Ernst Friedrich Löhndorff

deutscher Schriftsteller

Ernst Friedrich Löhndorff (* 13. März 1899 in Frankfurt am Main; † 16. März 1976 in Waldshut-Tiengen)[1] war ein deutscher Seemann, Abenteurer und Schriftsteller. Er betätigte sich auch als Kunstmaler.

Er riss 1913 vierzehnjährig von zu Hause aus, um zur See zu fahren und bereiste bis 1927 auf abenteuerliche Art die Welt, u. a. bei der Fremdenlegion. Seine Reisen inspirierten ihn zu zahlreichen Romanen. Diese erschienen ab 1927 und waren damals sehr erfolgreich, insbesondere „Bestie Ich in Mexiko“, „Amineh“, „Afrika weint“, „Blumenhölle am Jacinto“ und „Tropensymphonie“. Löhndorffs Bücher werden zurzeit nicht mehr auf Deutsch aufgelegt (Stand: 2011).

Löhndorff war bis 1938 Mitglied der NSDAP der Schweiz.[2]

Leben Bearbeiten

Kindheit und Jugend Bearbeiten

Löhndorff war das jüngste Kind des Kaufmanns Robert Löhndorff und dessen Ehefrau Paulina Augusta Raabe. Er wurde am 27. August 1899 evangelisch-lutherisch getauft. 1902 ließ sich die Familie Löhndorff in Wien nieder. Da sein Vater häufig beruflich in Russland zu tun hatte und später seine Familie verließ, wuchs Löhndorff weitgehend ohne Vater auf. Ab dem 16. September 1905 besuchte Löhndorff die Volksschule in Hietzing und wechselte später an die k.k. Staats-Realschule, wo er wegen „zu häufiger Fehltage“ am 6. Juli 1912 nicht versetzt wurde.[3]

Seefahrt Bearbeiten

Im Frühjahr 1913 schlug sich Löhndorff – ohne Erlaubnis der Eltern – bis nach Hamburg durch und heuerte dort auf einem holländischen Segelschiff als Schiffsjunge an. Als Löhndorff mit diesem Schiff nach einer Fahrt nach Finnland und Russland wieder nach Holland kam, erwartete ihn im Hafen von Delfzijl sein Vater mit der Polizei. Nach einer Aussprache mit seinem Vater durfte Löhndorff weiter zur See fahren. Er heuerte auf der ViermastbarkThielbek“ an, die im Auftrag der Reederei Knöhr & Burchardt Hamburg nach Mexiko segelte. Ende September 1914 erreichte das Schiff seinen Bestimmungshafen, wurde dort aber wegen des beginnenden Ersten Weltkriegs beschlagnahmt.

Erster Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft Bearbeiten

Löhndorff floh nach kurzer Zeit vom beschlagnahmten Schiff, weil er sich fürchterlich langweilte. Für einige Zeit schlug er sich mit diversen Jobs durch, u. a. als Küstenschiffer. Nach einem Schiffbruch erhoffte sich Löhndorff Hilfe vom deutschen Konsul in Guaymas. Da er sich nicht ausweisen konnte – die Familie war in Österreich ansässig – glaubte dieser ihm nicht, dass er Deutscher sei. Er traf vor der Botschaft einen Yaqui-Indianer der Revolutionstruppen und ließ sich von diesem rekrutieren. Er wurde, unter anderem weil er seinen Vorgesetzten englische Pressetexte übersetzen konnte, rasch befördert und lernte den Revolutionär Pancho Villa kennen.[4]

Löhndorff interessierte sich nach eigenen Aussagen nicht für die politischen Ziele der Revolution, sondern suchte nur das Abenteuer. Erst als er im Januar 1916 erlebte, wie Truppen im Norden Mexikos bei Santa Isabel 17 Zivilisten (US-amerikanische Ingenieure) aus einem Zug holten und auf Befehl von Pancho Villa sofort hinrichteten, sah Löhndorff den Krieg mit anderen Augen. Weil er an dieser Tat beteiligt war, setzten die USA auch auf ihn ein Kopfgeld aus. Eine Strafexpedition unter Leitung von General John Pershing blieb erfolglos, weil die Interventionstruppen 1917 mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg zurückgezogen wurden.[4]

