Elleringhauser Tunnel

Eisenbahntunnel in Deutschland

Der Elleringhauser Tunnel[7] ist ein 1393 m[1] langer und einröhriger Eisenbahntunnel der Oberen Ruhrtalbahn nahe Olsberg und Brilon im nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis. Er wurde 1872 zweigleisig in Betrieb genommen und 2022 begannen die Bauarbeiten zur eingleisigen Erneuerung.

Elleringhauser Tunnel
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Obere Ruhrtalbahn
Ort Olsberg / Brilon
Länge 1393 m[1]dep1
Anzahl der Röhren 1[1]
Gleise 1
max. Steigung/Gefälle 8,2 ‰[2]
Größte Überdeckung ca. 210 m[3]
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h[2]
Bau
Baubeginn 1868[4]
Fertigstellung 1872[4]
Betrieb
Betreiber DB Netz[5]
Freigabe 1872[6]
Lage
Elleringhauser Tunnel (Nordrhein-Westfalen)
Elleringhauser Tunnel (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten
Westportal 51° 20′ 31,1″ N, 8° 33′ 20,3″ O
Ostportal 51° 20′ 49″ N, 8° 34′ 26,3″ O

Geographische Lage Bearbeiten

Der Elleringhäuser Tunnel liegt innerhalb des Sauerlandes im Nordostteil des Rothaargebirges zwischen Elleringhausen (südöstlicher Stadtteil von Olsberg) im Tal des Gierskoppbaches im Westsüdwesten und Brilon-Wald (südlicher Stadtteil von Brilon) im Tal der Hoppecke im Ostnordosten; die Grenze beider Städte verläuft über den vom Tunnel durchquerten Bergsattel (609,4 m ü. NHN)[8] zwischen dem Habberg (653,3 m) im Norden und Ginsterkopf (663,3 m) im Süden und zudem über beide Berge. Der bei Streckenkilometer 240,1[4] gelegene Tunnel verbindet den Bahnhof Olsberg (km 233,9) mit dem Bahnhof Brilon Wald (km 241,8). Er führt unter der Rhein-Weser-Wasserscheide hindurch; der Gierskoppbach entwässert durch die Ruhr in den Rhein, die Hoppecke führt über die Diemel zur Weser.

Das Westsüdwestportal (nahe der 1978 aufgegebenen Haltestelle Elleringhausen) befindet sich auf etwa 450 m[8] und das von der Bundesstraße 251 überquerte Ostnordostportal auf rund 460 m[8] Höhe; die höchstgelegene Geländestelle oberhalb des Tunnels liegt nahe dem vorgenannten Sattel auf knapp 620 m[8] Höhe. Während das Westsüdwestportal direkt südlich vom kleinen Gierskoppbach-Zufluss Habbecke passiert wird, wird der Tunnel nahe dem Ostnordostportal unter dem kleinen Hoppecke-Zufluss Äskerfsiepen hindurchgeleitet.

Man kann durch den Tunnel nicht vom einen zum anderen Ende schauen, da die portalnahen Tunnelbereiche jeweils leicht gekrümmt sind.[2]

Geschichte und Beschreibung Bearbeiten

Der Elleringhauser Tunnel wurde von 1868 bis 1872[4] einröhrig und zweigleisig erbaut. Die Inbetriebnahme war am 6. März 1872.[3]

Der Gewölbe mit seinem Hufeisenquerschnitt wurde mit einem Natursteinmauerwerk mit Mauerwerksstärken in der Regel zwischen 0,40 und 1,00 Metern ausgemauert. Die Widerlager wurden bereichsweise mit Beton unterfangen. Die Gründung geht bis auf Tiefen von ca. 0,14 Meter über bis ca. 0,5 Meter unter Schienenoberkante. Der Tunnel wurde mit 83 Schutznischen links und rechts in unregelmäßigen Abständen von ca. 25 bis 26 Metern ausgestattet. In einigen Nischen wurden signaltechnische Ausrüstungen untergebracht, so steht im Tunnel ein Vorsignalwiederholer. Im Tunnel wurde eine Drainage eingebaut. Der Sohle wurde abschnittsweise gemauert.[3]

Beide Portale wurden gemauert.[9]

Der Tunnel wurde mit Betonbalken als Randweg vor dem Fuß beider Widerlager nachgerüstet. In der südlichen Kämpferlinie wurde nachträglich eine Löschwasserleitung (Trockenleitung) eingebaut. Vor beiden Portalen wurden jeweils Rettungsplätze angelegt. Das ursprüngliche Mauerwerk wurde in mehreren Tunnelabschnitten mürbe und in seiner Substanz stark angegriffen. Kleinere Flächen wurden nachträglich mit Spritzbeton, der teilweise wieder riss, abgedichtet oder mit Ziegelmauerwerk ausgebessert. Am Gewölbe entstanden an vielen Stellen Durchnässungen und Tropfstellen.[3]

Der Tunnel entsprach dem alten zweigleisigen EBO-Lichtraumprofil. Aufgrund des nicht durchgehend mindestens 3,50 Meter betragenden Gleisachsabstands, an einigen Stellen nur 3,48 Meter, bestand im Tunnel bis 2023 ein betriebliches Verbot der Zugbegegnung.[3]

