Fritzow

Ortsteil der Gemeinde Gützkow im Landkreis Vorpommern-Greifswald

Fritzow ist ein Ortsteil der Gemeinde Gützkow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Fritzow liegt rund 800 Meter südwestlich von Kölzin an der Straße nach Gützkow. Der Ort hat 39 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2015).[1]

Fritzow
Stadt Gützkow
Koordinaten: 53° 58′ N, 13° 26′ OKoordinaten: 53° 57′ 32″ N, 13° 26′ 22″ O
Höhe: 26 m ü. NHN
Einwohner: 37 (31. Dez. 2013)
Eingemeindung: 25. Mai 2014
Postleitzahl: 17506
Vorwahl: 038353
Fritzow vor der Dorfverlegung 1835
Fritzow nach der Dorfverlegung 1880 – rechts unten die Signatur der alten Stelle
Gutshaus Fritzow 1910
Claus von Behr – Gutsherr Fritzow 1910
Gutshaus Fritzow – jetzt ruinös
Inspektorhaus Fritzow
Fachwerkscheune Fritzow – beim Abbau
Bauerngarten Fritzow – inzwischen verunkrautet

Geschichte Bearbeiten

Fritzow ist eine slawische Gründung, spätslawische (1000 bis 1200) Siedlungsreste sind am Landweg nach Dargezin archäologisch nachgewiesen worden.

Fritzow wurde erstmals 1353 in der Bewidmungsurkunde der Grafen von Gützkow für die Stadt Gützkow als Vritzou und erst 1597 mit der heutigen Schreibweise erwähnt. Der Ortsname wird als slawischer Ausdruck für Heidekraut gedeutet.[2]

Der Ort gehörte anscheinend direkt den Grafen, deren Besitz nach ihrem Aussterben als Dominal an die Herzöge von Pommern zurückfiel.

Anfang des 16. Jahrhunderts hatte die Familie von Horn Lehnsbesitz in Fritzow, der ihr um 1503 urkundlich bestätigt wurde.[3] Noch 1619 besaß Adam von Horn Fritzow.[4] 1622 war Baltzer von der Osten Besitzer von Fritzow und verpachtete das Gut an Jacob Francke.[5] Später erwarb Barthold von Krakevitz das Gut. Von dessen Söhnen erhielt der Leutnant Hans Friedrich Engel das Gut im Tausch gegen das in Mecklenburg gelegene Gut „Laps“ (wahrscheinlich Lapitz). Nach seinem Tod ließ die in Mecklenburg lebende Witwe des Leutnants das Gut durch den Pächter Leborius Wilde bewirtschaften.[6]

Am 21. August 1694 verfügte die schwedische Krone die Einziehung des Lehnsgutes Fritzow. Offenbar wurde die Reduktion aber nicht vollzogen oder rückgängig gemacht, denn in der Ortsbeschreibung der Schwedischen Landesaufnahme wurde Leutnant Engelkes Witwe Besitzerin noch 1708 als Besitzerin verzeichnet.[6] 1772 und 1782 wurden Dähns Erben als Besitzer genannt. Ein Hof gehörte als Dominialgut zu Upatel, er lag 1768 wüst.

1823 erwarb der Kammerherr Hans Felix Bernhard von Behr auf Bandelin das Gut käuflich vom Vorbesitzer Ranck. In der Folgezeit gehörte das Gut zum Besitz von Carl Felix Woldemar Graf von Behr (1835–1906) (MdR). Zwischen 1835 und 1880 wurde der Ort um 700 m aus Richtung Upatel westwärts an die heutige Stelle verlegt. Die Güter Fritzow, Dargezin und Dargezin-Vorwerk wurden zusammen verpachtet und von Dargezin aus bewirtschaftet.

1865 hatte Fritzow 50 Einwohner, die aus zehn Familien, acht männlichen und sieben weiblichen Tagelöhner sowie einem Almosenpflichtigen bestanden. Im Ort befanden sich vier Wohnhäuser und zwei Wirtschaftsgebäude.

