Greif (Schiff, 1927)

Torpedoboot der deutschen Reichs- und späteren Kriegsmarine, Stapellauf 1926

Die Greif war ein Torpedoboot der deutschen Reichs- und späteren Kriegsmarine. Es wurde 1927 als zweites Schiff der Raubvogel-Klasse in Dienst gestellt und kam im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Die Greif wurde in der Nacht vom 22. auf den 23. Mai 1944 versenkt.

Greif
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Torpedoboot
Klasse Raubvogel-Klasse
Bauwerft Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven
Baunummer 104
Kiellegung 5. Oktober 1925
Stapellauf 15. Juli 1926
Indienststellung 15. März 1927
Verbleib 24. Mai 1944 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 89,25 m (Lüa)
85,74 m (KWL)
Breite 8,3 m
Tiefgang (max.) 3,65 m
Verdrängung 924 t normal
1.290 t max.
 
Besatzung 120–129 Mann
Maschinenanlage
Maschine 3 Marine-Kessel
2 Satz Blohm&Voss-Dampfturbinen
Maschinen­leistung 23.000 PS (16.916 kW)
Höchst­geschwindigkeit 33,6 kn (62 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

ab 1931:

  • neue TR-Sätze Ø 53,3 cm

1936 bis 1940:

ab 1939:

  • 2 Wasserbombenwerfer

ab 1940 für Modell 30:

ab 1942:

Geschichte Bearbeiten

Bau und Indienststellung Bearbeiten

Die Kiellegung erfolgte am 5. Oktober 1925 in der Reichsmarinewerft Wilhelmshaven gemeinsam mit den beiden Schwesterschiffen Seeadler und Albatros. Am 15. März 1927 wurde das Schiff in Dienst gestellt, erster Kommandant war Oberleutnant zur See Meendsen-Bohlken.

Im Gegensatz zum Typschiff Möwe wurde die in der Maschinenanlage verwendete Dampfturbine nicht von Blohm & Voss, sondern von der AG Vulcan Stettin hergestellt. Außerdem war das Schiff mit 88,5 m länger als das Typschiff und hatte entsprechend eine größere Verdrängung von 1290 t. In den übrigen technischen Details entsprach die Greif den übrigen Schiffen der Klasse.

Zweiter Weltkrieg Bearbeiten

Ab September 1938 gehörte die Greif zur 5. Torpedobootsflottille, als Bestandteil dieser Einheit erlebte sie auch den Beginn des Zweiten Weltkrieges. Als erste Operation führte die Flottille unter dem Befehl von Korvettenkapitän Heyke im September 1939 Operationen in der Nordsee durch, bei denen nahe der holländischen Küste die so genannte „Westwall“-Minensperre verlegt wurde. Nach Ende dieses Einsatzes wurde die Greif Ende September in die Ostsee verlegt, um gemeinsam mit den Zerstörern Z 7 Hermann Schoemann, Z 14 Friedrich Ihn und Z 15 Erich Steinbrinck, sowie den Torpedobooten Falke und Albatros, Schifffahrtskontrollen im Skagerrak und im Kattegat durchzuführen.

In Erscheinung trat das Schiff 1940 während der Invasion in Norwegen im April 1940. Die Greif war der Kriegsschiffsgruppe 4 zugeteilt, der neben dem Schwesterschiff Seeadler, der Luchs, sieben Schnellbooten und dem Begleitschiff Tsingtau noch der Leichte Kreuzer Karlsruhe angehörte. Ziel des Verbandes war die Besetzung der Häfen Kristiansand und Arendal. Auf dem Rückmarsch wurde am Abend des 9. April 1940 die Karlsruhe vom britischen U-Boot Truant torpediert und schwer beschädigt. Das Schiff wurde nach zwei Stunden mit starker Schlagseite aufgegeben und von der Greif mit zwei Torpedos versenkt. Am 14. April hatte das Schiff im Vorfeld der Minenoperation „Paternoster“ im Skagerrak Grundberührung und musste zurückgezogen werden.

Im Mai 1940 war die Greif zur Sicherung von Minenlegern aktiv, die eine zuvor gelegte „Westwall“-Sperre nach Norden verlängerten (Minensperre 16). Ende Juni gehörte die Greif zur Sicherungsgruppe des Schlachtschiffes Scharnhorst auf dessen Rückfahrt von Trondheim in der Folge des Unternehmens Juno. Im Juli sicherte das Torpedoboot abermals mit anderen Torpedobooten das Auslegen der Minensperren 18 und 19. Am 14. und 15. August 1940 erfolgte ein Vorstoß der Minenschiffe Tannenberg, Roland und Cobra zur Errichtung der Minensperre SW 2 westlich von Terschelling, auch hier eskortierten die Greif und fünf andere Schiffe der 5. Torpedobootflottille. Ähnliche Unternehmen fanden am 6./7. September (SW 0, nördlich von Texel) und am 30. September/1. Oktober statt. Im letzteren Fall, dem Unternehmen „Werner“, fuhren Greif, Falke, Kondor und Seeadler in den Ärmelkanal bis vor Dover, um dort Minen auszulegen, wobei der Verband erfolglos vom U-Boot Swordfish angegriffen wurde.

