Franz Czisch

deutscher Politiker (CDU), Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd sowie Jurist und Kaufmann

Franz Czisch (* 1908 in Bamberg; † 1956 in Stuttgart) war ein deutscher Jurist, Kaufmann und Oberbürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd.

Leben Bearbeiten

Der katholisch getaufte Czisch wurde in Bamberg als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte wie seine Frau Katharina (1909–1999), die er 1934 in der Gmünder Franziskanerkirche heiratete, Rechtswissenschaften an den Universitäten in Freiburg im Breisgau, Köln und Berlin. Da Czisch wegen seiner jüdischen Abstammung und seine Frau wegen ihrer früheren Mitgliedschaft in der Sozialistischen Studentenschaft nicht als Juristen arbeiten durften, übernahm das Ehepaar die Gmünder Filiale der väterlichen Süßwarengeschäftekette.[1]

Als sogenannter Halbjude hatte er während der Zeit des Nationalsozialismus mit diversen Repressionen zu kämpfen, konnte das Süßwarengeschäft aber erhalten. Im Sommer 1944 sollte Czisch mit seiner Frau zum Zwangsarbeitseinsatz herangezogen werden, was durch ein ärztliches Zeugnis und Hilfe durch das Arbeitsamt verhindert werden konnte. Auch der Befehl zum Westwall war aus gesundheitlichen Gründen nach kurzer Zeit aufgehoben. Dem Stellungsbefehl zum Volkssturm musste er dank der Hilfe von Freunden nicht nachkommen.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierten sich Franz und besonders Katharina Czisch in der Vertriebenenhilfe.[3] 1945 gehörte Czisch zu den Mitgründern der Schwäbisch Gmünder CDU, die Gründungsveranstaltung fand statt in der Fuggerei der Stadt. 1946 wurde Czisch durch den Gemeinderat zum Oberbürgermeister gewählt, da er nicht vorbelastet war. Wichtige Maßnahmen seiner Amtszeit waren die Entfernung des Kriegerdenkmals vom Gmünder Marktplatz und der Anschluss Gmünds über die heute bisweilen unter Czisch-Linie bekannte Leitung vom Rechberg, an die Landeswasserversorgung.

Im Zuge der Oberbürgermeisterwahl 1948 kam es zu starken Anfeindungen, die bis zu schweren Sachbeschädigungen und sozialer Isolation reichten. So wurde das Auto der Czischs in die Rems befördert und Scheiben eingeschlagen. Die Wahl am 18. April wurde schließlich von seinem Amtsvorgänger Franz Konrad, der für die CDU angetreten war, mit fast Zweidrittelmehrheit gewonnen. Die amerikanische Besatzungsbehörde verbot aber, dass Konrad das Amt antrat, der bereits während der Nazi-Zeit als Oberbürgermeister Schwäbisch Gmünds fungiert hatte.[4][5] In der Wahl am 24. Oktober 1948 stellte die CDU Hermann Kah auf, der mit großer Mehrheit erster direkt gewählter Oberbürgermeister wurde.

1956 zog Czisch mit der Familie nach Stuttgart. Dort starb er gegen Jahresende bei einem Verkehrsunfall. Trotz eines ambivalenten Verhältnisses der Stadt zu Czisch wurden ihm einige wenige Ehrungen zuteil, so wurden die „Franz-Czisch-Straße“ in Schwäbisch Gmünd sowie der Franz und Katharina Czisch-Preis für Bürgercourage der Stadt Schwäbisch Gmünd, der erstmals im April 2013 verliehen wurde, nach ihm und seiner Frau benannt.[5]

Franz und Katharina Czisch hatten fünf Kinder. Katharina Czisch war eine der Gründerinnen von terre des hommes Deutschland.[3] An sie erinnert eine Gedenktafel am Haus, das früher den Süßwarenladen beherbergte.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Katharina Czisch, Stuttgart. In: Zeitzeugen berichten... Schwäbisch Gmünd – Erinnerungen an die Zeit von 1930 bis 1945, hg. vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd. Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 1989, ISBN 3-921703-94-8, S. 35–105.
  • Ernst Lämmle: Vom Kaiserreich über die Zeit der Weltkriege bis zur demokratischen Republik. In: Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0399-7, S. 366–554, bes. 471–486 (UB Heidelberg).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte Käthe Czisch, Jahrgang 1909, Themen zur Landeskunde, abgerufen 12. Oktober 2014.
  2. Jüdische Geschäfts- und Wohngebäude in Schwäbisch Gmünd. Eine Dokumentation auf weller.to, Abschnitt Marktplatz 23, abgerufen 12. Oktober 2014.
  3. a b Erinnerung an Katharina Czisch (1909 – 1999) auf schwaebisch-gmuend.de, abgerufen 12. Oktober 2014.
  4. Nachkriegszeit auf schwaebisch-gmuend.de, abgerufen 12. Oktober 2014.
  5. a b Schwäbische Post vom 22. Mai 2015.
  6. Gedenktafel für Katharina Czisch (Memento vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive), Gmünder Tagespost vom 25. November 2006.