Grabitz (Furth im Wald)

Ortsteil der Stadt Furth im Wald im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern

Grabitz ist ein Gemeindeteil der Stadt Furth im Wald im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]

Grabitz
Koordinaten: 49° 18′ N, 12° 50′ OKoordinaten: 49° 18′ 21″ N, 12° 49′ 44″ O
Höhe: 417 m ü. NHN
Einwohner: 401 (Mai 2011)
Postleitzahl: 93437
Vorwahl: 09975
Grabitz (Bayern)
Grabitz (Bayern)

Lage von Grabitz in Bayern

Grabitz, denkmalgeschütztes Bauernhaus mit Hofkapelle

Geografie Bearbeiten

Grabitz liegt am Westrand von Furth im Wald. Es wird durch den Grabitzer Bach (auch: Ölbrunnbach, Ölbach) von Furth getrennt.[4] Auf den modernen Karten ist diese Trennung kaum noch erkennbar.[2][3]

 
Grabitz auf der Apian-Karte von 1568

Geschichte Bearbeiten

Grabitz (auch: Grawat, Grawiz, Chrewitz, Kräbitz) wurde 1086 erstmals schriftlich erwähnt, als es von Kaiser Heinrich IV. an Friedrich II., Domvogt von Regensburg, geschenkt wurde. Es gehörte zur Mark Cham.[5][6][7]

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Bevölkerung nicht nur von den feindlichen Truppen terrorisiert, sondern auch von den eigenen Verbündeten. Im September des Jahres 1621 überschritten die kaiserlichen Truppen, geführt von Oberst von Anholt, die Grenze bei Furth im Wald, plünderten viele Ortschaften, darunter auch Grabitz, und ermordeten deren Bewohner auf grausame Weise.[8]

1752 hatte Grabitz 28 Anwesen, darunter 1 Landsassengut, 1 Wirt, 1 Schmiede, 1 Mühle und 2 Hüthäuser.[9][10]

1808 wurde die Verordnung über das allgemeine Steuerprovisorium erlassen. Mit ihr wurde das Steuerwesen in Bayern neu geordnet und es wurden Steuerdistrikte gebildet. Der Steuerdistrikt Grabitz bestand aus den Ortschaften Grabitz und Haberseigen.[11][12]

1821 wurden im Landgericht Cham Gemeinden gebildet. Dabei wurde Grabitz landgerichtsunmittelbare Gemeinde. Sie war mit dem Steuerdistrikt Grabitz identisch.[13][14] Ab 1867 gehörten zur Gemeinde Grabitz die Dörfer Grabitz und Haberseigen und die Einöden Stieberg und Tradtbauer.[15] 1946 wurde die Gemeinde Grabitz aufgelöst.[16] Grabitz mit Stieberg und Tradtbauer wurde nach Furth im Wald eingemeindet und Haberseigen kam zur Gemeinde Ränkam.[17]

Religiöses Leben in Grabitz Bearbeiten

14. Jahrhundert bis Reformation Bearbeiten

Grabitz gehörte zur Pfarrei Arnschwang, Dekanat Cham, deren Kirche zu den ältesten Tochterkirchen von Chammünster gehört und schon im 14. Jahrhundert erwähnt wurde.[18][19]

Reformationszeit Bearbeiten

Grabitz wurde in den Jahren zwischen 1526 und 1626 von den Wirren der Reformation betroffen, weil Heinrich von Guttenstein 1509 die Herrschaft Schwarzenburg-Rötz und die Stadt Waldmünchen mit Gleißenberg an Ludwig von der Pfalz (1508–1544) und dessen Bruder Friedrich von Amberg verkaufte, um seine Schulden zu decken. Dadurch kam Grabitz zur Oberpfalz, während Furth im Wald bei Bayern und katholisch blieb. Der Grabitzer Bach (auch: Ölbrunnbach, Ölbach), der Grabitz von Furth trennt, bildete in dieser Zeit die Grenze zwischen der Oberpfalz und Niederbayern und zwischen den Religionen.[20][21]

