Diaphorit

relativ seltenes Mineral, Blei-Silber-Antimon-Sulfosalz

Diaphorit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb2Ag3Sb3S8[2], besteht also aus Blei, Silber, Antimon und Schwefel und zählt zur Gruppe der Ternäre Sulfosalze.

Diaphorit
Diaphorit aus der Typlokalität „Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“, Deutschland (Sichtfeld 3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Dpr[1]

Andere Namen

Bleisilberantimonit

Chemische Formel Pb2Ag3Sb3S8[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.17
II/E.17-030

2.JB.05
03.05.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3[2]
Gitterparameter a = 15,85 Å; b = 5,90 Å; c = 17,92 Å
β = 116,4°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,04; berechnet: 6,019[3]
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität schwach muschelig bis uneben; spröde
Farbe stahlgrau
Strichfarbe stahlgrau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Diaphorit ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und entwickelt prismatische, parallel der Längsachse gestreifte Kristalle mit metallischem Glanz. Das Mineral hat eine stahlgraue Farbe und Strichfarbe, zeigt auf polierten Flächen jedoch eine weiße bis gräuliche Reflexionsfarbe.

Aufgrund der Namensähnlichkeit besteht Verwechslungsgefahr mit dem Aluminiumhydroxid Diaspor.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals beschrieben wurde Diaphorit 1871 durch Victor Leopold Ritter von Zepharovich, der das Mineral nach dem altgriechischen Wort διαφορά [diaphorá] für Verschiedenheit oder Unterschied benannte. Zepharovich wollte mit diesem Namen auf die Verschiedenheit vom chemisch ähnlichen Freieslebenit hinweisen.

Um endlich Klarheit in Bezug auf das seit der Entdeckung des Freieslebenits mehrfach unterschiedlich beschriebene Kristallsystem zu erhalten, analysierte Zepharovich verschiedene Mineralproben, die er unter anderem von der Universität Wien und der Universität Prag erhielt. Da diese Proben hauptsächlich aus der Neue Hoffnung Gottes Fundgrube bei Bräunsdorf (Oberschöna) in Mittelsachsen (Deutschland) und Příbram in Mittelböhmen (Tschechien) stammten, gelten beide Fundorte als Typlokalität. Bei seinen Untersuchungen entdeckte Zepharovich neben dem Freieslebenit das bisher unbekannte Mineral Diaphorit. Seinen Analysen zufolge handelte sich dabei um Modifikationen mit der bis auf geringe Differenzen gleichen chemischen Zusammensetzung Ag4Pb3Sb4S11, wobei er die rhombische Modifikation als Diaphorit und die monokline Modifikation als Freieslebenit bezeichnete.[4]

Mit seinen Ergebnissen hatte Zepharovich allerdings nur insoweit Recht, als dass es sich hier um zwei unabhängige Minerale handelte. Chemische Zusammensetzung und Kristallstruktur mussten allerdings aufgrund neuerer Untersuchungen durch Erwin Hellner 1959 auf die bis heute gültigen Angaben Ag3Pb2Sb3S8 (bzw. kristallchemisch korrekt Pb2Ag3Sb3S8) und monoklin korrigiert werden.[5]

Klassifikation Bearbeiten

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Diaphorit zur Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit Freieslebenit, Marrit, Owyheeit und Zoubekit die unbenannte Gruppe II/E.17 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Diaphorit in die Abteilung der „Sulfosalze mit PbS als Vorbild“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und dem in der Verbindung enthaltenen Metall, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Galenit-Derivate mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.JB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Diaphorit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 03.05.04 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,5 < z/y < 3 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Diaphorit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 15,85 Å; b = 5,90 Å; c = 17,92 Å und β = 116,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Diaphorit bildet sich hydrothermal in mittelgradigen Erz-Gängen, wo er meist in Paragenese mit Galenit, Miargyrit, Sphalerit, Pyrargyrit, Pyrit und anderen Sulfidmineralen, aber auch Siderit und Quarz auftritt.

Als eher seltene Mineralbildung kann Diaphorit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er jedoch wenig verbreitet. Bisher (Stand 2013) gelten rund 110 Fundorte als bekannt.[6]

In Deutschland konnte das Mineral neben seiner Typlokalität „Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“ bei Bräunsdorf noch in der Grube „Alte Hoffnung Gottes“ bei Kleinvoigtsberg und der Grube „Beschert Glück“ bei Zug im Kreis Freiberg in Sachsen, in der Grube „Claus-Friedrich“ bei Sankt Andreasberg in Niedersachsen und der Grube „Friedrich-Christian“ im Wildschapbachtal bei Schapbach in Baden-Württemberg gefunden werden.

In Tschechien trat Diaphorit neben seiner Typlokalität Příbram noch in deren Stadtteil Březové Hory sowie bei Malovidy, Kutná Hora (Kaňk, Poličany) und Jáchymov auf.

In Österreich sind unter anderem die Kreuzeckgruppe (Niedermüller Alp, Plattach) und Rottenstein (Gemeinde Steinfeld) in Kärnten sowie Straßegg nahe Gasen, Feistritzwald, Inneres Kaltenegg nahe Rettenegg und Graschnitzgraben bei Sankt Marein im Mürztal (Fischbacher Alpen) in der Steiermark als Fundort für Diaphorit bekannt.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Bolivien, China, Frankreich, Georgien, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Norwegen, Peru, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südkorea, Tadschikistan, Usbekistan und den Vereinigten Staaten von Amerika.[7]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • M. V. R. Zepharovich: Über Diaphorit und Freieslebenit. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 63 (1871), S. 130–156 (PDF 1,26 MB)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Diaphorite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 91.
  3. Diaphorite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,9 kB)
  4. M. V. R. Zepharovich: Über Diaphorit und Freieslebenit. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 63 (1871), S. 132–133 (PDF 1,26 MB; S. 4–5)
  5. Erwin Hellner: Über komplex zusammengesetzte Spießglanze III. Zur Struktur des Diaphorits, Ag3Pb2Sb3S8. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 110 (1958), S. 169–174 (PDF 1,76 MB)
  6. Mindat – Anzahl der Fundorte für Diaphorit
  7. Fundortliste für Diaphorit beim Mineralienatlas und bei Mindat