Dialog Semiconductor

britischer Halbleiterhersteller

Die Dialog Semiconductor plc. war ein Fabless-Hersteller von anwendungsspezifischen integrierten Mixed-Signal-Schaltungen mit operativem Sitz im britischen Reading und Verwaltungszentrale in Kirchheim unter Teck, der im Jahr 2021 von Renesas Electronics übernommen wurde. Verwendung fanden die Produkte des Unternehmens vor allem im Multimedia- und Hörfunkbereich. Dabei hatte sich das Unternehmen in den letzten Jahren auf die Geschäftsfelder Mobilfunk und Automobil spezialisiert.[1]

Dialog Semiconductor plc.

Logo
Rechtsform Tochtergesellschaft
Gründung 1990
Auflösung 2021
Auflösungsgrund Übernahme durch Renesas Electronics
Sitz London, Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Branche Halbleiterindustrie

Geschichte Bearbeiten

Im Jahr 1981 stieg die International Microelectronic Products Inc. (IMP) mit Sitz im Silicon Valley in den USA, ein Anbieter von CMOS-Halbleitern, in das europäische Geschäft ein. 1986 wurde das Europageschäft in eine eigene Gesellschaft namens IMP Europe überführt. Kurz darauf wurde die Gesellschaft von der Daimler-Benz AG übernommen, die IMP Europe in die damalige Tochtergesellschaft Temic – Telefunken Microelectronic – eingliederte. Durch ein Management-Buy-out, das unter anderem von dem Finanzinvestor Apax Partners und von dem Telekommunikationskonzern Ericsson finanziert wurde, entstand im Jahr 1990 Dialog Semiconductor. 1992 wurde diese Gesellschaft wiederum von Temic Telefunken übernommen. Im Jahr 1998 wurde Temic Telefunken aufgespalten und Dialog Semiconductor in der Folge wieder eigenständig.

Im Jahr 1999 folgte der Börsengang von Dialog Semiconductor im Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse und am 21. September 2009 die Aufnahme in den TecDax.

Dialog Semiconductor übernahm 2011 SiTel, einen Anbieter von Halbleitern für drahtlose Geräte, und 2013 für 345 Millionen US-Dollar das US-amerikanische Unternehmen iWatt, einen Anbieter von Netzteilkomponenten und LED-Technik.[2][3]

Eine im Jahr 2014 geplante „Fusion unter Gleichen“ mit dem österreichischen Halbleiterhersteller ams scheiterte.[4][5][6]

Eine im September 2015 vereinbarte Übernahme des US-amerikanischen Konkurrenten Atmel für 4,6 Milliarden US-Dollar wurde im Januar 2016 abgebrochen. Der als zu hoch kritisierte Kaufpreis war von Microchip Technology überboten worden. Für das Nicht-Zustandekommen der Übernahme musste Atmel 2016 eine Vertragsstrafe von 137 Millionen Euro an Dialog zahlen.[7] Durch den Kauf von Atmel sollte die Abhängigkeit vom wichtigsten Kunden Apple mit einem (geschätzten) Anteil von 78 % des Umsatzes auf 40 % reduziert werden.[8][9]

Am 11. Oktober 2018 wurde bekannt, dass Apple Teile der Geschäftsbereiche und Patentlizenzen von Dialog Semiconductor für rund 300 Millionen US-Dollar einschließlich 300 Dialog-Ingenieure und weitere Mitarbeiter übernimmt. Darunter neben Mitarbeitern aus Großbritannien und Italien auch aus den deutschen Niederlassungen in Nabern und Neuaubing.[10]

Im Oktober 2019 gab Dialog Semiconductor bekannt, den Halbleiterhersteller Creative Chips zu übernehmen, wodurch Kompetenzen im Bereich Industrial Internet of Things hinzukommen.[11]

Anfang März 2020 wurde Dialog Semiconductor überraschend aus dem MDax verdrängt.[12]

Am 8. Februar 2021 hat die Firma einem Übernahmeangebot durch den japanischen Halbleiterkonzern Renesas für rund 4,9 Milliarden Euro zugestimmt.[13] Die Übernahme wurde Ende August 2021 abgeschlossen.[14]

Produkte Bearbeiten

Als Fabless-Hersteller unterhielt Dialog Semiconductor keine eigenen Fabriken, sondern ließ seine Chips von dem Auftragsfertiger TSMC in Taiwan fertigen und auch in Asien montieren.[15]

Das Unternehmen stellte folgende Produkte her:

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dialog Semiconductor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dialog Semiconductor Plc. Firmenprofil. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2009; abgerufen am 21. September 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.boersennews.de
  2. dialog-semiconductor.com: History
  3. Heise Online: Dialog Semiconductor kauft US-Unternehmen iWatt. 2. Juli 2013, abgerufen am 23. Juli 2013.
  4. Arash Massoudi und Bryce Elder: Dialog and AMS in ‘early stage’ merger talks. Financial Times, 25. Juni 2014, abgerufen am 26. Juni 2014.
  5. Kleine Zeitung: ams und Dialog Semiconductor sprechen über Fusion. 26. Juni 2014, archiviert vom Original am 31. August 2014;.
  6. Der Standard: Dialog Semiconductor bläst Fusion mit AMS ab. 22. Juli 2014, abgerufen am 22. Juli 2014.
  7. FOCUS Online: Freude über Dialogs Nein zu Atmel-Bieterkampf währt nur kurz. Abgerufen am 9. Juli 2019.
  8. Dyrk Scherff: Die deutschen Apple-Profiteure. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. September 2015, abgerufen am 18. September 2015.
  9. Börse Online: Chiphersteller kauft US-Firma Atmel für 4,6 Milliarden Dollar. 20. September 2015, abgerufen am 20. September 2015.
  10. heise online: Apple schnappt sich Teile von Dialog Semiconductor – auch in Deutschland. Abgerufen am 9. Juli 2019.
  11. https://www.elektronikpraxis.vogel.de/dialog-semiconductor-uebernimmt-deutsche-halbleiterschmiede-creative-chips-a-871283/
  12. Martin Hock: Dialog Semiconductor fliegt aus Dax-Indizes. In: FAZ.net. 5. März 2020, abgerufen am 28. Januar 2024.
  13. Milliarden für schwäbischen Apple-Zulieferer. In: tagesschau.de. 8. Februar 2021, abgerufen am 8. Februar 2021.
  14. Iris Stroh: Übernahme abgeschlossen, bereits erste Winning Combinations. elektroniknet.de, 31. August 2021, abgerufen am 27. September 2021.
  15. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Jalal Bagherli: Der Nomade. 10. März 2010, abgerufen am 23. Juli 2013.