Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Heiliger Georg Leipzig

Älteste Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde in Deutschland (gegründet im 18. Jahrhundert)

Heiliger Georg ist eine griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Leipzig und die älteste ihrer Art auf deutschem Boden.[1]

Kapelle im Griechenhaus, 1907, Interieur aus dem 18. Jahrhundert

Geschichte Bearbeiten

 
Griechenhaus, um 1900
 
Gedenktafel am Nachfolgebau des Griechenhauses, Katharinenstraße 4
 
Rumänisch-Orthodoxe und Griechisch-Orthodxe Kirche St. Georg

Ende des 17. Jahrhunderts kamen die ersten griechischen Händler nach Sachsen und besuchten auch die Leipziger Messe. Bereits um 1700 fanden im damaligen Freund'schen Hof in der Katharinenstraße 4, auch Griechisches Bethaus genannt und Treffpunkt südosteuropäischer Händler, wohl die ersten privaten griechisch-orthodoxen Gottesdienste statt.[2] Bald zog man aber in eine russische Kapelle in die damalige Reichsstraße 500[3] (spätere 20[4]). Dort wurde am 29. September 1743 unter dem ein Jahr zuvor aus Dresden abberufenen Archimandriten, Gelehrten und Mönch Theoklitos Polyeidis (1698–1759; andere Schreibweisen: Theokletus, Theocletus; Polyidis) erstmalig in Leipzig eine offizielle griechische Liturgie gefeiert.[5] Als das Haus in der Reichsstraße zu klein wurde, zog man 1751 wiederum in das später sogenannte Griechenhaus in der Katharinenstraße 4 um. Dort war von 1763 bis 1771 auch der dort wohnende Eugnios Voulgaris Mitglied der Kirchengemeinde.[6] 1808 und 1813 besuchte der russische Zar Alexander I. das Haus und nahm auch an Gottesdiensten der Gemeinde teil.[7]

Das Griechenhaus war mehr als 150 Jahre Heimstatt der Gemeinde, 1909 erwarb sie Räumlichkeiten in der Querstraße 26, wo die Hellenisch-Orthodoxe Kapelle zum Heiligen Georg eingerichtet wurde.[8] Ab 1913 feierte man die Liturgien in der frisch geweihten Russischen Gedächtniskirche in Leipzig. 1929 wurde für die Gottesdienste ein Haus mit Kapelle in der Lessingstraße 9 mit dazugehörigem prachtvoll ausgestatteten Saal für 200 Personen angemietet, neben Gottesdiensten fanden hier auch griechischer Sprach- und Religionsunterricht statt. Das Gebäude wurde bei den Luftangriffen am 4. Dezember 1943 zerstört.

1952 wurde die Griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde zu Leipzig als Ausländerverein aus dem Vereinsregister gestrichen, nachdem bereits zuvor die Mehrzahl der Gemeindemitglieder nach Griechenland zurückgekehrt waren.[9]

Nach der deutschen Wiedervereinigung kamen wieder vermehrt Griechen nach Leipzig und Umgebung, die bis heute vor allem in der Gastronomie und im Baugewerbe tätig sind. 1997 erfolgte die Wiedergründung als Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Heiliger Georg Leipzig. Die ersten Gottesdienste fanden wieder in der Russischen Gedächtniskirche statt, dann in der Lutherkirche am Johannapark, wo für die normalen Gottesdienste eine kleine Kapelle eingerichtet wurde.[9] Seit 2015 werden monatlich Gottesdienste in den Räumen der Rumänisch-Orthodoxen Gemeinde St. Georg in der Russenstraße 194 gefeiert.[10]

Archivalien zur Gemeinde befinden sich im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, der älteste Aktenbestand ist für 1747 nachgewiesen. Jedoch sind die Bestände noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet.[1]

Literatur Bearbeiten

  • Einiges über die griechische Gemeinde in Leipzig. In: Hellas-Jahrbuch. Organ der Deutsch-Griechischen Gesellschaft und der Griechisch-Deutschen Vereinigungen in Athen und Thessaloniki 2 (1930), ZDB-ID 214282-X, S. 123–125.
  • Frank-Thomas Suppé: Hellas lipsiensis. Griechen in Leipzig. In: Leipziger Blätter 18 (1991), ISSN 0232-7244, S. 31–33.
  • Nikephoros Datziopoulus: Die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde in Leipzig. In: Griechen in Leipzig. Damals – heute. Europahaus Leipzig, Leipzig 1999, ISBN 3-933312-04-3, S. 60–61.
  • Elke Zebisch: Griechisch-Orthodoxe Kirche. In: Religionen in Leipzig, Hrsg.: re.form Leipzig e.V. Leipziger Campusverlag, Leipzig 2003, ISBN 3-937218-009, S. 37–38.
  • Frank-Thomas Suppé: In Sachsen auf Heimatboden. Zur Geschichte der griechischen Gemeinde in Leipzig von ihren Anfängen bis nach 1945. In: Günther S. Henrich (Hrsg.): Evgenios Vulgaris und die neugriechische Aufklärung in Leipzig. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2003, ISBN 978-3-936522-78-5, S. 13–48.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Jürgen Kielisch: Die Geschichte der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde zum Erlöser in München 1828–1944 (= Studien zur Orientalischen Kirchengeschichte Bd. 8). LIT Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-8258-3905-2, S. 8.
  2. Nikephoros Datzioloulus 1999, S. 60.
  3. Gustav Wustmann: Auszüge aus Johann Salomon Riemers Leipzigischem Jahrbuch. 1714–1771. In: Ders. (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Leipzigs. Veröffentlichungen aus dem Archiv und der Bibliothek der Stadt Leipzig. Erster Band. Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 242 (online).
  4. Vollständiges Verzeichniß sämmtlicher Hausnummern in der Stadt Leipzig. Mit gegenseitiger Verweisung der neuen und alten Brand-Kataster-, auch Straßen-Nummern, so wie mit Angabe der Namen der Hausbesitzer. Nach authentischen Quellen bearbeitet. Nies, Leipzig 1842, S. 35.
  5. Frank-Thomas Suppé 1991, S. 31.
  6. Maria A. Stassinopoulou, Ioannis Zelepos (Hrsg.): Griechische Kultur in Südosteuropa in der Neuzeit. Beiträge zum Symposium in Memoriam Gunnar Hering (Wien, 16.–18. Dezember 2004) (= Byzantina et Neograeca Vindobonensia. Bd. 26). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2008, ISBN 978-3-7001-3829-7, S. 170.
  7. Das Griechenhaus und seine Geschichte. In: Der Leipziger. Illustrierte Wochenschrift 2 (1907), Nr. 51, ZDB-ID 533095-6, S. 1414–1415, hier S. 1415.
  8. Leipziger Adressbuch 91 (1912), Teil IV, S. 57 (online).
  9. a b Nikephoros Datzioloulus 1999, S. 61.
  10. Webpräsenz der Kirchengemeinde St. Georg mit Programm, abgerufen am 19. März 2024.