Der Inspektor bzw. Pächter wohnte in einem Haus aus Feldstein mit Backsteinelementen, dieses wurde beim Bau des Gutshauses als Anbau weitergenutzt. 2013 ist es ein gut erhaltenes Wohnhaus. Durch Erbaufteilung wurde Fritzow ab etwa 1890 durch Carl Hans Otto Claus von Behr aus dem Hause Behrenhoff (1869–1933) wieder bewohnt und selbst bewirtschaftet, außerdem gehörten auch Dargezin (mit Vorwerk), Müssow und Kammin zu diesem Anwesen. Aus dieser Zeit scheint auch das Gutshaus zu stammen. 1905 und 1922 wurde die Größe der Feldmark mit 168 Hektar angegeben. 1928 lebten 162 Einwohner im Dorf.

1945 wurde das Land in der Bodenreform in Neubauernwirtschaften zu je 10 ha aufgeteilt. Die Fritzower Bauern schlossen sich 1954 mit den Dargezinern zu einer LPG Typ III zusammen. 1960 folgten die letzten noch selbstständigen Bauern in den beteiligten Orten. Die LPG Typ III bekam den Namen „Florian Geyer“. Die LPG betrieb in Fritzow Rindermast und Schweinezucht. In den 1970er Jahren kamen die Ackerflächen überwiegend zur LPG (P) Gützkow, die Stallungen, Wiesen und Ackerflächen zur Futtergewinnung aber blieben in der LPG (T) Dargezin und wurden erst später der LPG (T) Gützkow zugeschlagen.

1962 wurde Fritzow nach Kölzin eingemeindet (das wiederum 2014 nach Gützkow eingemeindet wurde). Das Gutshaus war Wohnhaus für Umsiedler, dann Schule bis 1978, danach wieder Wohnhaus. 1990 erfolgte der Leerzug, dann wurde das Haus für kurze Zeit als Asylbewerberheim genutzt, danach stand es leer und verfällt jetzt zunehmend.

Die Landarbeiterkaten an der Straße nach Kölzin sind erhalten und nach der Privatisierung 1990 bewohnt und inzwischen (2013) teilsaniert. Die Gutsgebäude waren bereits zu DDR-Zeiten beseitigt, lediglich die große Fachwerkscheune an der Straße nach Gützkow stand noch. Diese wurde aber wegen drohendem Einsturz ca. 1992 durch eine ABM-Maßnahme abgebaut, das Holzfachwerk wurde geborgen und eingelagert.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Fritzow
2005 45
2006 40
2007 46
2008 46
2009 43
2010 43
2011 39
2012 41
2013 37
2014 38
2014 39

[7][8]

In die Statistik für 2014 ist die Zahl der Einwohner mit Nebenwohnungen (4) und 2015 (4) einbezogen, da sie rechtlich in der Amtsstatistik geführt werden.[1][9]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Inspektorhaus (Gutshausanbau) aus Feldstein
  • Friedhof Fritzow, mit altem Glockenstuhl und Gedenkstein für Claus von Behr
  • Bauerngarten am Gutspark Fritzow (mangels Pflege verwildert)

Literatur Bearbeiten

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen, IV. Teils Band II, Greifswalder Kreis, Anklam 1868, S. 222 (Google Bücher).
  • Marcelle und Fritz von Behr: Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr, Gützkower Linie (Die Schwanenhälsigen). Band VII, Teil I und II, Bremen 1989.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fritzow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Amt Züssow, Einwohner des Amtsbereiches Züssow, Stand: 31. Dezember 2015
  2. Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 36
  3. Dirk Schleinert: Der „Codex Diplomaticus Bogislai X.“ – Eine wichtige Quelle zur Pommerschen Geschichte um 1500. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. Bd. 53, Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-23202-2, S. 60 (Google Books).
  4. Carl Gesterding: Genealogien und beziehungsweise Familienstiftungen pommerscher: besonders ritterschaftlicher familien. Georg Reimer, Berlin 1842, S. 101, Google Books
  5. Dirk Schleinert: Die Gutswirtschaft im Herzogtum Pommern-Wolgast im 16. und frühen 17. Jahrhundert. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 5 (= Forschungen zur pommerschen Geschichte. Bd. 36), Böhlau, Köln Weimar 2001, ISBN 3-412-10401-9, S. 127 (Google Books).
  6. a b Fritzow. Svea-Pommern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 17. Januar 2013.
  7. Offizielle Internetseite des Amtes Züssow
  8. Offizielle Statistik des Einwohnermeldeamtes des Amtes Züssow
  9. Amt Züssow, Einwohner des Amtsbereiches Züssow, Stand: 31. Dezember 2014