Ecole Normale d’Instituteurs Askia Mohamed

Lehrerbildungsanstalt in Zinder, Niger

BW

Ecole Normale d’Instituteurs Askia Mohamed
Schulform Lehrerbildungsanstalt
Gründung 1957
Ort Zinder
Region Zinder
Staat Niger
Koordinaten 13° 48′ 11″ N, 8° 58′ 35″ OKoordinaten: 13° 48′ 11″ N, 8° 58′ 35″ O
Träger staatlich

Die Ecole Normale d’Instituteurs Askia Mohamed (kurz: ENI Askia Mohamed) ist eine Lehrerbildungsanstalt in der Stadt Zinder in Niger.

Standort und Ausbildungszweige Bearbeiten

Die Ecole Normale d’Instituteurs Askia Mohamed befindet sich im Westen des urbanen Gemeindegebiets der Regionalhauptstadt Zinder. Sie weist drei Ausbildungszweige auf: zum Hilfslehrer, zum Lehrer und eine Spezialsektion.[1]

Geschichte Bearbeiten

Die Anstalt wurde 1957 unter dem Namen Cours Normal de Zinder als Schule zur Hilfslehrerausbildung gegründet. Sie war anfangs gemischt für Mädchen und Knaben zugänglich (Koedukation). Mit der Gründung des Cours Normal de Tillabéri für Mädchen im Jahr 1959 wurden im Cours Normal de Zinder nur noch Knaben zugelassen (Knabenschule).[2]

Aus dem Cours Normal de Zinder ging am 11. April 1962 die Ecole Normale de Zinder hervor, die als Normalschule nicht nur Hilfslehrer, sondern auch Lehrer ausbildete.[3] Hier waren nun wieder Knaben und Mädchen zugelassen.[2] Vor der eigentlichen Berufsausbildung war der Lehrplan der ersten drei Schuljahre mit jenem der allgemein bildenden Gymnasien identisch. Die Ausbildung wurde mit einem Baccalauréat abgeschlossen.[4] Eine gewalttätige Auseinandersetzung wegen einer Benotung, bei der ein Lehrer einen Schüler schlug, weitete sich 1962 zu einer Konfrontation mit den Ordnungskräften aus.[5] Von 1963 bis 1964 unterrichtete der Physiker Pierre Foulani an der Schule.[6]

Unter der Ägide der UNESCO wurde die Ecole Normale de Zinder 1968 „mit ländlicher Ausrichtung“ restrukturiert, in der Absicht, das Schulsystem besser an afrikanische Realitäten anzupassen. Damit verloren die Schüler den Hochschulzugang, wozu sie das Baccalauréat als Abschlussdiplom bislang berechtigte. Dies führte zu Protesten.[5] Am 16. Januar 1970 kam es an der Ecole Normale de Zinder schließlich zu einem Schülerstreik. Der damalige Unterrichtsminister Harou Kouka reiste nach Zinder, erklärte den Streik für illegal und ließ die Schule schließen. Die Schülerproteste setzten sich daraufhin in Maradi, Tillabéri und der Hauptstadt Niamey fort. Die Regierung berief Ende Januar 1970 eine Versammlung im städtischen Stadion von Niamey ein, bei der der Parlamentspräsident Boubou Hama „ausländische Kräfte“ als Ursache für die Proteste erklärte.[7] Als Kompromiss wurde schließlich das Abschlussdiplom der Ecole Normale de Zinder als dem Baccalauréat gleichwertig anerkannt.[8] Durch ein Dekret vom 28. November 1970 wurde definiert, dass die Anstalt der Ausbildung sowohl von Grundschul- als auch von Mittelschullehrern gewidmet war.[4] André Salifou, der hier bereits von 1967 bis 1969 Geschichte und Geografie unterrichtet hatte, wirkte von 1970 bis 1971 als Direktor der Ecole Normale de Zinder.[9]

Der französische Staatspräsident Georges Pompidou wurde am 24. Januar 1972 bei seinem Staatsbesuch in Niger mit einer Tomate beworfen. Daraufhin wurden drei Burschen und ein Mädchen festgenommen. Um für deren Freilassung zu demonstrieren, traten die Schüler mehrerer Schulen in einen Schülerstreik.[10] Die Regierung schloss deshalb am 15. Februar 1972 die Ecole Normale in Zinder, das Lycée National und das Collège Mariama in Niamey, das Lycée Technique in Maradi sowie den Cours Normal in Tillabéri. Der Schulbetrieb wurde am 21. Februar 1972 wieder aufgenommen, wobei landesweit 41 Schüler, die den Streik fortsetzten, zeitweise ihrer Schulen verwiesen wurden.[11] Anfang 1974 wurde in Zinder eine Spezialsektion eingeführt, in der bereits im Schuldienst stehende Lehrer eine einjährige Zusatzausbildung absolvieren konnten, nach deren Abschluss sie beruflich höher eingestuft wurden.[4] Das UNESCO-Projekt der „ländlich“ ausgerichteten Ecole Normale de Zinder wurde 1975 offiziell für beendet erklärt und wieder das Baccalauréat als Abschlussdiplom eingeführt.[8]

