Betrifft: Berliner BC 03

An alle, die an der BBC-Geschichte interessiert sind,

nachstehend habe ich eine Zusammenfassung der mir bekannten Geschichte des Berliner BC 03 zusammengeschrieben. Als Quellen verwendet wurden dabei Carl Koppehel „Geschichte des Berliner Fußballsports“ Libero Nr. 3/1992 „Der deutsche Fußball (1900-1920)“ „100 Jahre VfB Lichterfelde“

Ich wähle diesen Weg, weil ich nicht weiß, wie das Schreiben und Bearbeiten eines wikipedia-Stichworts funktioniert (und ehrlich gesagt auch keine Lust habe, mich darin einzuarbeiten. Andererseits ist meine Fassung so nicht als wikipedia-Stichwort geeignet, bietet aber in dieser Form Ansätze zur Weiterrecherche, zu der ich als Ruhrgebietler aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage bin. Deshalb schreibe ich diejenigen auf diesem Weg an, die ein größeres Interesse an diesem ehemaligen Berliner Verein haben und mglw. – vor allem, wenn sie in Berlin und Umgebung wohnen – auch die Möglichkeiten zur Weiterrecherche.

Hier zunächst einmal meine Fassung (in die ich die bestehende wikipedia-Fassung eingearbeitet habe):

Berliner BC 03

Der BC 03 Berlin - Berliner Ballspiel-Club 1903 - war ein Berliner Fußballverein, der sich wahrscheinlich Mitte der 1920er Jahre wieder auflöste.

Der BC 03 Berlin wurde am 18. April 1903 als Berliner BC 03 gegründet. Die Vereinsfarben waren Schwarz-Grün-Gold. Die Gründung des BBC war das Ergebnis einer Spaltung beim BFC Preussen: Eine Anzahl bekannter Mitglieder und Spieler trat bei den Preussen aus, weil sie mit der Leitung des Clubs unzufrieden war. Bekannte Mitglieder des BBC waren die Gebrüder Donndorf, Schellewald, Springer und Paprotzky. Anfangs trug der neue Ballspiel-Club seine Spiele noch auf dem Tempelhofer Feld aus. Um 1910 folgte man jedoch dem Beispiel anderer Clubs wie der Viktoria 89 und dem „Stammverein“ Preussen und legte sich eine eigene Platzanlage zu. Diese lag in Mariendorf in der Markgrafenstraße.

Nach der Trennung von den Preussen etablierte sich der BBC ziemlich schnell im Berliner Fußball – offenbar hatte eine Reihe von Aktiven, darunter auch solche aus der 1. Mannschaft, den Ursprungsverein verlassen. Das wird auch durch Koppehel belegt: „Der Herbstspielbetrieb 1903/04 sah in der Meisterschaft ein hartes Ringen um die Führung zwischen Britannia und Viktoria, während Preußen stark zurückgefallen war. Die Letzteren hegten gegen den „Sprössling“ BBC keinen Groll und empfingen ihn zu einem Freundschaftsspiel, um ihn mit 7:2 geschlagen heimzuschicken.“

Mit mehreren Mannschaften nahm der BBC schon in der Saison 1903/04 am Berliner Spielbetrieb teil, die „Erste“ schaffte auch sofort den Aufstieg in die höchste Klasse, aus der man sich jedoch schon nach einem Jahr – nach der Spielzeit 1904/05 – als Achter und Letzter sieglos und mit lediglich zwei Remis-Punkten wieder verabschieden musste. Gefestigt kehrte man zur Saison 1906/07 wieder in die höchste Klasse zurück und blieb dort bis kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs mit folgenden Platzierungen:

1906/07: 4. Platz 1907/08: 4. Platz 1908/09: 6. Platz 1909/10: 7. Platz 1910/11: 7. Platz 1911/12: 10. (und letzter) Platz der Staffel A, aber kein Abstieg 1912/13: 2. Platz 1913/14: Meister 1914/15: 2. Platz 1915/16: 4. Platz 1916/17: 9. Platz 1917/18: 14. Platz Danach verschwindet der Ballspiel-Club unter diesem Namen aus der höchsten Klasse.