Bedingt durch den Zustand der Bausubstanz mit zum Teil erheblichen Schäden, ferner den nicht mehr dem Stand der Technik und den Richtlinien entsprechenden Gegebenheiten wurde eine Erneuerung notwendig, die eingleisig ausgeführt wird.[10][11] Um eine sonst erforderliche durchgende Vollsperrung über rund 1,5 Jahre zu vermeiden,[10] wird zur Erneuerung überwiegend die Tunnel-im-Tunnel-Methode eingesetzt.[11] Die Bauarbeiten begannen mit einem symbolischen Spatenstich im September 2022.[6]

Während einer Vollsperrung ab Mai 2023 wurden die beiden Gleise durch ein mittiges Betriebsgleis ersetzt.[12] Dabei kam es jedoch zu erheblichen Verzögerungen,[13] auch bei der Anbindung der neuen Weichen und Signale an das Stellwerk[14], und zuletzt zu Problemen mit der Sicherheitsprüfung der bisherigen Bauarbeiten, weshalb sich das Ende der Sperrung auf unbestimmte Zeit verzögert.[15]

Eine weitere Vollsperrung ist für den Zeitraum Juni bis September 2025 vorgesehen, um das Betriebsgleis durch ein Gleis in Fester Fahrbahn in Endlage zu ersetzen.[11] Im Tunnel werden unter anderem ein Fluchtweg, eine Löschwasserleitung und eine Sicherheitsbeleuchtung eingerichtet. Von der Ostseite wird ein paralleler, circa 475 Meter langer und mit Rettungsfahrzeugen befahrbarer Rettungsstollen mit einem Wendehammer, einem Wetterschacht und einer Verbindung zum Tunnel vorgetrieben. Der Zeitplan sieht die Inbetriebnahme für das Frühjahr 2026 und folgende Restarbeiten bis zum Frühjahr 2028 vor.[11]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Elleringhäuser Tunnel. In: Eisenbahn-Tunnel und deren Tunnelportale in Deutschland. Lothar Brill
  2. a b c Elleringhauser Tunnel 2550 Aachen – Arnsberg - Kassel km 232,975 bis km 241,823 Änderung Elleringhauser Tunnel Genehmigungsplanung Erläuterungsbericht. DB Engineering & Consulting, Köln 27. April 2018, S. 25 f. (archive.org [PDF; 7,6 MB; abgerufen am 14. September 2023]).
  3. a b c d e Elleringhauser Tunnel 2550 Aachen – Arnsberg - Kassel km 232,975 bis km 241,823 Änderung Elleringhauser Tunnel Genehmigungsplanung Erläuterungsbericht. DB Engineering & Consulting, Köln 27. April 2018, S. 21 f. (archive.org [PDF; 7,6 MB; abgerufen am 14. September 2023]).
  4. a b c d Strecke 2550. In: Eisenbahn-Tunnel und deren Tunnelportale in Deutschland. Lothar Brill
  5. Tunnel. Abgerufen am 26. September 2022.
  6. a b Brilon: Bauarbeiten zur Erneuerung des Elleringhauser Tunnels starten. Deutsche Bahn, 23. September 2022, archiviert vom Original am 25. September 2022; abgerufen am 26. September 2022.
  7. Sicherheitseinrichtungen Tunnel. (PDF) Deutsche Bahn, 28. April 2016, S. 3, abgerufen am 26. September 2022.
  8. a b c d Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  9. Elleringhauser Tunnel 2550 Aachen – Arnsberg - Kassel km 232,975 bis km 241,823 Änderung Elleringhauser Tunnel Genehmigungsplanung Erläuterungsbericht. DB Engineering & Consulting, Köln 27. April 2018, S. 23 (archive.org [PDF; 7,6 MB; abgerufen am 14. September 2023]).
  10. a b Erneuerung des Elleringhauser Tunnels im Hochsauerlandkreis (NRW). DB Engineering & Consulting, archiviert vom Original am 25. September 2022; abgerufen am 26. September 2022.
  11. a b c d Erneuerung Elleringhauser Tunnel. In: Bahnbau in NRW. Deutsche Bahn, abgerufen am 14. September 2023.
  12. Brilon Wald: Baufortschritt Gleisarbeiten am Elleringhauser Tunnel" (m.B.). In: Drehscheibe Online. 12. August 2023, abgerufen am 14. September 2023.
  13. Claudia Metten: Elleringhauser Tunnel gesperrt: Schulweg-Desaster abgewendet. In: Sauerland Kurier. 11. September 2023, abgerufen am 14. September 2023.
  14. Elleringhauser Tunnel: Zwischen Bestwig/Bigge und Brilon Busse statt Bahnen auf der RE 17 bzw. RE 57 bis Mitte Oktober – Verlängerung der Bauarbeiten. Deutsche Bahn, 21. August 2023, archiviert vom Original am 14. September 2023; abgerufen am 14. September 2023.
  15. Elleringhauser Tunnel weiter zu. In: Radio Sauerland. 3. November 2023, abgerufen am 2. Dezember 2023.