Elijahu Rappeport
Elijahu Rappeport (eigentlich Ernst Rappeport; * 1889 in Neutra,[1] Österreich-Ungarn, heute Slowakei; † 1952 in Israel) war ein österreich-ungarischer, jüdischer Philosoph, Schriftsteller, Poet und Theologe. Als Freund Martin Bubers unterhielt er mit diesem einen regen Briefwechsel. Darüber hinaus korrespondierte er mit Lou Andreas-Salomé.
Leben und WerkBearbeiten
Ernst Rappeport wurde 1889 im Komitat Neutra in Österreich-Ungarn geboren. Als Kind lebte er mit seinen Eltern in Wien. Dort besuchte er die Staats-Realschule im IV. und später im XVIII. Bezirk, wo er als Privatschüler gelistet war.[1] Schon mit 18 Jahren philosophierte Rappeport über seine eigenen Möglichkeiten zu „wissen“.[2]
Ernst Rappeport immatrikulierte sich am 21. April 1910 in die Universität Wien für Philosophie und Mathematik.[3] Danach studierte er in Göttingen und Basel. 1914 wurde er von der Universität Basel mit einer Dissertation über die „Substanz“ in Spinozas Ethik promoviert.
Ab 1912 arbeitete Rappeport an einem Buch über Saulus und Jesus. Rappeport vertrat die Auffassung, dass sich durch die Gottesebenbildlichkeit des Menschen Göttliches im Menschlichen erwecken und in menschlichen Werken erkennen ließe, also dass alle menschlichen Werke ein Potenzial zur Göttlichkeit besäßen. Somit könne der Mensch alles, was ihn mit „dem Lichte Gottes“ erfülle, auch als „wahr“ erkennen, also auch das Buch Jeschua, sofern es denn dieses Licht im jeweiligen Leser entfacht. Dies darf nicht mit einem prophetischen Anspruch Rappeports verwechselt werden. Die Erkenntnis des Göttlichen kann in jedem menschengemachten Werk stattfinden. Von dem Manuskript für das Buch über Saulus und Jesus erschien 1920 nur der Teil der „Jeschua Legenden“ unter dem Titel Das Jeschua Buch des Elijahu Ben Lasar. Es ist eine fiktionale Rekonstruktion eines jüdischen „Ur-Evangeliums“ in Jesus-Geschichten, Gleichnissen und Parabeln.[4] Zwar versprach der Herausgeber, die Saulus-Geschichten in einem zweiten Band zu herauszubringen, doch dies geschah nicht.[5]
Rappeport veröffentlichte zahlreiche Texte in jüdischen und zionistischen Zeitungen wie Der Jude,[6] ESRA oder Jüdische Jugendblätter.
Ernst Rappeport heiratete Sarah Gelb (1890–1980), die in Wien und Göttingen Chemie und Landwirtschaft studierte und später das Buch Die Jüdin von Cherut schrieb.[7] 1911 brachte Sarah ihren ersten Sohn Elazar Rappeport zur Welt, ein Jahr später folgte Ester Rappeport. 1917 wurden am 30. August die beiden Zwillinge (Ruben und Raphael) geboren, Ruben starb noch vor seinem zweiten Geburtstag.[8]
Während des Ersten Weltkriegs war Rappeport für kurze Zeit Soldat an der Ostfront, bis er 1916 bei Kämpfen mit russischen Truppen durch einen Granatsplitter an der linken Hand verwundet wurde. Während seines Aufenthalts im Spital schrieb Rappeport Lobpreisungen Gottes. Ab 1916 fügte Rappeport seinem deutschen Vornamen den hebräischen Vornamen „Elijahu“ hinzu.
1920 wanderten Sarah und Ernst Rappeport nach Palästina aus.[3] Sie traten dem Kibbuz Beit Alfa bei. In dieser Zeit unterstützte Martin Buber Rappeport dabei, 1923 sein zweites Buch, die Loblieder, zu veröffentlichen.
Danach arbeitete Rappeport als Geigenbauer in Tel Aviv und lebte fortan getrennt von Sarah. Er starb 1952 in Israel.
SchriftenBearbeiten
- Über die Substanzdefinition in Spinoza’s Ethik. Wien 1914.
- Das Buch Jeschua des Elijahu Ben Lasar. Tal, Leipzig 1920.
- Loblieder. Vorwort von Martin Buber. Marcan-Block-Verlag, Köln 1923.
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ a b Im Archiv des Leo Baeck Instituts Jerusalem belegt ein Wiener Schulzeugnis Rappeports dessen Geburtsort und Schulbesuch.
- ↑ Im Archiv des Leo Baeck Instituts Jerusalem sind Manuskripte aus Rappeports Jugendtagen zu finden.
- ↑ a b Tuvia Rübner, Dafna Mach (Hrsg.): Briefwechsel Martin Buber ― Ludwig Strauss, 1913–1953. Luchterhand-Literatur-Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-630-80008-4, S. 302.
- ↑ Heinrich Schmidinger (Hrsg.): Die Bibel in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, Bd. 1: Formen und Motive. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1999, ISBN 3-7867-2171-8, S. 339.
- ↑ Im Archiv des Leo Baeck Instituts in Jerusalem befindet sich die Korrespondenz zwischen Rappeport und dem Verleger des Jeschua Buches des Elijahu Ben Lasar.
- ↑ Ketzerworte des Dr. A. A. Rieser / Ernst Elijahu Rappeport. 1916 (uni-frankfurt.de [abgerufen am 27. Februar 2023]).
- ↑ Sarah Rappeport, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Sarah Rappeport: Die Kinder von Cherut. Hentrich und Hentrich Verlag, Leipzig 2020, ISBN 978-3-95565-374-3, S. 13–14.
Personendaten | |
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NAME | Rappeport, Elijahu |
ALTERNATIVNAMEN | Rappeport, Ernst (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreich-ungarischer jüdischer Philosoph, Schriftsteller, Poet und Theologe |
GEBURTSDATUM | 1889 |
GEBURTSORT | Neutra, Österreich-Ungarn, heute Slowakei |
STERBEDATUM | 1952 |
STERBEORT | Israel |