Löhndorff versuchte, sich aus Mexiko abzusetzen. Zusammen mit desertierten Matrosen kaperte er das Schiff „Alexander Agassiz“. Sie segelten unter der deutschen Flagge, wurden aber bereits nach ungefähr vier Wochen von der US-Marine aufgebracht. Löhndorff wurde verhaftet und im Februar 1918 in Los Angeles inhaftiert. Von da aus kam er als Kriegsgefangener Nr. 638 in die War Barracks III in Fort Utah (Utah). Während dieser Zeit machte Löhndorff Bekanntschaft mit Kapitän Conrad Sörensen, bei dem er, als Häftling, verschiedene seemännische Kurse belegte. Nach Ende des Krieges bekam Löhndorff über die Schweizer Botschaft provisorische Ausweispapiere, mit denen er aus den Vereinigten Staaten ausreisen konnte. Am 11. Juli 1919 erreichte Löhndorff als Passagier des Seglers „Martha Washington“ den Hafen von Rotterdam. Die deutschen Behörden, die ihn dort empfingen, gestatteten ihm nach mehreren Befragungen die Einreise nach Karlsruhe, wo seine Familie seit 1914 wohnte.

Zwischenkriegszeit Bearbeiten

In den Nachkriegsjahren verpflichtete Löhndorff sich bei der Fremdenlegion. Was ihn dazu bewogen hat, ist unbekannt; vielleicht waren es finanzielle Nöte, die Situation im Nachkriegsdeutschland oder der Drang nach Abenteuer. Am 13. November 1920 unterschrieb er in Saarbrücken als „Ernesto de Naca e Villaverde“, geboren am 13. März 1899 in Veracruz, eine fünfjährige Verpflichtung (lt. „Etat signaletique et des services“ der Légion étrangère). Über Metz und Nancy kam Löhndorff ins Fort Saint-Jean bei Marseille, von dort aus nach Oran (Algerien) und später nach Sidi bel Abbès. Schon zwei Monate später desertierte der 22-jährige Löhndorff und flüchtete aus Algerien. Literarisch erschienen seine Erlebnisse in der Fremdenlegion in „Afrika weint - Tagebuch eines Legionärs“. Auch hier vermischte sich, wie in fast allen seinen Abenteuerromanen, wirklich Erlebtes mit Dichtung. Der autobiographische Stil seiner Romane darf nicht dazu verleiten, seine Erzählungen als Dokumentation der Ereignisse zu missverstehen. Allerdings waren seine Reisen und Abenteuer Inspiration für seine Werke.

Zweiter Weltkrieg Bearbeiten

Nach seiner letzten großen Reise nach China 1939 ließ er sich bei der über seine Freundin, Gräfin Gertrud Montgelas de Garnerin befreundeten Familie von Alten in Laufenburg nieder. Die Nazis setzen auf seine vermeintlichen Fähigkeiten und verwendeten ihn als Spionage-Agent. Weil er jedoch nicht den offenbar hohen Erwartungen entsprach, wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Nach dem Krieg begann er zu malen; er aquarellierte bevorzugt in einer Tupftechnik. Er selbst bezeichnete sich als besseren Maler und weniger guten Schriftsteller.

Tod und späte Ehre Bearbeiten

Löhndorff verstarb am 16. März 1976 an den Folgen eines Schlaganfalls, den er während eines Einkaufs in Laufenburg erlitt. Schon längere Zeit vorher hatte man beschlossen, ihm den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen; dies war jedoch längere Zeit verschoben worden. Nun wurde ihm noch am gleichen Abend das Ehrenzeichen überbracht; man ging davon aus, dass er dies noch realisierte.

Werke Bearbeiten

Die folgende Werksliste nennt die Erstauflagen, wie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek aufgeführt. Die unter dem Pseudonym Peter Dando veröffentlichten Kriminalromane erschienen zum Teil später auch unter dem Namen Löhndorffs.

Titel Erscheinungsjahr Ort: Verlag Anmerkungen
Bestie Ich in Mexiko 1927 Stuttgart: Dieck & Co.
Satan Ozean: Von Schnapspiraten, Trampfahren und Walfängern 1930 Leipzig: Grethlein & Co.; Bremen: C. Schünemann
Afrika weint: Tagebuch eines Legionärs 1930 Leipzig: Grethlein & Co.
Amineh: Die zehntausend Gesichter Indiens 1930 Leipzig Grethlein & Co.

