Franz Joseph Czernin von Chudenitz
Franz Joseph Reichsgraf Czernin von Chudenitz und Neuhaus (tschechisch František Josef Černín z Chudenic) (* 6. März 1697 in Wien; † 4. März 1733 ebenda)[1] war ein böhmischer Adliger, k. k. Kämmerer, Erbmundschenk und Obersthoflehenrichter zu Prag.
Leben
BearbeitenEr entstammte dem böhmischen Adelsgeschlecht der Czernin von Chudenitz. Seine Eltern waren der Diplomat Hermann Jakob Czernin von Chudenitz (* 25. Juli 1659; † 8. August 1710) und dessen Frau Maria Josepha Slavata von Chlum und Koschumberg (* 2. Februar 1667; † 11. Oktober 1708). Er wurde in der Schottenkirche in Wien auf den Namen Franciscus de Paulus Josephus Leopoldus Wenzeslaus Antonius de Padua Cajetanus Fridericus Adeodatus Joannes Lucas Marcus Matthaeus getauft.[2] Seine Paten waren der böhmische Kanzler Franz Ulrich Kinsky, Maria Elisabeth von Eggenberg, Frau des Obersthofmeisters Ferdinand Joseph von Dietrichstein, sowie Johann Leopold Donat von Trautson.
Er war Schüler am Piaristengymnasium in Kosmanos. Nach dem Tode seines Vaters 1710 übernahmen seine Tante Maria Margaretha und deren Ehemann Franz Joseph von Wallenstein die Vormundschaft. Zwischen 1715 und 1717 unternahm er eine Reise durch Europa, bei der er unter anderem Straßburg, Paris, Brüssel und Utrecht besuchte und die französische Sprache erlernte. In Belgien lernte er seine spätere Ehefrau, Tochter des kaiserlichen Feldmarschalles Jean Philippe Eugène de Merode-Westerloo kennen. Die Hochzeit fand 1717 in Brüssel statt.
1716 erhielt er von Kaiser Karl VI. das Amt eines obersten Erbmundschenks und die Erlaubnis, dass der jeweilige Chef der Familie und Marjoratsherr sich „Regierer des Hauses Neuhaus und Chudenitz“ nennen dürfte.[3] Seit 1721 war er Richter am Obersten Gerichtshof und zudem kaiserlicher Kammerherr und Geheimrat. In den Jahren 1721 und 1728 bis 1730 wurde er zum königlichen Parlamentskommissar ernannt und vertrat den Kaiser beim böhmischen Landtag. Er starb 1733 im Alter von 36 Jahren und wurde in der Kapelle des Hl. Sigismund im St. Veitsdom in Prag begraben. Sein Herz wurde getrennt in Chudenitz bestattet. Seine Witwe vermählte sich in zweiter Ehe mit dem Halbbruder ihres verstorbenen Mannes Franz Anton Czernin.[4]
Familie
BearbeitenEr heiratete am 12. Mai 1717 in Brüssel die 14-jährige Isabella Johanna Maria Catharina de Merode-Westerloo (* 12. Oktober 1703; † 1. April 1780), Sternenkreuzordensdame, Tochter des Johannes Philipp Eugen, Reichsgraf von und zu Merode, Markgraf von Westerlo.[5] Der Ehe entsprangen fünf Kinder:
- Maria Theresia (* 18. April 1719; † 4. März 1786); ⚭ 20. August 1738 Franz Ferdinand Novohradský von Kolowrat
- Maria Desideria Norbertina (* 23. Mai 1720; † 1. Oktober 1720)
- Maria Anna (* 19. Januar 1722; † 15. Januar 1772); ⚭ 9. April 1741 Franz II. von Mansfeld-Vorderort, Prinz von Fondi
- Wenzel Johann Nepomuk Franz (* 5. Juni 1724; † 21. Februar 1733)
- Prokop Adalbert Franz de Paula (* 23. März 1726; † 30. Januar 1777); 1.⚭ 28. Juni 1746 Maria Antonia Colloredo; 2.⚭ 18. August 1759 Maria Theresia Rajská von Dubnica
Vorfahren
BearbeitenVorfahren waren:[6]
Johann Baptist Czernin von Chudenitz | |||||||||||||
Humprecht Johann Czernin von Chudenitz | |||||||||||||
Susanna Homuth von Harasow | |||||||||||||
Hermann Jakob Czernin von Chudenitz | |||||||||||||
Paolo Ippoliti di Gazoldo | |||||||||||||
Diana Maria Ippoliti di Gazoldo | |||||||||||||
Ippolita Fantini | |||||||||||||
Franz Joseph Czernin von Chudenitz | |||||||||||||
Joachim Ulrich Slavata von Chlum und Koschumberg | |||||||||||||
Johann Georg Joachim Slavata von Chlum und Koschumberg | |||||||||||||
Franziska von Meggau | |||||||||||||
Maria Josepha Slavata von Chlum und Koschumberg | |||||||||||||
Johann Franz Trautson zu Falkenstein | |||||||||||||
Maria Margaretha von Trautson | |||||||||||||
Christiane Elisabeth von Mansfeld | |||||||||||||
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ I460186: Franz Joseph Graf Czernin v.u.zu Chudenitz. Abgerufen am 17. April 2020.
- ↑ Taufbuch - 01-20 | 01., Unsere Liebe Frau zu den Schotten | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 17. April 2020.
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. Perthes, Gotha 1872, S. 179.
- ↑ Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an, bis auf jetzige Zeiten: Zweyter Band. gedruckt bey Franz Seizer privilegirten Buchdrucker im k.k. Taubstummeninstitute, 1795, S. 178.
- ↑ Ignaz Ritter von Schönfeld: Adels-Schematismus Des Österreichischen Kaiserstaates. Schaumburg, 1825, S. 64.
- ↑ Pieter: Frans Joseph Graaf Czernin van en tot Chudenitz (1697-1732) (West-Europese adel - Genealogie Online). Abgerufen am 17. April 2020.
Personendaten | |
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NAME | Czernin von Chudenitz, Franz Joseph |
ALTERNATIVNAMEN | Czernin von Chudenitz und Neuhaus, Franz Joseph Reichsgraf; Černín z Chudenic, František Josef (tschechisch) |
KURZBESCHREIBUNG | böhmischer Adliger, k. k. Kämmerer, Erbmundschenk und Obersthoflehenrichter |
GEBURTSDATUM | 6. März 1697 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 4. März 1733 |
STERBEORT | Wien |