Während der Reformationszeit mussten die Bewohner von Grabitz fünfmal ihr Bekenntnis wechseln:

Während der Reformationszeit gingen trotz Verbot und drohender Strafen viele Bewohner aus Grabitz und der Umgebung über den Grabitzer Bach in das nahe katholische Furth im Wald zum Gottesdienst, ließen dort ihre Kinder taufen und wallfahrteten nach Neukirchen beim Heiligen Blut.[25] Wer dabei erwischt wurde, musste Religionsunterricht nehmen oder auswandern.[26]

Gegenreformation Bearbeiten

1626 eroberte Maximilian I. (1597–1623 Herzog von Bayern, 1623–1648 Kurfürst von der Pfalz, 1648–1651 Kurfürst von Bayern) die Oberpfalz und führte die Gegenreformation durch. Die Bevölkerung von Grabitz kehrte zum Katholizismus zurück. Die Pfarrei Arnschwang und damit auch Grabitz gehörten nun wieder zum Dekanat Cham.[27][19]

1845 wurde Grabitz nach Furth im Wald umgepfarrt.[28][19] In der Matrikel von 1997 wurde Grabitz nicht mehr gesondert aufgeführt, sondern als Teil von Furth betrachtet.[29]

Einwohnerentwicklung ab 1838 Bearbeiten

1838–1913
Jahr Einwohner Gebäude
1838 301 35[18]
1861 283 117[15]
1871 283 108[30]
1885 385 55[31]
1900 474 61[32]
1913 460 47[28]
1925–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1925 513 45[33]
1950 648 78[17]
1961 708 90[34]
1970 669 k. A.[35]
2011 401 k. A.[1]

Sehenswürdigkeiten und Tourismus Bearbeiten

In Grabitz, Hierstetterweg 1, steht ein denkmalgeschütztes Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert mit Hofkapelle, die sogenannte Bartl-Kapelle, erbaut um 1810 (Denkmalnummer D-3-72-126-66). Das Bauernhaus ist ein zweigeschossiger und giebelständiger Flachsatteldachbau, die Hofkapelle ein traufständiger Satteldachbau.[36]

Durch Grabitz führt der Mountainbikeweg MTB-Tour 19.[37]

Literatur Bearbeiten

  • Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955 (Digitalisat).
  • Prälat Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973

Weblinks Bearbeiten

Commons: Grabitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Zensus 2011 bei atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  2. a b Grabitz bei Bayernatlas. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  3. a b Grabitz in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 26. Januar 2023.
  4. Grabitz, historische Karte bei Bayernatlas. Abgerufen am 29. Mai 2022.
  5. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 24
  6. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 9 (Digitalisat).
  7. Ingrid Schmitz-Pesch: Roding, die Pflegämter Wetterfeld und Bruck. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 44. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1986, ISBN 3-7696-9907-6, S. 65 (Digitalisat).
  8. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 99
  9. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 23 (Digitalisat).
  10. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 24 (Digitalisat).
  11. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 65 (Digitalisat).
  12. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 67 (Digitalisat).
  13. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 69 (Digitalisat).
  14. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 71 (Digitalisat).
  15. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 666, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 72 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 712 (Digitalisat).
  18. a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 21 (Digitalisat).
  19. a b c Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 44
  20. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 54
  21. a b Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 56
  22. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 67
  23. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 73–84
  24. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 85–101
  25. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 65
  26. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 74
  27. Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 102
  28. a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 159 (Digitalisat).
  29. Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 187
  30. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 840, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  31. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 802 (Digitalisat).
  32. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 836 (Digitalisat).
  33. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 840 (Digitalisat).
  34. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 527 (Digitalisat).
  35. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 122 (Digitalisat).
  36. BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-66. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
  37. MTB-Tour 19 Further Čerchov-Tour bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 30. Januar 2023.