Die Diagonalsprache ist eine Formale Sprache aus der theoretischen Informatik aus dem Bereich der Entscheidungsprobleme. Sie ist als Menge so konstruiert, dass sie nicht semi-entscheidbar ist, also dass Elemente (Wörter) der Sprache nicht auf algorithmische Weise als zu der Sprache gehörig erkannt werden können. Es kann also keine Turingmaschine geben, die eine Ja-Antwort auf die Frage geben kann, ob ein Element zu der Sprache gehört.

Die Diagonalsprache ist die zentrale Konstruktion im Beweis der Unentscheidbarkeit des Halteproblems.

Die Konstruktion der Sprache basiert auf dem Prinzip der Diagonalisierung. Die Diagonalsprache ist die Menge aller Turingmaschinen, die nicht akzeptieren, wenn sie ihre eigene Kodierung als Eingabe bekommen. Eine Turingmaschine, welche diese Sprache semi-entscheiden könnte, dürfte weder in der Menge noch nicht in der Menge liegen, was zum Widerspruch zu angenommener Semi-Entscheidbarkeit führt.

Das Komplement der Diagonalsprache ist jedoch semi-entscheidbar. Es wird auch als das spezielle Halteproblem bezeichnet und ist das klassische Beispiel dafür, dass es semi-entscheidbare Sprachen gibt, die nicht entscheidbar sind, so dass die Klasse der entscheidbaren Sprachen eine echte Teilmenge der Klasse der semi-entscheidbaren Sprachen ist.

Definition Bearbeiten

Sei   die zu einer Kodierung   gehörige Turingmaschine. Dann ist die Diagonalsprache   definiert als:  

D ist nicht semi-entscheidbar Bearbeiten

Die Diagonalsprache ist nicht semi-entscheidbar, also ist sie auch nicht rekursiv aufzählbar.

Wenn   semi-entscheidbar wäre, gäbe es eine Turingmaschine  , die   semi-entscheidet, so dass alle Elemente   von   akzeptiert werden, und für Elemente     hält ohne zu akzeptieren oder nicht hält. Sei   die Kodierung dieser Turingmaschine  , also  . Wenn   mit Eingabe   gestartet wird (also ihre eigene Kodierung entscheiden soll), gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Angenommen,  :
    •   müsste   akzeptieren, denn   semi-entscheidet  .
    • Nach Definition von   ist damit aber  .
    • Widerspruch
  • Angenommen,  :
    •   darf   nicht akzeptieren, denn   semi-entscheidet  .
    • Wiederum nach Definition von   ist damit aber  .
    • Widerspruch

Somit kann es eine solche Turingmaschine   nicht geben, die   semi-entscheidet.

Das Komplement von D ist semi-entscheidbar Bearbeiten

Das Komplement von  , das sogenannte spezielle Halteproblem, ist jedoch semi-entscheidbar. Definieren wir dieses als  , so akzeptiert folgende Turingmaschine   die Menge  :

  • Bei Eingabe   wird   bei Eingabe   simuliert.
  • Sobald   in einer akzeptierenden Konfiguration hält, hält auch   und akzeptiert.

Damit ist klar, dass jede Eingabe   genau dann von   akzeptiert wird, wenn   die Eingabe   akzeptiert. Für positive Eingaben, also  , akzeptiert   die Eingabe. Für negative Eingaben, also  , hält   nicht in akzeptierender Konfiguration, hält also ohne in einen Endzustand zu gelangen oder hält gar nicht. Damit semi-entscheidet   die Sprache  .

Jedoch entscheidet   die Sprache   nicht, denn es kann negative Eingaben geben, auf denen die Turingmaschine nicht hält. Eine   entscheidende Turingmaschine kann es auch gar nicht geben, denn diese würde auch das Komplement von   (nämlich gerade die Diagonalsprache  ) entscheiden, was nach obigen Ausführungen nicht sein kann.