Guntram Pflaum

deutscher SS-Führer und Leiter des Lebensborn e.V.

Guntram Pflaum (* 13. April 1903 in Freystadt; † vermutlich 1945) war ein deutscher SS-Führer. Er war Leiter des Lebensborn e. V. zur Zeit des Nationalsozialismus.

Leben Bearbeiten

Pflaum, von Beruf zunächst kaufmännischer Angestellter, gehörte von 1922 bis 1924 dem Bund Oberland an.[1] Der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.200.703) und SS (SS-Nr. 39.477) trat er 1932 bei.[2] Zunächst gehörte Pflaum der I. SS-Standarte in München an und wechselte von dort 1935 als Stabsführer in die „Reichsstelle für Sippenforschung“.[1] Zudem gehörte er ab 1938 dem Persönlichen Stab des Reichsführers SS an und stieg im April 1939 in der allgemeinen SS bis zum SS-Standartenführer auf.[3]

Offiziell wurde Pflaum am 1. Januar 1938 zum Geschäftsführer des Lebensborn e. V. ernannt und bekleidete diese Funktion bis zum Frühjahr 1940. Hintergrund für die Ablösung von diesem Posten durch seinen Nachfolger Max Sollmann war die Verschuldung des Vereins, für die er verantwortlich gemacht wurde.[4] Danach wurde er zum Kriegsdienst während des Zweiten Weltkrieges eingezogen.[5] Durch Reichsführer SS Heinrich Himmler wurde Pflaum im Spätsommer 1941 nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges mit Bildung des „Sonderkommandos Pflaum“ beauftragt. Dieses Sonderkommando, das beim Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Russland-Mitte angesiedelt war, hatte dort u. a. die Aufgabe, deutschstämmige Kinder aufzuspüren und in SS-Kinderheimen bzw. deutschen Adoptivfamilien unterbringen zu lassen. Im Zuge des kriegsbedingten Rückzugs der Wehrmacht kümmerte sich Pflaum um die Evakuierung von Kindern, deren Väter deutsche Soldaten waren.[6] Ab Anfang August 1943 war er Rasse- und Siedlungsführer beim HSSPF Ostland.[7] Bereits ab 1942[8], andere Quellen schreiben Mai 1943[9], war er Sonderbeauftragter des RFSS für Schädlingsbekämpfung[10] und bereiste in dieser Funktion die Konzentrationslager.

Pflaum wurde vermutlich im KZ Ebensee nach dessen Befreiung im Jahr 1945 von ehemaligen Häftlingen getötet.[11] Er gilt als vermisst.[3]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Isabel Heinemann: „Rasse, Siedlung, deutsches Blut“: Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, Göttingen 2003, S. 628.
  2. Guntram Pflaum auf www.dws-xip.pl
  3. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 459.
  4. Volker Koop: Dem Führer ein Kind schenken – die SS-Organisation „Lebensborn“ e. V., Köln 2007, S. 61f.
  5. Volker Koop: Dem Führer ein Kind schenken – die SS-Organisation „Lebensborn“ e. V., Köln 2007, S. 243.
  6. Volker Koop: Dem Führer ein Kind schenken – die SS-Organisation „Lebensborn“ e. V., Köln 2007, S. 165.
  7. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburger Edition, Hamburg 1998. ISBN 3-930908-54-9, S. 1082
  8. Isabel Heinemann: Rasse, Siedlung, deutsches Blut: Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas. Wallstein Verlag, 2013, ISBN 978-3-8353-2049-9, S. 629 (google.com [abgerufen am 21. Dezember 2021]).
  9. Paul Weindling: Epidemics and Genocide in Eastern Europe, 1890-1945. OUP Oxford, 2000, ISBN 978-0-19-154263-3, S. 378 (google.com [abgerufen am 21. Dezember 2021]).
  10. Jens Westemeier: Himmlers Krieger: Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit. Verlag Ferdinand Schöningh, 2019, ISBN 978-3-657-78508-7, S. 98 (google.com [abgerufen am 21. Dezember 2021]).
  11. Pflaum Guntram. In: tenhumbergreinhard.de. Abgerufen am 20. Dezember 2023.