Ein Furoshiki (jap. 風呂敷) ist ein quadratisches Tuch, das vor allem in Japan traditionellerweise als Verpackung und als Tragebeutel genutzt wird, beispielsweise für Geschenke oder Kleider. Die aus der Edo-Zeit stammende Bezeichnung bedeutet ungefähr „Bade-Tuch“, weil es in öffentlichen Badehäusern damals üblich war, die eigene Kleidung in solchen Tüchern aufzubewahren, doch dürfte ähnlicher Gebrauch, etwa unter Händlern, bis auf die Nara-Zeit zurückgehen. Eine ältere Bezeichnung war hirazutsumi (平包, dt. „flaches Bündel“). Als Materialien kommen heutzutage Kunstfaser, Baumwolle oder Seide vor, die Größen sind vielfältig, üblicherweise ab etwa 45 cm bis rund 100 cm Kantenlänge.[Anm. 1] Es gibt aber auch ein Zwei-Meter-XXL-Format.[1] Furoshiki, die oft mit traditionellen Mustern bedruckt oder im Shibori-Stil gefärbt sind, werden zum Verpacken von Geschenken verwendet, aber auch zum Einpacken der in Japan häufigen Imbissbehälter (Bentō), wo sie gleichzeitig Tischset oder Serviette ersetzen. Sogar bei kleineren Umzügen werden sie statt Kartons verwendet, etwa für den Transport einer Matratze.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Nutzung dieser Tücher stark zurück: Für tägliche Einkäufe wurde der Plastikbeutel zusehends bevorzugt. Der Recyclinggedanke und Ansätze zum Umweltschutz im Alltag führten gegen das Jahr 2000 zu einer Wiederbelebung dieses japanischen Kulturerbes. Der österreichische provokant umweltbewusste Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltete ein Baumwoll-Furoshiki für Fernwärme Wien GmbH und nannte es „Binkel-Bündel.Furoshiki“.[Anm. 2]

2006 stellte die japanische Umweltministerin Yuriko Koike ein von ihr selbst gestaltetes Furoshiki vor, um den Gebrauch als Beitrag zum Umweltschutz zu fördern.[2][3][4] Das japanische Umweltministerium hat eine Faltanleitung veröffentlicht.[1] 2022 empfahl die Stilexpertin Henriette Kuhrt in der Neuen Zürcher Zeitung die Verwendung des Tuchs.[5]

Das entsprechende Tuch wird in Korea bojagi (kor. 보자기, auch ) genannt. In China nennt man es historisch baofu (chin. 包袱) oder heute auch baofubu (包袱布).

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Das Fachgeschäft Kakefuda, Kyoto, nennt 105 cm Kantenlänge als Größe der Vorführmodelle (s. Video des Weblinks).
  2. Binkel ist das ostösterreichische Wort für Bündel. 90×90 cm.
    Die zweifarbige Grafik lehnt sich an Hundertwassers Gestaltung der Müllverbrennungsanlage Spittelau an, in der 2009 ein Hundertwasserpfad eingerichtet wurde.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Furoshiki – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Stefan Saiger: Das Tausendsassa-Tuch. Bis zu 8000 Tonnen Geschenkpapier landen in Deutschland jährlich im Müll. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 290, 16. Dezember 2023, ISSN 0174-4917, S. R9.
  2. Minister Koike created the „Mottainai Furoshiki“. (Memento vom 14. Dezember 2018 im Internet Archive) In: env.go.jp, Umweltministerium (Japan), 3. April 2006, abgerufen 14. Mai 2023. (englisch).
  3. Yuriko Koike: MotTaiNai Furoshiki. (PDF; 1,3 MB) ECO Asia 2006 – For Vitalizing Actions by Citizens. In: env.go.jp. Ministry of the Environment, Japan, Juni 2006, S. 7, abgerufen am 25. September 2022 (englisch).
  4. Campaign for Environmentally Friendly Shopping to be Waged during the 3R Promotion Month. In: env.go.jp. Ministry of the Environment, Japan, 29. September 2006, abgerufen am 25. September 2022 (englisch): „[…] the Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) and the 3R Promotion Forum (3R-PF). The MOE encourages the use of one's own shopping bags and cloth wrappers (furoshiki) to reduce the use of plastic shopping bags. […]“
  5. Henriette Kuhrt: Geschenke verpacken: Hat Zeitung als Geschenkpapier Stil? In: Neue Zürcher Zeitung. 11. November 2022, abgerufen am 17. Dezember 2023 (Schweizer Hochdeutsch).