Ein Gesetz vom 31. Dezember 2002 gestand der nunmehrigen Ecole Normale Askia Mohamed in Zinder die Selbstverwaltung unter staatlicher Aufsicht zu.[12] Ihr Namensgeber Askia Mohamed (1440–1538) war der Begründer der Askia-Dynastie im Songhaireich.[13] Eine Verordnung definierte 2006 acht Schulen in der Nähe der Ecole Normale Askia Mohamed als Übungsschulen, in denen erfahrene Lehrkräfte die Lehramtsstudierenden betreuen. Dazu zählten beispielsweise die Mädchen- und die Knabenschule in Zengou.[14]

Alle Ecoles Normales (Normalschulen, kurz EN) erhielten 2007 landesweit die neue Bezeichnung Ecole Normale d’Instituteurs (Lehrer-Normalschule, kurz ENI).[15] Im Schuljahr 2009/2010 gehörten dem Lehrkörper der Ecole Normale d’Instituteurs Askia Mohamed 34 Personen an, darunter keine einzige Frau. Die Anzahl der Schüler belief sich auf 1425 in 32 Klassen.[16] Zum Schuldirektor wurde 2012 Saidou Moussa Bagobiri ernannt[17] und, als dieser in den Ruhestand ging, 2017 Sani Sabo.[18] Ein landesweiter Kompetenztest der Lehrer in Französisch und Mathematik erbrachte 2017 dermaßen schlechte Ergebnisse, dass der Unterrichtsminister Daouda Marthé bestimmte Diplome als Zugangsvoraussetzung zu allen Ausbildungsstätten des Typs Ecole Normale d’Instituteurs einführte.[19] Mit dem Ziel einer effizienten Verwaltung ohne Inkohärenzen bei der Umsetzung des Lehrplans wurde die Selbstverwaltung aller elf Lehrerbildungsanstalten des Landes 2019 aufgehoben. Sie wurden stattdessen direkt der für Aus- und Weiterbildung zuständigen ministeriellen Generaldirektion unterstellt.[20] Unter Staatspräsident Mohamed Bazoum wurden die Zugangsbeschränkungen 2021 weiter verschärft und das Baccalauréat zur Bedingung, um an einer Ecole Normale d’Instituteurs studieren zu können.[19]

