Gertrud Rast

deutsche Politikerin (KPD, DKP), KPD-Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein

Gertrud Rast, geb. Gertrud Graeser (* 25. Mai 1897 in Hamburg; † 24. September 1993) war eine deutsche Journalistin und Politikerin (Spartakusbund, KPD, DKP). Während des Zweiten Weltkrieges war sie zeitweise im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Nach dem Krieg wurde sie erste Landesvorsitzende der KPD Schleswig-Holstein und anschließend Chefredakteurin des Norddeutschen Echo.

Gertrud Rast (1946)

Leben Bearbeiten

Die Tochter eines Tischlers besuchte in Hamburg die Handelsschule, wurde kaufmännische Angestellte und arbeitete als Buchhalterin. 1912 wurde sie Mitglied der Arbeiterjugend, 1915 der Gewerkschaft. Eine erste Haft verbüßte sie bereits 1917 wegen Antikriegspropaganda. Im selben Jahr schloss sie sich der Spartakusgruppe an. Während der Novemberrevolution war sie Sekretärin des Arbeiter- und Soldatenrates in Hamburg. 1919 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der KPD in der Hansestadt und war zudem in der Freien sozialistischen Jugend (FSJ) aktiv. Vom 7. Reichsjugendkongreß im März 1923 wurde sie in Chemnitz in die Reichszentrale des KJD gewählt und war danach verantwortliche Redakteurin der Zeitschrift Junge Garde.

Während des zeitweiligen KPD-Verbots 1923/24 emigrierte Gertrud Graeser in die Sowjetunion und wurde dort erst Mitarbeiterin der Kommunistischen Jugendinternationale, dann der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter. Nach ihrer Rückkehr war sie hauptamtlich für die KPD-Bezirksleitung Wasserkante in Hamburg tätig und musste sich 1930 gegen innerparteiliche Vorwürfe des Versöhnlertums wehren. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierte die inzwischen Verheiratete 1933 ins Ausland. Im September 1939 wurde sie zunächst im Camp de Rieucros und ab 1942 im Lager Brens in Südfrankreich interniert. 1943 wurde sie nach Deutschland ausgeliefert, wo sie zunächst ins KZ Fuhlsbüttel und Dezember 1944 in das Arbeitserziehungslager Langer Morgen gesperrt wurde. Ihr Mann, Richard Rast, kam wenige Tage vor Kriegsende als Häftling im KZ Neuengamme ums Leben.

Ab 1945 gehörte Gertrud Rast innerhalb des Parteibezirks Wasserkante zu den führenden Funktionären der KPD in Schleswig-Holstein. Als der Bezirk Wasserkante zugunsten separater Landesorganisationen aufgelöst wurde, wählte sie eine Delegiertenversammlung im Sommer 1948 in Rendsburg zur ersten KPD-Landesvorsitzenden.[1] In dieser Funktion war sie auch Mitglied des Parteivorstandes der SED. Nach politischen Strömungskämpfen in der Redaktion des Parteiblattes Norddeutsches Echo übernahm sie dessen Chefredaktion.[2] Sie blieb bis zum KPD-Verbot 1956 in führender Rolle für die Partei tätig. 1969 trat sie in die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) ein.

Literatur Bearbeiten

  • Gertrud Rast: Allein bist Du nicht. Kämpfe und Schicksale in schwerer Zeit. Röderberg-Verlag, Frankfurt 1972
  • Hermann Weber, Andreas Herbst (Hrsg.): Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6 (Online).
  • Hans-Kai Möller: Gertrud Rast, Kontoristin. In: Olaf Matthes / Ortwin Pelc: Menschen in der Revolution. Hamburger Porträts 1918/19. Husum Verlag, Husum 2018, ISBN 978-3-89876-947-1, S. 149–152.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gertrud Rast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Klaus Weigle: Hein Meyn oder Ein infolge großer politischer Veränderungen mühseliger und zudem verspäteter Versuch, eine dem Verstorbenen und der Zeit angemessene Totenrede zu entwerfen. Jahrbuch Demokratische Geschichte, Band 11, Beirat für Geschichte in der Gesellschaft für Politik und Geschichte Schleswig-Holsteins e. V., S. 213–280, hier S. 250, Onlineversion (PDF; 9,2 MB), abgerufen am 3. März 2017.
  2. Jürgen Brammer/Kurt Schröder: Norddeutsches Echo. Erinnerungen an eine kommunistische Zeitung. Jahrbuch Demokratische Geschichte, Band 4, Beirat für Geschichte in der Gesellschaft für Politik und Geschichte Schleswig-Holsteins e. V., S. 384–402, hier S. 393, Onlineversion (PDF; 2,6 MB), abgerufen am 3. März 2017.