Recht erfolgreich war man in der Vorkriegszeit auch im Berliner Pokal. 1906/07 erreichten die „Ballspieler“ das Finale, in dem sie mit 0:2 der Viktoria unterlagen. Nach dem Ausscheiden im Semifinale 1907/08 gelingt im Folgejahr noch einmal der Sprung ins Endspiel. Erneut muss man sich der Viktoria – diesmal mit 0:4 – geschlagen geben.

Noch einmal zurück in die Spielzeit 1913/14, als mit der Erringung der Brandenburgischen Landesmeisterschaft der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gelang. Damit war der BBC auch für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Dort konnte man sich in der Vorrunde mit 4:0 gegen Askania Forst durchsetzen. Im Halbfinale scheiterte der Ballspiel-Club erst in der 2. Verlängerung am späteren Meister SpVgg Fürth: Erst in der 146. Minute – heute würde man von „Sudden Death“ oder „Golden Goal“ sprechen – fiel der ent-scheidende Treffer für die Spielvereinigung (und das Match war beendet). Erschwerend für die Berliner kam hinzu, dass das Spiel vor 12.000 Zuschauern auf dem Platz der SpVgg Fürth stattfand. Schon ab der 10. Minute musste der BBC mit zehn Spielern auskommen – Auswechslungen waren damals noch nicht erlaubt – weil sich der Verteidiger Paul Wiesener einen Beinbruch zugezogen hatte.

1921 kehrt der Verein nach einer Fusion mit dem Brandenburger FV 1892 als „BC Brandenburg 92“ in die Berliner Oberliga zurück, aber dieser Verein kann nicht im entferntesten an die Vorkriegserfolge des Ballspiel-Clubs anknüpfen und steigt schon bald wieder aus der höchsten Klasse ab. Daraufhin trennen sich die beiden Vereine wieder und machen unter den alten Namen weiter. Während die „Brandenburger“ (nach mehreren Fusionen) noch heute im VfB Lichterfelde weiterleben, ist das weitere Schicksal des BBC, der mit Willy Tänzer 1908 sogar einen Spieler für die Deutsche Fußballnationalmannschaft abstellte, – mir jedenfalls – unbekannt.


So weit meine Version. Eine zusätzliche weitere Information könnte Hans Dieter Baroth in seinem Buch „Des deutschen Fußballs wilde Jahre“ bieten. Dort heißt es (auf Seite 33):

„Zoff gibt es auch nebenan beim BFC Preussen. Mitglieder des Berliner Traditionsvereins kriegen sich derart in die Haare, dass 24 alte und bewährte Mitglieder dem Club den Rücken kehren. Sie gründen einen eigenen Verein und nennen ihn ‚Hiegutpreussen’.“

Allerdings datiert Baroth diesen Vorgang für das Jahr 1904. Dennoch halte ich es für möglich, dass es sich um die Gründungsphase des BBC handelt, denn Baroth ist in seinen Arbeiten manchmal etwas ungenau.

Klarheit könnte in jedem Fall ein Besuch im Vereinsarchiv der Preussen schaffen, auch über die Anfänge des Ballspiel-Clubs überhaupt. (Auch Baroth muss die Sache ja irgendwo her haben.)

Weiterhin könnte über das BBC-Ende etwas mehr in älteren Festschriften des VfB Lichterfelde stehen.

So weit meine Ausführungen. Ich hoffe, möglichen Interessierten ein wenig gedient zu haben. Und ich würde mich freuen, eventuelle Rechercheergebnisse (auch über das bearbeitete wikipedia-Stichwort hinaus) übermittelt zu bekommen.

Mit freundlichen Grüßen


Fakten und meine Änderungen im Artikel

Bearbeiten

Die Historie ist in Publikationen von Hardy Grüne je nach Erscheinungsjahr leider widersprüchlich. Die im Artikel genannten wenigen Daten lassen sich durch die Homepages der genannte Fusionspartner(ich würde eher allerdings von einer Art Spielgemeinschaft sprechen, da eine Fusion nicht so einfach wieder zu lösen wäre) belegen. Nationalspieler Willy Tänzer gehörte wohl eher den Berliner SC an(mit denen war Hertha BSC bzw.Vorgänger- einige Zeit liiert). Quelle: Fussballdaten.de. Einleitungssatz: Existierte 18 Jahre.... ist meines Erachtens falsch. 1903 gegründet, 1921 fusioniert, ca.1926 Fusion aufgelöst. d.h. Verein existierte danach noch, zumindest kurzzeitig. Auflösung der Fusion lässt sich mit Quellen belegen. Alles andere ist Spekulation. --Northside 12:42, 13. Jun 2006 (CEST)