Bekannte ehemalige Schülerinnen und Schüler Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Issa Evaristho Moussa: Détermination des contraintes à la mise en oeuvre de l’approche par compétences dans les écoles normales d’instituteurs (ENI) : cas des ENI de Tahoua, Zinder et Maradi. Mémoire. Institut Supérieur de Formation et de Recherche Appliquée (ISFRA), Bamako 2014 (memoireonline.com).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zinder: Ecole Normale Askia Mohamed. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 13. April 2023 (französisch).
  2. a b Olivier Meunier: Bilan d’un siècle de politiques éducatives au Niger. L’Harmattan, Paris 2000, ISBN 2-7384-9036-0, S. 71.
  3. Présidence de la République du Niger: Décret n°62-099/MEN du 11 avril 1962, portant création d’une Ecole Normale à Zinder. 11. April 1962 (men.ne [abgerufen am 10. April 2023]).
  4. a b c Issa Evaristho Moussa: Détermination des contraintes à la mise en oeuvre de l’approche par compétences dans les écoles normales d’instituteurs (ENI) : cas des ENI de Tahoua, Zinder et Maradi. Mémoire. Institut Supérieur de Formation et de Recherche Appliquée (ISFRA), Bamako 2014, Kapitel 1.3.2. l’ENI de Zinder (memoireonline.com [abgerufen am 22. April 2023]).
  5. a b Tatiana Smirnova: Les mobilisations des scolaires et étudiants nigériens dans les années 1957–1974: les imaginaires, l’enseignement supérieur et “l’extérieur”. In: Françoise Blum, Pierre Guidi, Ophélie Rillon (Hrsg.): Etudiants africains en mouvement. Contribution à l’histoire des années 1968. Publications de la Sorbonne, Paris 2016, ISBN 978-2-85944-978-0, S. 233–234.
  6. Rahmane Idrissa: Historical Dictionary of Niger. 5. Auflage. Rowman & Littlefield, Lanham/Boulder/New York/London 2020, ISBN 978-1-5381-2014-9, S. 234.
  7. Tatiana Smirnova: Les mobilisations des scolaires et étudiants nigériens dans les années 1957–1974: les imaginaires, l’enseignement supérieur et “l’extérieur”. In: Françoise Blum, Pierre Guidi, Ophélie Rillon (Hrsg.): Etudiants africains en mouvement. Contribution à l’histoire des années 1968. Publications de la Sorbonne, Paris 2016, ISBN 978-2-85944-978-0, S. 231.
  8. a b Olivier Meunier: Bilan d’un siècle de politiques éducatives au Niger. L’Harmattan, Paris 2000, ISBN 2-7384-9036-0, S. 120.
  9. Chaïbou Maman: Répertoire biographique des personnalités de la classe politique et des leaders d’opinion du Niger de 1945 à nos jours. Volume II. Démocratie 2000, Niamey 2003, S. 499.
  10. Tatiana Smirnova: Les mobilisations des scolaires et étudiants nigériens dans les années 1957–1974: les imaginaires, l’enseignement supérieur et “l’extérieur”. In: Françoise Blum, Pierre Guidi, Ophélie Rillon (Hrsg.): Etudiants africains en mouvement. Contribution à l’histoire des années 1968. Publications de la Sorbonne, Paris 2016, ISBN 978-2-85944-978-0, S. 235–236.
  11. Tatiana Smirnova: Les mobilisations des scolaires et étudiants nigériens dans les années 1957–1974: les imaginaires, l’enseignement supérieur et “l’extérieur”. In: Françoise Blum, Pierre Guidi, Ophélie Rillon (Hrsg.): Etudiants africains en mouvement. Contribution à l’histoire des années 1968. Publications de la Sorbonne, Paris 2016, ISBN 978-2-85944-978-0, S. 237–238.
  12. Loi n° 2002-029 du 31 décembre 2002 portant création d’Etablissements Publics à caractères Administratifs dénommés "Ecoles Normales". Ministère de l’Enseignement Primaire, de l’Alphabétisation, de la Promotion des Langues Nationales et de l’Education Civique, République du Niger, abgerufen am 14. April 2023 (französisch).
  13. Rahmane Idrissa: Historical Dictionary of Niger. 5. Auflage. Rowman & Littlefield, Lanham/Boulder/New York/London 2020, ISBN 978-1-5381-2014-9, S. 69–70.
  14. Arrêté n° 94 /MEB/A/DGEB/DFIC du 15 mai 2006, portant création des écoles annexes. Ministère de l’Education de Base et de l’Alphabétisation, République du Niger, 15. Mai 2006 (men.ne [abgerufen am 22. April 2023]).
  15. Oumarou Amadou: Analyse des obstacles à la mise en oeuvre du micro-enseignement à l’ecole normale d’instituteurs Tanimoune de Tillabéry au Niger. Mémoire. Institut Supérieur de Formation et de Recherche Appliquée (ISFRA), Bamako 2014, Kapitel 1.4. L’École normale d’instituteurs Tanimoune de Tillabéry (ENI/TT) (memoireonline.com [abgerufen am 22. April 2023]).
  16. Statistiques de l’éducation de base. Annuaire 2009–2010. (PDF) Ministère de l’Éducation Nationale, République du Niger, 30. September 2010, S. 30–31, abgerufen am 10. April 2023 (französisch).
  17. Décret N° 2012-595/PRN/MEN/A/PLN du 28 décembre 2012 portant nomination des directeurs des écoles normales des instituteurs. Ministère de l’Education Nationale, de l’Alphabétisation et de la Promotion des Langues Nationales, République du Niger, 28. Dezember 2012 (men.ne [PDF; abgerufen am 10. April 2023]).
  18. Communiqué du Conseil des Ministres du vendredi 06 janvier 2017. In: Niger Diaspora. 7. Januar 2017, abgerufen am 10. April 2023 (französisch).
  19. a b Rabi Assoumane Hamani: Niger/éducation : désormais, le baccalauréat est exigé pour avoir accès aux écoles normales. In: Studio Kalangou. 3. September 2021, abgerufen am 13. April 2023 (französisch).
  20. Les conclusions du conseil des ministres du 26 juin 2019. Agence Nigérienne de Presse (ANP), 27. Juni 2019, abgerufen am 14. April 2023 (französisch).