Zürich: Bremen: C. Schünemann

Noahs Arche: Eine Saga von Mensch und Wal 1932 Leipzig, Zürich: Grethlein; Bremen: Schünemann
Blumenhölle am Jacinto: Urwalderlebnis 1932 Zürich: Grethlein; Bremen: Schünemann
Der Indio: Kampf und Ende eines Volkes 1933 Bremen: Schünemann
Trommle, Piet!: Deutsche Landsknechte im Urwald 1934 Bremen: Schünemann
Gold, Whisky und Frauen in Nordland 1935 Bremen: Schünemann
Der Narr und die Mandelblüte 1935 Bremen: Schünemann
Südwest-Nordost: Erlebnisschildergn 1936 Bremen: Schünemann
Tropensymphonie 1936 Bremen: Schünemann
Der Geheimnisvolle von Baden-Baden 1936 Bern, Leipzig, Wien: Goldmann Goldmanns Roman-Bibliothek, Band 54, unter dem Pseudonym Peter Dando
Seltsame Pfade auf 10 Grad Süd 1937 Schünemann, Bremen
Bowery-Satan 1937 Bern, Leipzig, Wien: Goldmann Goldmanns Roman-Bibliothek, Band 69, unter dem Pseudonym Peter Dando
Die Frau von Hawai 1938 Bremen: Schünemann
Unheimliches China: Ein Reisebericht 1939 Bremen: Schünemann
Die schwarze Witwe 1939 Dresden: Seyfert unter dem Pseudonym Peter Dando
Yangtsekiang: Ein Chinaroman 1940 Bremen: Schünemann
Khaiberpaß 1941 Bremen: Schünemann
Gloria und der Teddyboy: Amerik. Sittenbild 1943 Bremen: Schünemann
Old Jamaica Rum 1949 Düsseldorf: Vier Falken Verlag
Ultima Esperanza: Aufstieg und Ende des "Königs von Feuerland" 1950 Bremen: Schünemann
Ägyptische Nächte 1952 Schloss Bleckede a.d. Elbe: Meissner
Stimme aus der Wüste: Muhamed Ibn Abd'Allah Ibn Abd. el Mottalib Ibn Hadschim el Emin. 1953 Bremen: Schünemann
Gelber Strom 1954 Bremen: Schünemann
Wen die Götter streicheln: Indischer Tatsachenroman 1954 Berlin, München: Weiss
Schwarzer Hanf: Roman eines Rauschgiftes 1956 Bremen: Schünemann
Der Weg nach Dien Bien Phu: Roman einer Kolonie 1957 Bremen: Schünemann
Glück in Manila 1958 Berlin-Schöneberg: Weiss
Sturm über Kenia 1960 Bremen: Schünemann
Gelbe Hölle am Jangtsekiang 1965 Hannover: Fackelträger-Verl. Schmidt-Küster
Der Vogel Cockaburra 1966 Hannover: Fackelträger-Verlag

Übersetzungen Bearbeiten

Löhndorffs Werke erschienen auch in verschiedenen Übersetzungen in insgesamt mindestens 12 Sprachen: Dänisch, Englisch, Französisch, Flämisch (Belgien), Italienisch, Serbokroatisch, Niederländisch, Polnisch, Spanisch, Schwedisch, Tschechisch, Ungarisch.[5]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst F. Löhndorff: Gelbe Hölle am Jangtsekiang [Lebensdaten im Klappentext des Schutzumschlags]. Prisma, ISBN 3-570-00447-3, S. Klappentext des Schutzumschlags.
  2. Hubert Matt-Willmatt: Das Abenteuer im Leben und Werk von Ernst Friedrich Löhndorff (1899–1976). Schillinger Verlag, Freiburg 1999. S. 115–123.
  3. Hubert Matt-Willmatt: Das Abenteuer im Leben und Werk von Ernst Friedrich Löhndorff (1899–1976). Schillinger Verlag, Freiburg 1999. S. 18–36.
  4. a b Hubert Matt-Willmatt: Das Abenteuer im Leben und Werk von Ernst Friedrich Löhndorff (1899–1976). Schillinger Verlag, Freiburg 1999. S. 41–63.
  5. Hubert Matt-Willmatt: Das Abenteuer im Leben und Werk von Ernst Friedrich Löhndorff (1899–1976). Schillinger Verlag, Freiburg 1999. S. 207.