Erphokirche (Münster)

Kirchengebäude in Münster (Westfalen)

Die Erphokirche, eigentlich Christus-König-Kirche, ist eine katholische Kirche in Münster.

Erphokirche
Blick in Richtung Osten von der Ostmarkstraße aus gesehen

Geschichte Bearbeiten

Pfarrkirche für das im 19. Jahrhundert östlich der mittelalterlichen Stadtbefestigung entstandene Wohnviertel war zunächst die ehemalige Stiftskirche St. Mauritz. Nach dem Ersten Weltkrieg führte die weitere Ostausdehnung der Stadt zu Planungen für eine neue Kirche. Diese konnte ab 1928 gebaut und am 17. Juni 1930 geweiht werden, Architekt war Carl Moritz. Sie erhielt das Patrozinium Christus König, das als Fest erst 1925 eingeführt worden war und auf das Ende europäischer Monarchien 1918 antwortete. Ihren gebräuchlichen Namen trägt die Kirche jedoch nach Erpho, einem Bischof von Münster des 11. Jahrhunderts, der die Mutterkirche St. Mauritz vollendet hatte und dort begraben ist. Da er nie formell kanonisiert wurde, blieb die Bezeichnung inoffiziell. Sie ging auf das umliegende Erphoviertel über.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Erphokirche keine nennenswerten Schäden.

1972 wurde der Innenraum grundlegend umgestaltet.

2004 wurde die Christus-König-Gemeinde mit der 1963 von ihr abgepfarrten St.-Pius-Gemeinde zusammengelegt. Die neue Pfarrei benannte sich nach Edith Stein. Am Fronleichnamstag 2013 wurde die Edith-Stein-Pfarrei mit St. Benedikt (St. Konrad und St. Margareta) und Herz-Jesu / St. Elisabeth in die Pfarrgemeinde Sankt Mauritz eingegliedert.[1] Seitdem ist die Erphokirche eine Filialkirche.

Architektur Bearbeiten

Die Architektur der Kirche knüpft an romanische Vorbilder, insbesondere an St. Mauritz an, unterscheidet sich aber vom kopierenden Historismus der wilhelminischen Ära und zeigt in der geometrischen und flächigen Wandstruktur deutliche Merkmale ihrer Entstehungszeit.

Die Erphokirche ist ein großräumiger Saalbau aus Werkstein. Der rechteckige Chor wird von zwei Türmen flankiert. Repräsentativen Anspruch bekundet das mehrtürmige Westwerk mit dem hohen, quadratischen Mittelturm, der von vier niedrigeren Türmen flankiert wird, und durch Gesimsbänder, ein lanzettartiges Rundbogenfenster und rundbogige Schallarkaden gegliedert wird. Den westlichen Haupteingang bildet eine einfache Dreierarkade.

In den neun Achsen der Wände des Langhauses befinden sich Rundbogenfenster. An den Wänden des Langhauses sind flachgedeckte Vorbauten angebaut, in denen sich jeweils mittig ein Seiteneingang zur Kirche befindet.

Das Ostwerk ist als ein hoher Kastenchor errichtet, flankiert durch die beiden Chortürme. Im Chor befinden sich ebenfalls Rundbogenfenster. Über dem Langhaus und dem Chor erstreckt sich ein Satteldach, das im Osten abgewalmt ist. Unter dem Dach befindet sich ein Tonnengewölbe, das allerdings im Zuge einer Umgestaltung der Kirche im Jahre 1972 durch eine abgehängte Holzdecke verdeckt wurde.[2]

Inneres Bearbeiten

Das Kircheninnere zeigt sich in der 1972 veränderten Gestalt. Damals wurde der Chor als Werktagskirche abgetrennt und im Langhaus ein neuer erhöhter Altarbereich geschaffen. Die Weite des Raums wird an den Langwänden durch breite quergestellte Pfeiler mit rundbogigen Durchgängen gegliedert. Kostbarste Ausstattungsstücke sind ein romanischer gekrönter Crucifixus, das wohl Anfang des 13. Jahrhunderts entstand – es handelt sich dabei um eine Leihgabe des Diözesanmuseums – und eine gotische Muttergottes mit Kind, die um 1480 in Oberschwaben geschaffen wurde.

