Evangelische Darlehnsgenossenschaft

ehemalige genossenschaftlich organisierte evangelische Universalbank mit Sitz in Kiel

Die Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG (EDG) war eine genossenschaftlich organisierte evangelische Universalbank mit Sitz in Kiel. Anteilseigner waren Institutionen und Privatpersonen aus dem kirchlich-diakonischen bzw. sozialen Bereich. Sie war Mitglied im genossenschaftlichen Finanzverbund.

Logo der Genossenschaftsbanken  Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG
– EDG –
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Hauptsitz in Kiel, Herzog-Friedrich-Straße 45
Hauptsitz in Kiel, Herzog-Friedrich-Straße 45
Staat Deutschland Deutschland
Sitz Herzog-Friedrich-Straße 45
24103 Kiel
Rechtsform eingetragene Genossenschaft
Gründung 9. Februar 1968
Auflösung 31. Dezember 2013
Verband Genossenschaftsverband – Verband der Regionen
Website edg-kiel.de
Leitung
Vorstand Hans-Nissen Andersen (Vorsitzender),
Christian Ferchland
Aufsichtsrat Ulrich Seelemann (Vorsitzender)
Liste der Genossenschaftsbanken in Deutschland
Girocard der Bank

Die Generalversammlung der EDG beschloss am 27. Juni 2014 rückwirkend zum 1. Januar 2014 die Übertragung des Bankgeschäftes auf die Evangelische Kreditgenossenschaft[1], die nun als Evangelische Bank eG firmiert.[2] Alle anderen Bereiche verblieben in der nun umfirmierten EDG Beteiligungsgenossenschaft eG, die nun Anteilseignerin der Evangelischen Bank eG ist.

Geschäftsausrichtung und Geschäftserfolg Bearbeiten

Die EDG folgte dem Auftrag der wirtschaftlichen Förderung der sozialen Arbeit der kirchlichen und diakonisch-caritativen Institutionen und Einrichtungen.[3] Zur Kernzielgruppe der Bank gehörten die verfassten Kirchen, Diakonie, Caritas, Mitglieder der Freien Wohlfahrtspflege, private Träger sowie diesen Institutionen nahestehende Privatpersonen. Die EDG war daher eine Spezialbank im kirchlich-diakonischen und caritativen Umfeld.

Zu ihrem Leistungsschwerpunkt gehörten unter anderem Krankenhausfinanzierung, die Finanzierung von stationären Einrichtungen der Alten- und Behindertenpflege, der Finanzierung von Kindertagesstätten und Kindergärten[4] sowie von weiteren kirchlichen oder sozialen Einrichtungen.

Um ihren Auftrag zu vervollständigen, hatte die EDG ihr Leistungsspektrum um Dienstleistungen rund um Sozialimmobilien inkl. Immobilienleasing, Mobilienleasing sowie Beschaffungskonzepte durch die Gründung mehrerer Töchtergesellschaften erweitert: Die EDG Immobilien GmbH übernimmt die Steuerung, Planung und Begleitung von Investitionsvorhaben mit besonderer Expertise im Bereich Kirchen- und Sozialimmobilie. Die EDG Leasing GmbH bietet Leasinglösungen mit Schwerpunkt Mobilienleasing und Mietkauf insbesondere für den diakonisch-medizinischen Bereich an. Die 1984 gegründete Handelsgesellschaft für Kirche und Diakonie mbH (HKD) bietet Dienstleistungen auf dem Gebiet Einkauf und Beschaffung für Kirchen und soziale Einrichtungen mit den Schwerpunkten Energie, Telekommunikation, Automobil, Technik und Büro an.[5]

Privatpersonen, die den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und/oder den sozialen Einrichtungen nahestanden, bot die Evangelische Darlehnsgenossenschaft alle Dienstleistungen einer Universalbank von der Anlageberatung, Vorsorge bis hin zum Konsumentenkredit und Baufinanzierung an. Neben ihren beiden Geschäftsstellen in Kiel und Berlin betreute die EDG ihre Kunden mit den Instrumenten einer Direktbank.

Geschichte Bearbeiten

Bereits 1952 wurde erste Überlegungen angestellt, eine Bank für Kirche und Diakonie für Schleswig-Holstein und Hamburg zu gründen. Hintergrund dieser Überlegungen war der deutliche Darlehensbedarf, der für die Behebung dringender baulicher Notstände, die infolge von Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sowie durch Zuzug entstanden waren. Nach einem jahrelangen innerkirchlichen Diskussionsprozess gründeten die damalige Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein, die damalige Evangelisch-Lutherische Kirche in Lübeck, die Propsteien Rendsburg, Segeberg, Stormarn und Südtondern, die Kirchengemeindeverbände Ottensen und Neumünster, die Kirchengemeinden Borby, Heide, Niebüll-Deezbüll, Segeberg und Wohltorf-Ohlstedt sowie der Landesverband der Inneren Mission in Schleswig-Holstein und die Evangelische Diakonissenanstalt Bethanien in Kropp die Evangelische Darlehnsgenossenschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg am 9. Februar 1968 im Sitzungssaal des Landeskirchenamtes in Kiel.

Der Geschäftsbetrieb wurde am 1. Juli 1968 im Raiffeisenhaus in Kiel aufgenommen. Bereits im Laufe des Jahres 1968 wurde weitere Mitglieder aufgenommen, u. a. die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), das Diakonische Werk Stuttgart, die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände Schleswig-Holstein sowie die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Kiel. Damit erhielt die EDG die Zielgruppe, die sie bis zuletzt ansprach.