Am 11. und 12. Oktober fuhr derselbe Verband, erweitert um die Wolf, einen Unternehmen „Willi“ genannten Vorstoß vor die Isle of Wight, bei dem zwei britische Trawler und zwei freifranzösische U-Jäger versenkt wurden. Am 17. und 18. Oktober unterstützte der Verband einen Zerstörervorstoß auf den Bristolkanal. Im Dezember erfolgten noch weitere Einsätze bei Minenoperationen im Ärmelkanal („Marianne“, „SWa Wagner“), bevor die Torpedobootflottille Ende des Monats ins Nordmeer verlegt wurde, um dort Geleitschutz für die beiden Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau zu geben.

Ab 1941 wurde die Greif zu Sicherungsaufgaben an französischen Häfen zurückgezogen. In dieser Funktion übernahm sie unter anderem im Oktober 1942 die anfängliche Geleitsicherung für neun deutsche und italienische Blockadebrecher auf dem Weg von Bordeaux in den Fernen Osten. Im März 1943 wurde die Greif gemeinsam mit dem Schlachtschiff Tirpitz, der Scharnhorst, drei Zerstörern und vier weiteren Torpedobooten nach Narvik verlegt (Unternehmen „Paderborn“). Einen Monat später wurde das Schiff wieder zurückverlegt, um im Mai erneut Minenoperationen in der Nordsee zur Verstärkung der „Westwall“-Sperre zu sichern. Ab Juni 1943 sicherten die Torpedoboote und die Greif verstärkt auslaufende und heimkehrende U-Boote in der Biskaya zum Schutz vor Luftangriffen. Ab 1944 wurden im Vorfeld der Landung in der Normandie wieder verstärkt Minen im Ärmelkanal gelegt, wobei die Greif zeitweilig in Cherbourg stationiert war.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Mai 1944 befanden sich die Torpedoboote auf dem Marsch zur Verlegung von Cherbourg nach Le Havre. Dabei geriet die aus Kondor, Greif, Falke und Möwe bestehende Flottille auf Höhe von Caen unter Feuer durch alliierte Jagdbomber. Die Greif wurde von einem Torpedo getroffen, der vor einer Fairey Albacore der 415. Squadron der Royal Canadian Air Force abgeworfen wurde und kollidierte zudem mit der Kondor; beides führte zum Untergang der Greif in der Seinebucht, wobei zwei Mann der Besatzung ums Leben kamen.

Das Wrack befindet sich in ca. 21 m Tiefe bei 49° 26′ 5″ N, 0° 22′ 2″ WKoordinaten: 49° 26′ 5″ N, 0° 22′ 2″ W, wobei die Propeller aus Stahl bis heute gut erhalten sind.

Technische Beschreibung Bearbeiten

siehe Raubvogel-Klasse#Technische Beschreibung

Kommandanten Bearbeiten

15. März 1927 bis 1. Oktober 1928 OLzS/KL Wilhelm Meendsen-Bohlken 1894–1967 zuletzt : Vizeadmiral
16. Februar 1929 bis September 1930 OLzS/KL Werner Ehrhardt 1898–1967 Konteradmiral
September 1930 bis 21. September 1931 KL Winfried Hagen 1898– KzS
7. Dezember 1932 bis Februar 1934 OLzS/KL Alfred Schemmel 1900–1942 † KzS
Februar bis September 1934 OLzS/KL Alwin Albrecht 1903– KK
September 1934 bis Oktober 1936 KL Fuhrke 1902– KL
Oktober 1936 bis 29. März 1938 KL Wolf Henne 1905–1942 † KK
1. November 1938 bis November 1939 KL Wilhelm Verlohr 1909–1989 KzS
November 1939 bis Oktober 1940 KL Wilhelm-Nikolaus Frh. von Lyncker 1911–1979 KK
Oktober 1940 bis Dezember 1941 KL Heinrich Hoffmann 1910–1998 KzS der Bundesmarine
i. V. Januar bis August 1942 i.V. OLzS Ulrich Kolbe 1917- KL
i. V. August bis Oktober 1942
i. V. November/Dezember 1942
i. V. Juli/August 1943
i.V. OLzS Werner Lange 1917- KL
Oktober 1942 bis März 1944 KL Rudolf Fuchs 1912–1944 KK
i. V. Dezember 1942 i.V. KL Hans Quaet-Faslem 1915–19?? KK
i. V. Dezember 1941/ Januar 1942 i.V. OLzS Joachim Schramm 1916–1943 OLzS
i. V. Juli 1943 i.V. KL Werner Gotzmann 1910–1944 KL
i. V.August /September 1943 i.V. KL Helmut Düvelius 1912– KL
i. V.September bis Oktober 1943 i.V. KL Walter Lüdde-Neurath 1914–1990 KK
i. V. Oktober 1943 i.V. LzS Karl-Heinz Böhrnsen LzS
März 1944 bis Mai 1944 OLt.z.S. / KL Horst Frhr. von Luttitz 1917– KL

Weblinks Bearbeiten