Der Generalgouverneur von Taiwan (jap. 台湾総督 Taiwan Sōtoku) war der höchste japanische Beamte zur Zeit der japanischen Herrschaft auf Taiwan von 1895 bis 1945. Er hatte seinen Sitz in Taihoku (Taipeh) und war direkt der Zentralregierung in Tokio unterstellt. Innerhalb der Kolonie verfügte er über weitreichende Machtbefugnisse.

Siegel des Generalgouverneurs

Geschichte

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Kabayama Sukenori, erster Generalgouverneur von Taiwan.

Nach der Abtretung der Insel Taiwan durch das Chinesische Kaiserreich an das Japanische Kaiserreich durch den Vertrag von Shimonoseki infolge des Ersten Japanisch-Chinesischen Krieges ernannte die japanische Regierung den Admiral Kabayama Sukenori am 10. Mai 1895 zum ersten Generalgouverneur Taiwans. Am 31. März 1896 verabschiedete das japanische Parlament ein Gesetz, das dem Generalgouverneur von Taiwan weitreichende Machtbefugnisse einräumte, indem es ihm neben der exekutiven Gewalt auch das Recht zusprach, Gesetze für die Kolonie zu erlassen und in die Rechtsprechung einzugreifen. Dieses nach seiner Nummer zumeist als „Gesetz 63“ bezeichnete Gesetz gab dem Generalgouverneur, der allein der japanischen Zentralregierung verantwortlich war, auf der Insel quasi-diktatorische Macht.

 
Der 1919 fertiggestellte Gouverneurspalast in Taihoku, der heute als Präsidentenpalast der Republik China dient.

Das zunächst nur auf drei Jahre befristete „Gesetz 63“ wurde mehrfach verlängert; auch ernannte die Regierung bis 1919 ausschließlich Militärs zu Generalgouverneuren. Beide Maßnahmen können als Reaktion auf den Umstand gesehen werden, dass es auf Taiwan zu Anfang der japanischen Herrschaft immer wieder zu Unruhen und Aufständen kam.

Nach der weitgehenden Befriedung der Insel wurde während der liberalen Phase Japans (Taishō-Demokratie) das Amt des Generalgouverneurs zwischen 1919 und 1936 durchgehend von Zivilpersonen, meist Angehörigen des japanischen Oberhauses, besetzt. Zudem wurden die Befugnisse des Generalgouverneurs ab 1922 reduziert und die in Japan selbst geltenden Gesetze zunehmend auch auf Taiwan übertragen. Ab 1923 galten die meisten Bestimmungen der japanischen Zivil- und Handelsgesetzgebung auch in Taiwan, 1924 folgte die Strafprozessordnung.[1] Den Bewohnern Taiwans wurden, allerdings nur in sehr beschränktem Umfang, Mitbestimmungsrechte auf lokaler Ebene eingeräumt. Zur Einrichtung eines taiwanischen Parlaments, für das sich taiwanische Bürgerbewegungen zwischen 1921 und 1934 engagierten, kam es nicht.

Im Zuge der Entdemokratisierung im Mutterland und angesichts des sich abzeichnenden Krieges mit China wurden ab 1936 wieder Militärs auf den Posten des Generalgouverneurs berufen. Nach der Kapitulation Japans und dem Ende des Pazifikkriegs übergab der letzte japanische Generalgouverneur Andō Rikichi am 25. Oktober 1945 Taiwan formell an Chen Yi als Vertreter der Republik China, wodurch die Insel wieder unter chinesische Herrschaft kam.

Liste der Gouverneure

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Nr. Name Kanji Hintergrund Amtszeit
01 Kabayama Sukenori 樺山資紀 Admiral (Kaiserlich Japanische Marine) 10. Mai 1895 – 2. Juni 1896
02 Katsura Tarō 桂太郎 Generalleutnant (Kaiserlich Japanische Armee) 2. Juni 1896 – 14. Oktober 1896
03 Nogi Maresuke 乃木希典 Generalleutnant (Kaiserlich Japanische Armee) 14. Oktober 1896 – 26. Februar 1898
04 Kodama Gentarō 兒玉源太郎 Generalleutnant (Kaiserlich Japanische Armee) 26. Februar 1898 – 11. April 1906
05 Sakuma Samata 佐久間左馬太 General (Kaiserlich Japanische Armee) 11. April 1906 – 1. Mai 1915
06 Andō Teibi 安東貞美 General (Kaiserlich Japanische Armee) 1. Mai 1915 – 6. Juni 1918
07 Akashi Motojirō 明石元二郎 Generalleutnant (Kaiserlich Japanische Armee) 6. Juni 1918 – 24. Oktober 1919
08 Den Kenjirō 田健治郎 Mitglied des Kabinetts Terauchi 29. Oktober 1919 – 2. September 1923
09 Uchida Kakichi 內田嘉吉 Mitglied des japanischen Oberhauses 6. September 1923 – 1. September 1924
10 Izawa Takio 伊澤多喜男 Mitglied des japanischen Oberhauses 1. September 1924 – 16. Juli 1926
11 Kamiyama Mitsunoshin 上山滿之進 Mitglied des japanischen Oberhauses 16. Juli 1926 – 16. Juni 1928
12 Kawamura Takeji 川村竹治 Mitglied des japanischen Oberhauses 16. Juni 1928 – 30. Juli 1929
13 Ishizuka Eizō 石塚英藏 Mitglied des japanischen Oberhauses 30. Juli 1929 – 16. Januar 1931
14 Ōta Masahiro 太田政弘 Direktor des Pachtgebiets Kwantung 16. Januar 1931 – 2. März 1932
15 Minami Hiroshi 南弘 Mitglied des japanischen Oberhauses 2. März 1932 – 26. Mai 1932
16 Nakagawa Kenzō 中川健蔵 Staatssekretär im Ministerium für Bildung,
Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie
26. Mai 1932 – 2. September 1936
17 Kobayashi Seizō 小林躋造 Admiral (Kaiserlich Japanische Marine) 2. September 1936 – 27. November 1940
18 Hasegawa Kiyoshi 長谷川清 Admiral (Kaiserlich Japanische Marine) 27. November 1940 – 30. Dezember 1944
19 Andō Rikichi 安藤利吉 General (Kaiserlich Japanische Armee) 30. Dezember 1944 – 25. Oktober 1945

Literatur

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  • Harry J. Lamley: Taiwan under Japanese Rule. In: Murray A. Rubinstein (Hrsg.): Taiwan - A New History. Erweiterte Ausgabe, M.E. Sharpe, Armonk (New York) und London 2007, ISBN 978-0-7656-1495-7.
  • Oskar Weggel: Die Geschichte Taiwans. Vom 17. Jahrhundert bis heute. Böhlau, Köln, Weimar und Wien 1991, ISBN 978-3-412-02891-6, S. 56–84.

Einzelnachweise

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  1. Thomas Fröhlich, Yishang Liu: Taiwans unvergänglicher Antikolonialismus: Jiang Weishui und der Widerstand gegen die japanische Kolonialherrschaft., transcript Verlag, 2014, ISBN 9783839410189, S. 33