Das Privatkundengeschäft wurde 1976 in das Leistungsspektrum der Kirchenbank aufgenommen. Der Beirat der EDG, dessen Aufgabe ist es, dem Vorstand Anregungen und Empfehlungen zur Geschäftspolitik zu geben, wurde 1978 gegründet. 1980 erfolgte der Umzug in neue Geschäftsräume im Anwesen Sophienblatt 78. 1990 wurde die bereits seit Jahren bestehende Beziehung zum damaligen Bereich West der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, der Berlin (West) umfasste, durch Eröffnung einer eigenen Filiale vertieft. Die ersten Geschäftsräume waren im Konsistorium in der Bachstraße 1–2 angesiedelt, heute hat die Filiale ihren Sitz im Evangelischen Zentrum in Friedrichshain.

1997 erfolgte dann der Umzug der Kieler Hauptstelle in die neuen Räumlichkeiten in der Herzog-Friedrich-Straße 45 in der Kieler Vorstadt, in der sie bis zuletzt ihren Hauptsitz hatte.

Im Dezember 2013 wurden Pläne veröffentlicht, mit der Evangelischen Kreditgenossenschaft zu fusionieren. Am 27. Juni 2014 stimmte die Generalversammlung im Hamburger Michel[6] der Übertragung des Bankgeschäftes auf die Evangelische Kreditgenossenschaft eG und die Umfirmierung der EDG auf EDG Beteiligungsgenossenschaft eG rückwirkend zum 1. Januar 2014 zu.[7] Mit Eintragung in das Genossenschaftsregister wurde diese Übertragung, in der Pressekommunikation Fusion bezeichnet, wirksam.

EDG Kiel-Stiftung Bearbeiten

1997 wurde die Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel-Stiftung (EDG Kiel-Stiftung) mit Sitz in Kiel gegründet. Stiftungszweck ist es, insbesondere Investitionen im kirchlichen diakonischen und caritativen Umfeld zu fördern. Voraussetzung hierfür ist es, dass anderweitige Möglichkeiten bereits ausgeschöpft sind.

Töchter Bearbeiten

  • EDG Immobilien GmbH, Kiel
  • EDG Leasing GmbH, Kiel
  • Handelsgesellschaft für Kirche und Diakonie mbH (HKD), Kiel

Trivia Bearbeiten

  • Traditionell wurde im Advent in der Kassenhalle der Hauptstelle in Kiel ein Wichernkranz als Adventskranz aufgestellt.
  • Während der Finanzkrise 2008 berichtete die taz von der Behauptung einiger Vertreter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, die EDG habe ihr geraten, insgesamt 4,3 Millionen Euro bei der Bank Lehman Brothers zu investieren, die die Landeskirche nach der Insolvenz der Bank am 15. September 2008 habe abschreiben müssen.[8]
  • In der EKD-Denkschrift Leitfaden für eine ethisch nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche wird der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft, da Kirchenbank, eine besondere ethisch-nachhaltige Geschäftspolitik bescheinigt.[9] Im Februar 2014 unterzeichnete die Evangelische Darlehnsgenossenschaft die Prinzipien der Vereinten Nationen für nachhaltiges und verantwortungsvolles Investment (United Nations Principles for Responsible Investment, UN-PRI).[10]

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Blaschke: Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG Kiel 1968-2008. 40 Jahre EDG. Hrsg.: Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG Kiel. Selbstverlag, Kiel 2008 (edg-kiel.de (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive) [PDF; 830 kB]).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pressemitteilung der Evangelische Darlehensgenossenschaft eG, Kiel vom 30. Juni 2014 (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive) (PDF), aufgerufen am 28. August 2014.
  2. Neuer Name finalisiert Zusammenschluss (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive). Pressemeldung der Evangelischen Bank vom 18. September 2014, abgerufen am 1. Oktober 2014.
  3. Geschäftsbericht 2010 (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 3,1 MB), S. 1, elektronische Version, aufgerufen am 29. November 2011.
  4. Geschäftsbericht 2010 (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 3,1 MB), S. 37ff, elektronische Version, aufgerufen am 29. November 2011.
  5. Geschäftsbericht 2010 (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 3,1 MB), S. 42ff, elektronische Version, aufgerufen am 29. November 2011.
  6. Abstimmung im Michel. EDG-Mitglieder stellen Weichen für die Zukunft. In: nahDran. News der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft eG. Kiel Juni 2014, S. 3 (edg-kiel.de (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive) [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 28. August 2014]).
  7. Fusion zur größten deutschen Kirchenbank, in: Weser Kurier online vom 28. Juni 2014, abgerufen am 1. Juli 2014.
  8. Benno Schirrmeister: Mensch, was für eine Bank. taz. 23. September 2008.
  9. Leitfaden für eine ethisch nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche, hrsg. v. Kirchenamt der EKD, Hannover 2011 (EKD-Texte 113), S. 30 und S. 36.
  10. Pressemitteilung der Evangelische Darlehensgenossenschaft eG, Kiel vom 5. Februar 2014 (Memento vom 4. März 2014 im Internet Archive) (PDF), aufgerufen am 1. März 2014.

Koordinaten: 54° 19′ 4,1″ N, 10° 7′ 47,6″ O