Ok, "existierte IN DIESER FORM" - aber so wichtig ist der Satz auch nicht. Marcus Cyron Bücherbörse 12:44, 13. Jun 2006 (CEST)

In den Mannschaftsaufstellungen der Endspiele um den Berliner Pokal von 1907 und 1909 ist in Libero Nr. D3/1992 "Der deutsche Fußball (1900-1920)" beim Ballspiel-Club jeweils als linker Verteidiger ein Spieler namens Tänzer angegeben. In diese Zeit fällt auch die Berufung Willy Tänzers in die Nationalmannschaft. Zwar ist in Libero kein Vorname genannt, aber es wäre doch eigenartig, wenn es noch einen weiteren "Tänzer" (von dieser Klasse) bei einem anderen Verein zum selben Zeitpunkt gegeben hätte. Im Übrigen wundere ich mich, dass man sich über solche Kleinigkeiten wie den Zeitraum im ersten Satz streitet, aber niemand auf meinen langen Diskussionsbeitrag eingeht. Genannt werden darin nur belegte Fakten. Er kann wohl kaum als "bloße Spekulation" abgetan werden. (Ich bin immer noch nicht angemeldet, deshalb nenne ich zur Identifikation meinen Namen. Wolfgang Müller)

Deine Fakten werden auch noch eingearbeitet - aber wenn du das schneller haben möchtest, mußt du es slebst machen. Marcus Cyron Bücherbörse 13:46, 13. Jun 2006 (CEST)

Hallo Wolfgang,

Deine Recherche decken sich doch soweit auch mit dem Hardy Grüne und alles was im Internet zu finden ist. Das ist doch im Text verkürzt wiedergegeben(Ausnahme: Gündungsgeschichte). Ich persönlich halte doppelte Namen nicht für außergewöhnlich. z.B.Brüder im Fussball hatte man auch später(Förster,Rummenigge etc.)Auch ist der Name Tänzer nicht so exotisch, dass zwei unterschiedliche, nicht verwandte Spieler ausgeschlossen sein können. --Northside 15:50, 13. Jun 2006 (CEST)

Hallo Northside, zunächst einmal, ich - Wolfgang Müller - heiße jetzt Dschugaschwili. Nach rund 20 bereits vergebenen Benutzernamen ist mir nichts Dümmeres eingefallen. Jetzt zum eigentlichen Thema: Du hast mit den Namen Recht. Da habe ich wohl einen Denkfehler begangen. Aber man kann falsch argumentieren und trotzdem Recht haben. Nach Durchsicht meines Fußballgeschichte-Materials bin ich auf Carl Koppehel "Geschichte des deutschen Fußballsports" gestoßen. Darin enthalten ist eine Liste deutscher Nationalspieler von 1908 bis 1954. Und auf Seite 324 ist zu finden: "Tänzer, Willy (Berliner BC)." Damit dürfte die Vereinszugehörigkeit von Willy Tänzer - zumindest zum Zeitpunkt seines Einsatzes in der Nationalmannschaft - endgültig geklärt sein, denn der Autor Koppehel war Berliner und hat diese Phase der deutschen Fußballgeschichte noch selbst miterlebt. Offen ist - jedenfalls für mich - nur noch, ob Tänzer bei der 1:5-Schlappe gegen England am 20. April 1908 oder bei der 2:3-Niederlage gegen Österreich am 7. Juni 1908 sein erstes und einziges Spiel in der Nationalelf bestritt.

Der Name sagt mir nichts. Du bist also Spieler bei Freiburg und kommst aus Georgien :-)

Die letzte Frage ist einfach zu beantworten. Quelle: DFB.de Statistik Nationalmannschaft. Beim 2:3 gegen die Ösis! Ich gewichte die Quelle DFB als sehr hoch. Verein von Tänzer versuche ich zu prüfen. Das dauert aber! Anfrage Berliner SC und Hardy Grüne erstmal per Mail. Wenn Berliner SC reagiert und nein sagt, bleibt ja nur der Berliner BC übrig.--Northside 17:40, 14. Jun 2006 (CEST)!

Siehe auch Willy Tänzer. Den habe ich neu erstellt. --Northside 00:24, 16. Jun 2006 (CEST)