Ebrahim Golestan

iranischer Schriftsteller und Filmregisseur

Ebrahim Golestan (persisch ابراهیم گلستان, eigentlich Ebrahim Taghavi Schirasi; geboren am 19. Oktober 1922 in Schiras; gestorben am 22. August 2023 in der Grafschaft Sussex) war ein iranischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Schriftsteller. Golestan war eine der wichtigsten kulturellen Figuren der 1960er und 1970er Jahre im Iran; sein Einfluss reicht weit über den Bereich des Kinos hinaus.[1]

Ebrahim Golestan (1968)

Leben und Werk Bearbeiten

1957[1] oder 1965[2] gründetete er sein eigenes Filmstudio Golestan Film. 1958 lernte er die Dichterin Forugh Farrochzad kennen, mit der er bis zu ihrem frühen Tod eng befreundet blieb. Die beiden hatten zudem einen engen künstlerischen Austausch und arbeiteten an einigen Projekten gemeinsam. Golestan produzierte einige Werbefilme für die National Iranian Oil Company, von denen der Film Yek atash auf den Filmfestspielen von Venedig 1961 eine Bronzemedaille erhielt. Dies war die erste internationale Auszeichnung für einen iranischen Film.[1]

Sein erstes Spielfilmprojekt Why is the sea stormy? (1962) konnte er nie fertigstellen. Sein erster veröffentlichter Spielfilm Khesht va Ayeneh gilt als Meilenstein des iranischen Kinos und als Beginn des iranischen Avantgardekinos überhaupt.[1][3][2] Der Film, der stark vom italienischen Neorealismus beeinflusst ist, handelt von einem Taxifahrer, dem ungefragt ein Kleinkind in seinem Taxi hinterlassen wird.[2] Nach einigen weiteren Dokumentarfilmen drehte er 1974 seinen zweiten Spielfilm Asrar ganj darreye jenni, der sein letzter Film sein sollte. Im Folgejahr verließ er den Iran und lebte fortan im Vereinigten Königreich, seit 1984 auf Wykehurst Place in Bolney in der Grafschaft Sussex.

Filmografie Bearbeiten

R = Regie, D = Drehbuch, K = Kamera, S = Schnitt, P = Produktion

Auch als Regisseur Bearbeiten

  • 1957: Az ghatre ta darya (Dokumentarfilm; R, D, P, K)
  • 1961: Yek atash (Dokumentarfilm, Kurzfilm; R, P)
  • 1961: Courtship (Episodenfilm, Episode Iran: R)
  • 1961: Moj, marjan, khara (Dokumentarfilm; R mit Alan Pendry)
  • 1963: Tappe-haye Marlik (Dokumentarfilm, Kurzfilm; R, D)
  • 1965: Ganjine-haye gohar (Dokumentarfilm, Kurzfilm; R)
  • 1965: Anjomanha-ye roostayi (Dokumentarfilm, Kurzfilm; R, D, P)
  • 1965: Kharman va bazr (Dokumentarfilm, Kurzfilm; R, D, P)
  • 1966: Kharab-abad (Dokumentarfilm, Kurzfilm; R)
  • 1966: Khesht va Ayeneh (R, D, P)
  • 1974: Asrar ganj darreye jenni (R, D, P, K)

Sonstige Bearbeiten

Veröffentlichungen als Schriftsteller Bearbeiten

  • Âzar, mâh-e âkher-e pâ’iz, 1948[4]
  • Shekâr-e sâyeh, 1955[4]
  • Juy-o divâr-o teshneh, 1967[4]
  • Madd-o meh, 1969[4]
  • Rooster, 1995[4]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Ebrahim Golestan | Ibrāhīm Gulistān | ابراهیم گلستان. In: Cinema Iranica. Abgerufen am 31. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c Majid Sarsangi, Hamed Soleimanzadeh: Iranian Avant-garde Cinema Before the Islamic Revolution: Farrokh Ghaffari, Ebrahim Golestan and Fereydoon Rahnama. In: Journal of Art and Civilization of the Orient. 7. Jg., Nr. 25, S. 9–14, doi:10.22034/JACO.2019.92834.
  3. Celluloid Liberation Front: A Dionysian Vision: Il Cinema Ritrovato XXX. In: Cinema Scope. 16. August 2016, abgerufen am 31. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  4. a b c d e Iranian filmmaker, literary figure Ebrahim Golestan dies at 101. In: Teheran Times. 23. August 2023, abgerufen am 31. März 2024 (englisch).