Großmittersdorf

Wüstung im Truppenübungsplatz Hohenfels in Bayern

Großmittersdorf ist eine Wüstung im Truppenübungsplatz Hohenfels in Bayern.

Großmittersdorf
Markt Hohenfels
Koordinaten: 49° 14′ N, 11° 49′ OKoordinaten: 49° 14′ 18″ N, 11° 49′ 3″ O
Höhe: 460 m
Einwohner: 11 (1950)
Eingemeindung: 1830
Eingemeindet nach: Großbissendorf

Geographische Lage Bearbeiten

Der Weiler, zuletzt eine Einöde, lag im oberpfälzischen Jura der Südlichen Frankenalb etwa 6 km nordwestlich von Hohenfels auf ca. 460 m über NHN.

Verkehr Bearbeiten

Historisch war der Weiler über eine Straßenverbindung von Hohenfels aus über Nainhof und Albertshof zu erreichen.

Geschichte Bearbeiten

Ca. 1,2 km westsüdwestlich von Großmittersdorf, an der Gemarkungsgrenze zu Großbissendorf, ist ein Burgstall feststellbar.[1]

Der Ort ist erstmals 1277 genannt, als der Helfenberger Dienstmann Wirnt von Frickenhofen dem Kloster Pielenhofen ein Gütlein zu „Mvothersdorf“ übergab.[2] Nach dem Salbuch dieser Herrschaft von 1494 gehörten zu ihr gerichtsmäßig zwei Anwesen.[3] Um 1600 ist der Ort unter der Bezeichnung „Mietersdorf/Mitersdorf“ und zum Amt Hohenfels gehörend im Kartenwerk von Christoph Vogel verzeichnet.[4] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand das Dorf im oberpfälzischen Amt Hohenfels aus acht Anwesen, nämlich fünf Halbhöfen und drei kleineren Anwesen sowie einem gemeindlichen Hirtenhaus.[5]

Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Großbissendorf im Landgericht Parsberg (später Landkreis Parsberg) gebildet. Zu diesem gehörten die zwei Dörfer Großbissendorf und Großmittersdorf sowie die Einöden Albertshof, Effersdorf, Harras, Nainhof und Oedenthurn.[6]

Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstanden daraus die Ruralgemeinden Großbissendorf und Großmittersdorf. Letztere hatte nur die drei Ortsteile Großmittersdorf, Albertshof und Nainhof.[7] 1830 wurden beide Gemeinden vereinigt[8]. Im 20. Jahrhundert wurde die Gemeinde Großbissendorf infolge der Bildung des Heeresgutsbezirks ab 1938 und durch die Ausgliederung von Großmittersdorf in die neu gebildete Gemeinde Nainhof-Hohenfels im Jahr 1949 verkleinert.[9] Nainhof-Hohenfels wurde durch die Bildung des Truppenübungsplatzes Hohenfels bereits im Jahr 1951 wieder aufgelöst, die Einwohner wurden noch im gleichen Jahr abgesiedelt. Im Truppenübungsplatz wurde Großmittersdorf zur Wüstung.

Die Kinder gingen im 19./20. Jahrhundert 3 km weit nach Großbissendorf in die katholische Schule, um 1950 1,5 km weit nach Nainhof in die dortige Schule.

Bei Großmittersdorf war schon im 16. Jahrhundert das Gut Plathaim der Herrschaft Hohenfels abgegangen.[10]

Gebäude- und Einwohnerzahl Bearbeiten

  • 1838: 14 Einwohner, 8 Häuser[11]
  • 1861: „Großmüttersdorf (Großmiedersdorf)“, 45 Einwohner, 19 Gebäude, Schule[12]
  • 1871: 44 Einwohner, 26 Gebäude, Großviehbestand 1873: 2 Pferde, 50 Stück Rindvieh[13]
  • 1900: 38 Einwohner, 8 Wohngebäude[14]
  • 1925: 42 Einwohner, 6 Wohngebäude[15]
  • 1950: 11 Einwohner, 1 Wohngebäude[16]

Kirchliche Verhältnisse Bearbeiten

Großmittersdorf gehörte zur katholischen Pfarrei Hohenfels im Bistum Regensburg.[17]

Literatur Bearbeiten

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 150
  2. Jehle, S. 157, 312
  3. Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 155 f.
  4. Günter Frank und Georg Paulus (Bearbeiter): Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig. Kollersried 2016, S. 514, 520
  5. Jehle, S. 489
  6. Jehle, S. 532
  7. Jehle, S. 542
  8. Jehle, S. 550
  9. Jehle, S. 518
  10. Jehle, S. 300
  11. Joseph Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Regensburg 1838. S. 294
  12. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 795, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 909 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 785 (Digitalisat).
  17. Jehle, S. 288