Orgel Bearbeiten

Die Orgel der Erphokirche ist die zweitgrößte Orgel in Münster. Das Instrument wurde aus zwei Orgeln zusammengesetzt: Verwendet wurde zum einen das Material eines Instruments, das 1949 für die Dominikanerkirche in Düsseldorf gebaut worden war und 1974 nach Münster verkauft wurde; zum anderen wurde die in der Erphokirche bereits vorhandene Orgel einbezogen, die 1930 von der Orgelbaufirma Fleiter (Münster) erbaut worden war, wobei bereits älteres Pfeifenmaterial (wieder)verwendet wurde. Die Orgel hat 63 Register auf fünf Manualen und Pedal. Ursprünglich war geplant, die beiden Werke des 4. und 5. Manuals als separate Chororgel im Chorraum aufzustellen. Eine Chororgel wurde allerdings nicht gebaut, die beiden Chororgel-Werke wurden in das Ensemble der Hauptorgel integriert. Die im Spieltisch angelegten 4 Pedalregister der Chororgel sind vakant.

Die Register der beiden Chororgel-Werken stehen auf Kegelladen, die Register der übrigen Manualwerke und des Pedals auf Taschenladen. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.[3]

I Hauptwerk C–g3
Prinzipal 16′
Prinzipal 8′
Gedackt 8′
Spitzflöte 8′ h
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Quintflöte 223
Oktave 2′
Kornettino III 223
Mixtur VI 113
Trompete 8′
Clarine 4′
II Positiv C–g3
Lieblich Gedackt 8′
Quintadena 8′ h
Prinzipal 4′
Nachthorn 4′
Waldflöte 2′
Spitzquinte 113
Cymbel III-V 12
Rankett 16′
Krummhorn 8′
Schalmey 4′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Stillgedackt 16′
Hornprinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Oktave 4′
Hohlflöte 4′
Gemshorn 2′
Terzian II 135
Jauchzend Pfeife 1′
Scharff IV 1′
Cymbel III 12
Engtrompete 16′
Weittrompete 8′
Tremulant
IV Nebenwerk I C–g3
Prinzipal 8′
Weidenpfeife 8′ h
Nasat 513
Prinzipal 4′
Spitzflöte 2′
Mixtur VI 113
Echocornett IV

V Nebenwerk II C–g3
Gedackt 8′
Blockflöte 4′
Engprinzipal 2′
Scharf 1′
Cimbel III 12
Oboe 8′
Fugara 4′ h
Pedal C–f1
Untersatz 32′
Prinzipalbass 16′
Subbass 16′
Zartbass 16′
Oktavbass 8′
Bassflöte 8′
Octave 4′
Gedackt 4′
Nachthorn 2′
Rauschpfeife 223
Posaune 16′
Dulzian 16′
Trompete 8′
Clairon 4′
Singend Cornett 2′
  • Koppeln: jeweils als Registerwippen und Pedaltritte
    • Manualkoppeln: II/I, III/I, IV/I, V/I, III/II, V/IV,
    • Pedalkoppeln: I/P, II/P, III/P, IV/P, V/P
  • Spielhilfen: Handregister, drei freie Kombinationen, zwei freie Pedalkombinationen; Tutti (Chororgel, Hauptorgel, Generaltutti); Rohrwerke-Absteller, Registercrescendo
  • Anmerkung
h = Register vor 1949 gebaut

Glocken Bearbeiten

Im Turm befindet sich ein sehr harmonisches sechs-stimmiges Geläut.

Nr. Name Gussjahr Glockengießer Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal Inschrift
1 Christus König 1958 Gebr. Petit & Edelbrock,
Gescher
1680 3.000 h0
2 Maria 1395 1.750 d1
3 Erpho 1290 1.180 e1
4 Pius X. 1096 810 fis1
5 Heinrich 1027 660 g1
6 Helena 902 450 a1

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bekanntmachung im Amtsblatt der Bezirksregierung Münster Nr. 19 2013. Bezirksregierung Münster, 10. Mai 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 14. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bezreg-muenster.de
  2. Informationen zur Architektur Beschreibung
  3. Nähere Informationen Orgel (Memento des Originals vom 3. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sankt-mauritz.com auf der Website der Gemeinde bzw. auch bei Orgelmagazin Münster (Memento des Originals vom 3. Juli 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgelmagazin.de

Weblinks Bearbeiten

Commons: Erphokirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 58′ 3,7″ N, 7° 38′ 53″ O