau war 2003 abgeschlossen.
  Talstation Vigiljochbahn 1911/12 Lana, Villener Weg 3 Die Talstation wurde in historisierendem Stil erbaut.
  Bergstation Vigiljochbahn 1911/12 Lana, Pawigl Die Bergstation wurde so gebaut, dass man möglichst wenig von der Seilbahn sehen konnte.
Sommerfrischehäuser am Vigiljoch[22] 1911/12 Lana, Pavigl Eins der Häuser der Villenkolonie baute Birkenstaedt für sich selbst.[23] Es ist heute als Villa Singer bekannt. Die gesamte Siedlung wurde 2008 unter Ensembleschutz gestellt, s. Liste der geschützten Ensembles in Lana
  Durchgang für Fußgänger am Vinschger Tor 1913 Meran, Vinschger Tor Der gesamte Verkehr zwischen Meran und dem Vinschgau musste bis dahin durch das Vinschger Tor, als 1908 noch eine Trambahnlinie dazu kam, sollte das Tor abgerissen werden. Der Heimatschutzverein versuchte das Tor zu erhalten und Birkenstaedt stellte sein Projekt mit zwei Durchgängen für Fußgänger rechts und links des Tores 1910 vor[24], 1913 wurde eine Fußgängerpassage westlich des Tores errichtet[25] 1968 wurde der östliche Durchgang für Fußgänger realisiert.[26]

Literatur

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  • Häuserplan des Kurortes Meran: Verzeichnis der Straßen, Plätze und Promenaden, Villen, Häuser und Gehöfte im Kurbezirke Meran. Meran: Pötzelberger 1922.
  • Hans H. Reimer: Es waren Fremde. Innsbruck 2019.
  • Anna Pixner Pertoll: Ins Licht gebaut. Die Meraner Villen, ihre Gärten und die Entwicklung der Stadt (1860–1920). Edition Raetia, Bozen 2009, ISBN 978-88-7283-355-1.
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Commons: Gustav Birkenstaedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reimer S. 348
  2. Brixener Chronik vom 21. April 1906 S. 6
  3. Brixener Chronik vom 7. Juli 1906, S. 7 Digitalisat der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
  4. Maiser Wochenblatt vom 24. Oktober 1908 S. 4 Digitalisat der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
  5. Meraner Zeitung vom 29. Mai 1912 S. 2 Digitalisat der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
  6. Adressbuch des Kurorts Meran 1909 S. 463 Digitalisat der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
  7. Adressbuch des Kurorts Meran 1909 S. 227 Digitalisat der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
  8. Der Burggräfler vom 31. Dezember 1910 S. 5 Digitalisat der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“
  9. Der Bautechniker XXXI. Jahrgang, Nr. 16, S. 440
  10. Karl Armbruster: Die Tiroler Bergbahnen, Verlag für Fachliteratur, Berlin 1914 S. 181
  11. Maiser Wochenblatt vom 27. Juli 1912 S.2
  12. Meraner Zeitung vom 28. Juli 1912 S.1
  13. Schriftliche Auskunft der Evangelischen Gemeinde von Meran
  14. Pixner Pertoll S. 181
  15. Meraner Zeitung vom 24. April 1907 S. 4
  16. Meraner Zeitung vom 1. November 1908 S. 9
  17. Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
  18. Bozner Nachrichten vom 11. Juni 1910 S. 5
  19. Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
  20. Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
  21. Bozner Nachrichten vom 4. September 1912 S.1
  22. Wiener Montags-Post vom 9. September 1912 S.2
  23. Meraner Zeitung vom 4. September 1912 S. 9
  24. Innsbrucker Nachrichten vom 1. Juni 1910 S,5
  25. Meraner Zeitung vom 30. März 1913 S.5
  26. Heidi Trenkwalder: Franz Innerhofer, Hg. Heimatschutzverein Meran, 2008, S. 51